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Mittwoch, 18. Juni 2025
Höhere Sammelquote notwendig

Lithium-Akkus: Entsorger und Feuerwehren fordern Pfand-Lösung

Über den Rand Hintergrund | Dominik Schebach | 17.10.2024 | | 1  
Unsachgemäß entsorgte Lithium-Akkus und -Batterien verursachen immer öfter Brände in Entsorgungsbetrieben. Unsachgemäß entsorgte Lithium-Akkus und -Batterien verursachen immer öfter Brände in Entsorgungsbetrieben. Immer mehr Lithium-Batterien und -Akkus sind im Umlauf. Dies stellt vor allem auch für die Abfallentsorgungsbetriebe und Feuerwehren ein immer größeres Problem dar, da diese Energiespeicher – unsachgemäß entsorgt – immer wieder schwere Brände verursachen. Der Fachbereich Eigentumsschutz im KFV, die Österreichischen Entsorgungsbetriebe und der Österreichische Bundesfeuerwehrverband haben deswegen heute einen Appell an die zukünftige Bundesregierung gerichtet: Sie wünschen sich eine bessere Kennzeichnung und ein verpflichtendes Pfandsystem für Lithium-Energiespeicher.

Ihr Siegeszug scheint unaufhaltsam, sie kommen in E-Zigaretten, elektrischen Zahnbürsten, Mobiltelefonen, E-Rollern oder blinkendem Spielzeug zum Einsatz. Lithium-Akkus speichern viel Energie auf kleinstem Raum, haben eine lange Lebensdauer, lassen sich schnell aufladen und kosten immer weniger. Mit dem steigenden Absatz geht auch eine eindeutige Zunahme von Bränden in privaten Haushalten und Entsorgungsbetrieben einher. Denn Lithiumbatterien können sich bei falscher Lagerung oder kleinster Reibung selbst entzünden und gefährliche Brände verursachen. Österreich steht mit dem Problem nicht allein da: Auch in Deutschland, Frankreich und Großbritannien zeigen Daten, dass sich die Zahl der Akkubrände in den letzten Jahren vervielfacht hat. Die EU schreibt daher vor, bis 2030 die Sammelquote von Gerätealtbatterien auf 73% zu erhöhen. Die künftige Bundesregierung steht unter Zugzwang, Österreich schaffte 2022 gerade einmal 44%.

„Wir haben ein Problem, aber es gibt Lösungen“ war der Grundtenor einer gemeinsamen Pressekonferenz vom Fachbereich Eigentumsschutz im KFV, dem Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) und dem Österreichischen Bundesfeuerwehrverband (ÖBFV). Produkte mit Lithiumbatterien müssen von den Herstellern viel besser gekennzeichnet und Konsumenten über alle Gefahren bei der Lagerung und Ladung von Akkus aufgeklärt werden.

Einzig die Einführung eines Pfands auf Batterien und Akkus kann die Sammelquote deutlich erhöhen und somit gefährliche Explosionen und Brände verhindern. Grundsätzlich sollten alle noch so kleinen Lithiumbatterien ausschließlich in den dafür vorgesehenen Sammelboxen im Handel oder bei Altstoffsammelzentren getrennt entsorgt werden. Dann können auch wertvolle Metalle wie Blei, Nickel, Lithium oder Kobalt aus alten Batterien recycelt werden. Derzeit wird nur die Hälfte der in Umlauf gebrachten Lithiumbatterien getrennt entsorgt.

Brände in Recyclingbetrieben verfünffacht

Bei der heutigen gemeinsamen Pressekonferenz forderten Martin Mittnecker vom ÖBFV, Gabriele Jüly (VOEB) und Armin Kaltenegger (KfV) u.a. ein Pfandsystem für Lithium-Akkus.

So wurden im Jahr 2022 zwar in Österreich mehr als 7.100 Tonnen Gerätebatterien in Umlauf gebracht, aber nur 2.800 Tonnen getrennt gesammelt. Somit erreicht Österreich erstmals die von der EU geforderte Mindestsammelquote von derzeit 45% nicht, sie ist vielmehr das dritte Jahr in Folge rückläufig und betrug nur 44%. Das Problem: Wenn Lithiumbatterien nicht getrennt entsorgt, sondern im Restmüll landen, können sie sich bereits bei kleinster Reibung bzw. mechanischer Einwirkung entzünden und gefährliche Brände verursachen, sowohl in Mülltonnen und LKWs als auch in Recyclinganlagen. Studien der Montanuniversität Leoben bestätigen den eindeutigen Zusammenhang zwischen der steigenden Anzahl von Lithiumbatterien im Restmüll und den Bränden bei Recyclingbetrieben. Diese haben sich in Österreich innerhalb von zehn Jahren mehr als verfünffacht.

