E-Control: Österreich auf Kurs bei Energiewende

Das Jahr 2023 war ein Jahr mit viel Licht und Schatten. Nach der Achterbahnfahrt während der Energiepreiskrise haben sich die Strom- und Gasmärkte im Laufe des Jahres vorerst wieder beruhigt. Der Wettbewerb hat erneut an Fahrt aufgenommen, auch die Dynamik in den Märkten hat wieder zugenommen, zieht der Vorstand der E-Control Alfons Haber, Bilanz: „Das Interesse an den Energiepreisen steht bei den Konsumenten aber nach wie vor im Fokus. Dabei geht es nicht nur darum, Preise zu vergleichen und eventuell den Lieferanten zu wechseln, sondern vor allem auch darum, weiterhin sparsam mit Strom und Gas umzugehen. Auch Energie selbst zu erzeugen ist für immer mehr Konsument:innen zu einer Option geworden. All diese Bemühungen helfen, den Weg zum 100%-Ziel in Österreich möglichst rasch zu erreichen.“
Mit dem Erlass des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) mit Juli 2021 habe der Gesetzgeber nicht nur ein neues Förderregime, sondern auch eine neue Basis für die Berichtspflichten der E-Control geschaffen. „Der diesjährige EAG-Monitoringbericht, welcher sich auf das Jahr 2023 bezieht, ist erst der dritte seiner Art. Als zentrale Vorgabe des EAGs kann das Ziel von 100% erneuerbarem Strom am Gesamtstromverbrauch angesehen werden“, erläutert Haber. Im vergangenen Jahr ist Österreich diesem Wert mit 92 Prozent schon sehr nahe gekommen.
Geförderter Ökostrom konstant
Verglichen mit 2022 (3.006 GWh) sank die von der Abwicklungsstelle für Ökostrom AG (OeMAG) abgenommene Menge in der Ökobilanzgruppe, welche Anlagen, die einen Einspeisetarif laut ÖSG 2012 oder den ursprünglichen Marktpreis erhalten, auf 2.595 GWh. Die installierte Leistung der Ökobilanzgruppe stieg dabei von 1.518 MW am 31.12.2022 auf 1.556 MW am 31.12.2023. „Gleichzeitig stieg die installierte Leistung in der Marktpreisbilanzgruppe von 1.390 MW Ende 2022 auf 2.405 MW Ende 2023, und es wurden so 1.478 GWh nach 465 GWh 2022 von der OeMAG über diesen Weg abgenommen.“, so Haber. Und weiter: „Im 4. Quartal 2022 hat der Marktpreis gemäß § 41 ÖSG 2012 seinen Höhepunkt erreicht. 2023 und 2024 ist dieser wieder deutlich gesunken.“
Bis 2021 ist die Anzahl der kontrahierten Anlagen in der Ökobilanzgruppe kontinuierlich angestiegen, vor allem aufgrund der vielen neuen PV-Anlagen. „Dieses Bild hat sich mit 2022 gedreht. Im Jahr 2023 ist beispielsweise die Anzahl der PV-Anlagen auf 19.684 zurückgegangen.“, so Haber. Aufgrund des gesunkenen Marktpreises für die Marktpreisanlagen der Ökobilanzgruppe sank auch das Vergütungsvolumen von 666 Mio. im Jahr 2022 EUR auf 387 Mio. EUR im Jahr 2023. Das berechnete Unterstützungsvolumen, also jener Anteil, der nach Abzug des Marktwertes des geförderten Stroms aufzubringen ist, hat sich dabei von minus 109 Mio. EUR 2022 auf 152 Mio. EUR 2023 gedreht.
Ergebnisse
Wie der diesjährige EAG-Monitoringbericht zeigt, wurden auch 2023 trotz Erlass des EAGs mit Mitte 2021 weiterhin bestimmte Ökostromtechnologien mittels staatlich garantierter Einspeisetarife, also fixen Abnahmepreisen für den Strom, gefördert. Betrachtet man die von der OeMAG laut ÖSG 2012 abgenommene Menge im Jahr 2023, so gab es einen Rückgang von 3.006 GWh 2022 auf 2.595 GWh 2023. „Den deutlichsten Rückgang verzeichnete dabei die Photovoltaik. Nach knapp 620 GWh 2022 waren es 2023 356 GWh“, sagt Urbantschitsch. Bei der installierten Leistung ergibt sich ein etwas differenzierteres Bild. Hier stieg die installierte, von der OeMAG in der Ökobilanzgruppe abgenommene, Leistung in Summe von 1.518 MW auf 1.556 MW. Dabei gab es bei der Photovoltaik nur einen leichten Rückgang von 10 MW (583 MW 2022 auf 573 MW 2023). „Gleichzeitig stieg die installierte Leistung in der Marktpreisbilanzgruppe von 2022 auf 2023 um 1.015 MW auf 2.405 MW. Den größten Anteil dabei hat die PV mit 2.336 MW.“, so Urbantschitsch.
„Neben dem ÖSG 2012 konnten im Jahr 2023 379 GWh mittels Marktprämie gefördert werden. Dem Zugrunde liegen 1.069 MW an geförderter Leistung. Der Großteil davon – 748 MW – ist der Windkraft zuzurechnen, gefolgt von der Photovoltaik mit 203 MW. In Summe wurden dabei 32 Mio. Euro an Prämien ausbezahlt.“, erläutert Urbantschitsch. Und weiter: „Betrachtet man die Zusammensetzung dieser Leistung, so basiert der Großteil davon noch auf Anlagen, die von ihrer Wechselmöglichkeit aus dem ÖSG in das EAG Gebrauch gemacht haben.“
„Neben der Ökobilanzgruppe wurden in der Marktpreisbilanzgruppe nach 465 GWh 2022 1.478 GWh 2023 abgenommen. Damit einher ging auch ein Anstieg der Leistung innerhalb der Marktpreisbilanzgruppe von 1.390 MW auf 2.405 MW 2023.“, so Urbantschitsch. Das ausbezahlte Vergütungsvolumen sank im Jahr 2023 auf 387 Mio. Euro (-279 Mio. Euro). Das Vergütungsvolumen ist die Summe der ausbezahlten Einspeisetarife und enthält somit den Marktwert des abgenommenen Stroms. Das errechnete Unterstützungsvolumen, welches die tatsächliche Förderung über dem Marktwert hinaus zeigen soll, belief sich im Jahr 2023 auf 152 Mio. Euro.
Energiegemeinschaften wachsen
Weiters zeigt der EAG-Monitoringbericht, dass mit Mitte 2023 364 Erneuerbare-Energiegemeinschaften (EEG) in Betrieb waren. „Betrachtet man den Berichtszeitraum 2023, so waren mit 31.12.2023 bereits 867 Erneuerbare-Energiegemeinschaften in Betrieb. Mitte 2024 waren es bereits 1.650 EEGs. Dabei konnte die Anzahl der Mitglieder innerhalb von EEGs von knapp 7.000 Ende 2022 auf beinahe 29.000 Ende 2023 gesteigert werden. Neben des EEGs gab es Mitte 2024 234 BEGs und 2.412 Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen (GEAs).“, erläutert Urbantschitsch und er fügt hinzu: „Unter den gegebenen Bedingungen können diese Zahlen durchaus als beachtlich bewertet werden, vor allem die anhaltende Dynamik. Mit Inkrafttreten des EAG gab es für Energiegemeinschaften wenig konkrete Erfahrungswerte hinsichtlich einer möglichen Umsetzung. Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen haben als Anhaltspunkt gedient, aber konnten andererseits auch wieder nicht direkt auf Energiegemeinschaften umgelegt werden.“
Gerade für Energiegemeinschaften spielen dabei zeitnahe und korrekte Abrechnungsdaten eine zentrale Rolle, so Urbantschitsch. Demgegenüber steht die technische Realität, dass Daten nicht immer zu 100% verfügbar seien. Unabhängig von der Teilnahme an einer Energiegemeinschaft müssen hier jedoch Regelungen spezifiziert werden, die im Einklang mit dem Strommarktdesign stehen. In diesem Bereich hätte die ElWG-Novelle entsprechende Klarstellungen liefern sollen“, bedauert Urbantschitsch das fehlende Gesetz.
Fazit
Die beiden Vorstände der E-Control sind sich sicher: Der Ausbau der Erneuerbaren erlebt weiterhin einen nie dagewesenen Boom. Die Entwicklung der letzten beiden Jahre zeige, dass es sich dabei nicht um einen „Trend“ handelt, sondern dies einen nachhaltigen Effekt darstellt. Menschen wollen aus energetischer Sicht unabhängiger werden und sich nicht mehr den volatilen Launen des Marktes unterwerfen. Eigenversorgung, Energiegemeinschaften und weitere neue Versorgungsmodelle werden in den nächsten Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen, ist Urbanitsch überzeugt: „Für uns als E-Control ist es dabei wichtig, die Marktentwicklungen zu begleiten, damit alle Kund:innen partizipieren und davon profitieren können. Weiters ist es natürlich unerlässlich, im Kerngeschäft der Regulierung entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, damit die Infrastruktur mit den Veränderungen mithalten kann.“
Kommentare