„Die Zukunft des Handels“

V.l.r.n.: Markus Kuntke (Rewe International AG), Kathrin Gulnerits (News), Theresa Schleicher (Zukunftsinstitut), Werner M. Bahlsen (Bahlsen Group) und Rainer Will (Handelsverband) (© DHK / Florian Wieser) Unter dem Motto „Die Zukunft des Handels" trafen am 23. Oktober zahlreiche Branchenvertreter aufeinander, um über aktuelle Trends und Zukunftsperspektiven zu diskutieren. Ein Highlight war unter anderem die Keynote von Handelsexpertin Theresa Schleicher.

DHK-Präsident sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG Hans Dieter Pötsch richtete sich zu Beginn des Abends mit einer harten, aber realistischen Botschaft an sein Publikum: „Es gibt nichts zu beschönigen.“ Er erklärte, dass Österreich und Deutschland gleichermaßen „zwischen einer wirtschaftlichen Stagnation und Rezession“ schwanken. “ In weiterer Folge legte Pötsch den Anwesenden vier zentrale Maßnahmen nahe, die das Wachstum wieder ankurbeln könnten: Lohnzurückhaltung, Bürokratieabbau und Senkung der Lohnnebenkosten sowie der Strompreise.

Neue Kundenanforderungen

Ein Highlight des Abends war der Vortrag von Handelsexpertin Theresa Schleicher. In ihrer Keynote „Next Growth – Die kommenden Kundenanforderungen an den Handel“, beleuchtete Schleicher, dass sich der Handel auf die stark veränderten Konsumgewohnheiten der letzten Jahre einstellen müsse. Die „Re-Generation“, also die neue Konsumentengeneration, wisse etwa, dass Schäden in der Landwirtschaft durch Wetterextreme die Produkte verteuern. In der „reifen Ökonomie“ suchten die Menschen nach Orientierung und Sinn, es gebe eine Sehnsucht nach einer „neuen Leichtigkeit“, wie Schleicher ausführt: „Wir befinden uns gerade in einem Zeitalter von Omnikrisen. Das führt bei vielen Leuten zu einem Gefühl der Erschöpfung. Bei all den Veränderungen, die über die letzten Jahre aufkamen, wie z.B. die Digitalisierung oder der E-Commerce, kamen zuerst Angstzustände: Was heißt das eigentlich? Stirbt der stationäre Handel aus? Heute sehen wir, dass dadurch neue Dinge entstanden sind. Mit dem Aufkommen der Globalisierung und der Eröffnung der Märkte, haben wir ganz neue Produkte entwickeln können und trotzdem ist in den letzten Jahren ein Gegentrend entstanden: Die Sehnsucht nach dem Lokalen. Momentan kommen viele Veränderungen gleichzeitig auf uns zu und es entwickelt sich ein neuer Markt, die Ökonomie der Reife.“

Schleicher hob in ihrer Keynote auch Trends wie die qualitative Aufwertung von Marken und die Bedeutung lokaler Erlebnisse hervor. Zudem warnte sie vor einer übertriebenen „Billig-Popkultur“, die den Konsum dominiere: Mehr als 22 Prozent aller Güter des täglichen Bedarfs werden derzeit zu reduzierten Preisen angeboten. „Die wichtigste Frage ist aber: Was ist der Preis unserer Zukunft?“, so Schleicher. Neue Trends wie spielerische Einkaufserlebnisse („Playful Stores“) und gemeinschaftliches Entdecken („Community“) prägen den Handel. Chinesische Plattformen wie Temu würden diesen Aspekt stark aufgreifen.

„Müllstraße quer über den Planeten“

In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen Markus Kuntke (Rewe International AG), Kathrin Gulnerits (News), Werner M. Bahlsen (Bahlsen Group), Rainer Will (Handelsverband) und Schleicher unter anderem über den unfairen Wettbewerb durch chinesische Anbieter, wie Temu oder Shein. „Wir haben es mit einer unfairen Konkurrenz zu tun. Wir sehen, dass sich de facto eine Müllstraße quer über den Planeten zieht. Wenn man Dumpingpreise anbietet und damit auch Kinderarbeit und problematische Qualität importiert, ist es klar, dass der Preis günstig ist und dann ist es auch klar, dass der Konsument leichtfertig zugreift“, so Will.