VOEB fordert Pfand auf Batterien

VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly: „Wir sprechen hier von bis zu sechs Brandherden pro Tag in österreichischen Entsorgungs- oder Recyclingbetrieben. Obwohl die Unternehmen in den letzten Jahren massiv in den Brandschutz investiert haben und die allermeisten Brände rechtzeitig gelöscht werden, vergeht keine Woche, in der es nicht auch zu lebensgefährlichen und existenzbedrohenden Explosionen kommt.“

Die Verzweiflung in der Branche ist enorm, insbesondere aufgrund der Tatsache, dass die Verantwortung woanders liegt, nämlich bei den Herstellern von Produkten mit Lithiumbatterien sowie den Konsumenten, die aufgrund von mangelndem Wissen oder fehlender Sorgfalt Batterien nicht fachgerecht entsorgen. „Alle in Umlauf gebrachten Lithiumbatterien müssen getrennt entsorgt werden. Daran führt kein Weg vorbei. Und dieses Ziel können wir nur erreichen, wenn ein Pfand auf Batterien und Akkus eingeführt wird“, ist Jüly überzeugt. „Drei Gründe sprechen eindeutig für ein Pfand: Brände verhindern, Sammelquote erhöhen und Ressourcen schonen. Die zukünftige Regierung steht klar unter Zugzwang.“ Die gute Nachricht aus Sicht VOEB-Präsidentin: Studien zeigen, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Einführung eines Batteriepfands begrüßen würde, um Brände zu verhindern.

Brandbekämpfung

Aber auch private Haushalte sind zunehmend von Akkubränden betroffen, wobei vermutlich nur die wenigsten wissen, wie man einen Akkubrand richtig löscht und warum Brände überhaupt entstehen, wie Martin Mittnecker vom Österreichischen Bundesfeuerwehrverband ausführte: „Brände können zum Beispiel durch Kurzschlüsse ausgelöst werden, durch mechanische Beschädigungen der Zellen aufgrund eines Sturzes oder auch durch zu niedrige Temperaturen. Wird nämlich der Akku längere Zeit Frostwerten ausgesetzt, droht dauerhafter Kapazitätsverlust und es entsteht Brandgefahr während des Ladevorgangs.“

Bricht trotz aller Vorsicht zu Hause ein Brand aus, rät der Feuerwehrexperte zu folgender Vorgehensweise: „Wenn der brennende Akku noch ans Stromnetz angeschlossen ist, trennen sie das Ladegerät zuerst vom Netz und löschen Sie ihn dann mit Wasser.“ Ganz wichtig dabei: Lithium-Ionen-Batterien reagieren oft zeitverzögert, d.h. auch wenn das Feuer augenscheinlich gelöscht ist, sind nicht automatisch die chemischen Prozesse im Inneren der Zelle gestoppt. Die Akkus sollten daher weiter mit Wasser gekühlt werden. Da eine Neuentzündung trotzdem nicht ausgeschlossen werden kann, sollte man den Akku auf eine nicht brennbare Unterlage im Freien legen. Zudem sollte man generell nicht zögern, die Feuerwehr anzurufen, bevor sich der Akkubrand zu einem Wohnungsbrand ausbreitet.

Prävention

Der Brandvermeidung widmete sich Armin Kaltenegger, Leiter des Fachbereichs Eigentumsschutz im KFV. Er appellierte deswegen vor allem auch an die Endkunden: „Die Brandprävention im eigenen Haushalt beginnt bereits beim Kauf. Kaufen Sie bitte keine auffallend billigen Produkte, denn bei diesen kann es passieren, dass an der Sicherheit des Netzteils gespart wurde oder dass diese nicht umfassend getestet wurden.“,

Nachgemachte Netzteile sind zudem oft nicht ausreichend isoliert. Auch kann es durch große Spannungsschwankungen zu einem erhöhten Risiko für die angeschlossenen Geräte kommen. Ein weiterer großer Risikofaktor für das Entstehen von Bränden ist das Laden der Akkus. Vor allem Smartphones, E-Bikes oder E-Scooter hängen heutzutage fast täglich in zahlreichen österreichischen Haushalten an der Steckdose und stellen somit auch eine entsprechend große Gefahr dar. „Wenn der Akkustand nur noch 20 bis 30 Prozent beträgt, sollte das Gerät an die Steckdose. Bitte warten Sie niemals so lange bis der Akku komplett leer ist, denn das kann dem Akku ebenso schaden, wie wenn man ihn täglich komplett vollladet“, erklärt Kaltenegger. Weiters sollte man bedenken, dass beim Ladevorgang immer auch Abwärme entsteht. Ein daneben liegendes Stofftier oder andere leicht brennbare Gegenstände stellen daher immer auch eine potenzielle Brandgefahr dar.“

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Kommentare (1)

  1. Pfand ist das Einfachste.
    Wenn ein Pfand eingeführt wird dann muß auch gewährleistet sein das die Batterien bzw. Akkus auch einfach abgegeben werden können.
    Aber dann ist es aber auch leichter die Akkus richtig abzugeben und nicht in den Restmüll zu schmeißen.
    So unnötig wie der neue Drehverschluss bei den Plastikflaschen.

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