Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Mittwoch, 19. März 2025
„Schlicht unfinanzierbar“

Handels-KV-Verhandlungen: HV ist „fassungslos“

Die Branche | Stefanie Bruckbauer | 24.10.2024 | | 2  
„Der Kuchen ist in den letzten drei Jahren leider immer kleiner geworden, da können die Stücke jetzt nicht größer werden „Der Kuchen ist in den letzten drei Jahren leider immer kleiner geworden, da können die Stücke jetzt nicht größer werden", sagt Handelsverband GF Rainer Will. Auch der Handelsverband äußerte sich zu den KV-Verhandlungen im Handel. Man meint, dass die Forderung nach einer Erhöhung um +4,8% unfinanzierbar sei. „Der Kuchen wird kleiner, da können die Stücke nicht größer werden“, sagt HV GF Rainer Will.

Die gestern zum Start der KV-Verhandlungen im Handel von Arbeitnehmerseite präsentierten Forderungen für die 560.000 Handelsangestellten sorgen beim Handelsverband („und seinen Mitgliedern“, wie der Verband sagt) für „Fassungslosigkeit“. Im zweiten Jahr einer gesamtwirtschaftlichen Rezession und im dritten Jahr in Folge mit rückläufigen Realumsätzen im Handel wäre eine KV-Erhöhung um 4,8 % „schlicht unfinanzierbar“.

Vier Insolvenzen pro Werktag im Handel

„In Österreich gibt es heuer mehr Insolvenzen als je zuvor. Keine Branche ist stärker betroffen als der Handel, wir verzeichnen im Schnitt vier Pleiten pro Werktag. Daher ist die heute von Arbeitnehmerseite geforderte KV-Erhöhung um 4,8 % für uns undenkbar. Das würde viele heimische Handelsbetriebe wirtschaftlich ruinieren und eine nachhaltige Arbeitsplatzsicherung verunmöglichen“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer ersten Reaktion.

Der Handel zählt zu den wichtigsten Säulen der österreichischen Volkswirtschaft, er ist Jobmotor und größer privater Arbeitgeber des Landes. 2024 stehen laut Insolvenzstatistik des AKV allerdings bereits 757 Insolvenzen im Handel zu Buche, das sind mit Abstand die meisten Pleiten aller Branchen. Bei den Gewinnmargen zählt die Branche hierzulande traditionell zu den Schlusslichtern.“

Nur 30% der Händler erwirtschaften heuer einen Gewinn

Hinzu komme, dass nur ein Drittel der Händler angibt, im Gesamtjahr einen Gewinn zu erwirtschaften. Auch die Umsatzentwicklung gebe aktuell, laut Will, wenig Anlass für Optimismus. „2022 verzeichnete der Einzelhandel einen preisbereinigten Umsatzrückgang von -0,8%, 2023 lag das reale Minus sogar bei -3,5%. Heuer wird die Nachfrage im heimischen Einzelhandel erneut signifikant sinken, gleichzeitig steigt der Auslandsabfluss im Onlinehandel massiv.“

Studie belegt hohe Mitarbeiterzufriedenheit im Handel

Trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen zähle der österreichische Handel zu den „attraktivsten und zukunftssichersten Arbeitgebern des Landes“ mit fairen Arbeitsbedingungen und flexiblen, familienfreundlichen Arbeitszeiten, wie Will betont. 85% der Beschäftigten bewerten ihren Job als attraktiv, 77% würden ihre Stelle im Handel weiterempfehlen und 79% sind mit ihren Arbeitszeiten zufrieden.

Apropos Attraktivität: Im Rahmen der letzten KV-Verhandlungen 2023 wurden die Löhne im Handel bekanntlich um +8,4% erhöht. Will dazu: „Das Vollzeit-Mindestgehalt beträgt demnach 2.124 Euro und macht die Attraktivität der Branche auch in Zahlen deutlich. Zum Mindestlohn kommen vielfach Überzahlungen, Zuschläge und variable Prämien hinzu, auch die Aufstiegsmöglichkeiten in der Branche sind groß.“

Fokus auf Arbeitsplatzsicherung

„Es braucht einen Realitäts-Check! Auf der Umsatzseite steuern wir heuer auf das dritte Jahr in Folge mit rückläufigen realen Verkaufszahlen zu. Höhere Einkommen werden gespart, nicht im Handel ausgegeben. Daher appellieren wir im Namen der Händler an die Gewerkschaft GPA, ihre Verantwortung bei der nachhaltigen Arbeitsplatzsicherung wahrzunehmen, damit die Arbeitskräfte auch über den Jahreswechsel hinaus in dauerhafter Anstellung bleiben können“, so Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbandes.

Ein KV-Abschluss über der rollierenden Inflation ist unfinanzierbar, das würde heftige wirtschaftliche Kollateralschäden auslösen. Bereits jetzt stehen 18 % aller Gemeinden in Österreich ohne eigenen Nahversorger da. Der Kuchen ist in den letzten drei Jahren leider immer kleiner geworden, da können die Stücke jetzt nicht größer werden“, so Rainer Will abschließend.

 

Mehr über die diesjährigen KV-Verhandlungen im Handel lesen Sie HIER.

Diesen Beitrag teilen

Kommentare (2)

  1. Rainer Will hat da auf voller Linie recht. Die Sozialpartnerschaft, meiner Meinung nach nichts anderes als eine politische Packlerei auf Kosten der Betriebe und sie ist seit dem Arbeitskräftemangel ohnehin längstens überholt. Wer gute Mitarbeiter braucht muss entsprechend auch Anreize setzen, sprich Bezahlung, Betriebsklima, Arbeitszeiten etc. Man sieht bei der Industrie zu was überzogene Lohnzahlungen führen. Auch der Handel ist in der selben Situation, wenn nicht sogar in einer schlechteren.

    7
    1. Leben und Leben lassen ,
      Mitarbeiter welche bei schwarzen Schafen gearbeitet haben die Corona Hilfen ausgenützt haben und jetzt Pleite gehen können nichts dafür das diese Betriebe pleite gehen , es heißt immer es läuft so schlecht , die Shopping Center sind Pump voll , man fährt lange im Kreis für einen Parkplatz , obwohl der Bierpreis und das Schnitzel heuer schon zum 2. mal erhöht wurden bekommt man keinen Platz , der Strompreis wird wieder teurer , Skifahrern wird nicht mehr leistbar… und wird auf +/- 1 % von Kollateralschaden gesprochen… Beispiel Billa da kostet im Kühlregal eine 0.5 l Cola 1.69€ bei uns im Automaten 1.40€ da kann was nicht stimmen und zumindest solche Unternehmen wo am Jahresende ein dickes Plus rausschaut müssen eine gerechte über der Inflation liegendende Lohnerhöhung zahlen !
      Jene den es nicht so gut gegangen ist kann man ja etwas weniger aufbürden… so schaut Gerechtigkeit aus , won diesen großen Fischen im Handel gibt es genügend !

      4

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden