KV-Verhandlungen mit zähem Start
Für Chefverhandler und Bundesspartenobmann Rainer Trefelik sind die Forderungen der Arbeitnehmer nicht wirtschaftlich darstellbar. Die erste Runde der KV-Verhandlungen im Handel ist gestern erfolglos zu Ende gegangen. Verhandlungsführer, Spartenobmann Rainer Trefelik, lobte zwar das konstruktive Gesprächsklima, seiner Ansicht nach sind die Forderungen der Arbeitnehmer-Seite allerdings nicht wirtschaftlich darstellbar.„Wir hatten eine gute Gesprächsbasis und stießen bei den Arbeitnehmervertretern durchaus auf Verständnis dafür, in welch schwieriger Situation sich die heimischen Handelsbetriebe befinden. Nur das tatsächliche Rendezvous mit der Realität, von dem Wifo-Chef Felbermayr sprach, hat noch nicht stattgefunden“, sagt Bundesspartenobmann Rainer Trefelik in einer Aussendung der WKO.
Er zeigt sich nach dem gestrigen Auftakt der diesjährigen Kollektivvertrags-Verhandlungen für die Angestellten und Lehrlinge im heimischen Handel daher verwundert über die Gewerkschaftsforderung nach einer KV-Erhöhung um 4,8% plus zusätzliche mehr Freizeittage. Denn die Konsequenz der tiefen, mehrjährigen Krise, in der der Handel steckt, könne nur sein, „dass Lohnsteigerungen in dieser Höhe schlicht und einfach wirtschaftlich nicht darstellbar sind“.
Angebot der Arbeitgeber
Um die „konstruktiven Gespräche“ fortzuführen, haben die Arbeitgeber gestern deswegen ihrerseits ein Angebot gelegt, das allerdings deutlich unter den Forderungen der GPA liegt. „Die Gewerkschaft fordert ein Plus von 1% auf die rollierende Inflation – wir bieten 1% auf die tatsächliche aktuelle Inflation vom September. Unser Angebot bedeutet daher trotz aller Herausforderungen, mit denen die Handelsbetriebe konfrontiert sind, eine Steigerung der Kaufkraft“, so Trefelik. Das entspricht einer Gehaltserhöhung um 2,8%. Und dies, obwohl die Arbeitsproduktivität im Handel laut Institut für Höhere Studien zwischen 2021 und 2024 um 3,4% zurückgegangen sei, wie seitens der Bundessparte betont wird.
Wie groß die Herausforderungen im Handel sind, zeigen auch noch drei weitere Zahlen der Bundessparte: So ist seit 2021 der Umsatzindex im heimischen Handel um 9,8% gestiegen, der Verbraucherpreisindex aber um 20,1% und der Tariflohnindex mit 21,3% sogar noch stärker. „Das heißt, die Umsatzentwicklung ist leider durch die Krisen unbefriedigend und gleichzeitig laufen uns die Kosten davon“, so der Chefverhandler der Arbeitgeber. Dazu kommt, dass die Hoffnung, dass kräftige Lohnerhöhungen zurück in den Konsum fließen, sich schon in den vergangenen Jahren nicht erfüllt haben.
Arbeitsplätze erhalten
Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 5. November angesetzt. Dabei will Trefelik das gemeinsame Überwinden der Krise in den Vordergrund stellen. „Wir respektieren die Wünsche der Arbeitnehmer, aber man kann nur verteilen, was zuvor erarbeitet wurde“, so der Bundesspartenobmann. Vor allem müsse ein Weg gefunden werden, der die Betriebe sowie die Arbeitsplätze erhält. „Der Handel belegt in der Insolvenzstatistik aktuell den traurigen ersten Platz. Wenn wir die Betriebe überfordern, riskieren wir noch mehr Schließungen und Insolvenzen und dadurch den Verlust zahlreicher Jobs. Das kann nicht im Sinne der Gewerkschaft sein. Der Erhalt von Arbeitsplätzen muss Priorität haben.“
GPA gibt sich kämpferisch
Seitens der Gewerkschaft gibt man sich allerdings kämpferisch. „Das Angebot der Arbeitgeber ist noch weit von dem entfernt, was die Beschäftigten im Handel erwarten und auch dringend benötigen“, so die Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, Veronika Arnost.
„Wir sind aber bereit, den Weg der konstruktiven Verhandlungen fortzusetzen und hoffen auf eine weitere Bewegung der Arbeitgeber“, so der Vorsitzende des GPA-Wirtschaftsbereichs Handel, Martin Müllauer.
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