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Samstag, 7. Dezember 2024
Tragfähiger Kompromiss angestrebt

HV zu Handels-KV: Zweite Runde endet ohne Ergebnis

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 06.11.2024 | |  
Die zweite Runde der Handels-KV-Verhandlungen endete ohne Ergebnis. Der Handelsverband appelliert nun an die GPA, durch einen verträglichen Abschluss einen Beitrag zur Arbeitsplatzsicherung zu leisten.

Gestern, am 5. November, endete die zweite Runde der Kollektivvertragsverhandlungen für den Handel ohne Ergebnis. Die Arbeitgeberseite habe bereits in der ersten Verhandlungsrunde eine „maßvolle, realistische und faire KV-Erhöhung von +2,8 %“ angeboten, wie der Handelsverband sagt, das entspreche einem Plus von 1 % auf die aktuelle Inflation von 1,8% im September sowie im Oktober 2024. Seitens der Arbeitgeber wurde schließlich auf +3,1% nachgebessert – „diese KV-Erhöhung würde sich auf der absoluten Oberkante bewegen“, kommentiert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Rückläufige Umsätze das dritte Jahr in Folge

Die Arbeitnehmerseite fordert eine Erhöhung um +4,3% plus zusätzliche freie Tage – „und damit eine Erhöhung weit über der rollierenden Inflation von +3,8%“, so der HV, laut dem dies „schlicht unfinanzierbar“ sei, ohne viele Arbeitsverhältnisse zu gefährden. Den Grund erklärt der HV wie folgt: „Einerseits verzeichnet der österreichische Handel heuer bereits das dritte Jahr in Folge mit real rückläufigen Umsätzen. Anderseits ist die Kostenbelastung für die heimischen Händler in den letzten drei Jahren durch die Decke gegangen.“

Keine Branche im Land ist stärker von Pleiten betroffen

Die logische Konsequenz sei: „Keine Branche im Land ist stärker von Insolvenzen betroffen als der Handel. Keine Branche muss zurzeit mehr Schließungen verkraften als wir. Nur ein Drittel der Handelsbetriebe wird das heurige Jahr mit einem Gewinn abschließen. Angesichts der extrem herausfordernden Lage ist das neue Angebot der Arbeitgeberseite mit +3,1 % bereits sehr hoch“, bestätigt Rainer Will. „Ein noch höherer Abschluss wäre jetzt wie ein schwerer Rucksack, der die Branche zusätzlich belastet und viele Unternehmen die wirtschaftliche Existenz kosten würde. Unser Ziel ist daher ein tragfähiger Kompromiss, der den Handel stabilisiert und den Beschäftigten eine sichere Perspektive bietet.“

„Wir bedauern sehr, dass in der zweiten Runde der Kollektivvertragsverhandlungen wieder keine Einigung erzielt werden konnte. Leider hält die Arbeitnehmerseite weiterhin an nicht stemmbaren Forderungen fest, die unsere Betriebe in dieser Lage unmöglich erfüllen können. Im zweiten Jahr der wirtschaftlichen Rezession wäre mehr Augenmaß und Realitätssinn dringend angebracht„, ergänzt Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch. „Wir stehen zu unserer Verantwortung für die Beschäftigten, aber auch zur Sicherung von Arbeitsplätzen – was in dieser schwierigen Zeit nur mit Augenmaß gelingt.“

„KV-Rekordabschluss 2023 zeigt: Höhere Einkommen fließen nicht in den Konsum“

Wie der HV sagt, habe der KV-Rekordabschluss von 2023 (im Schnitt +8,39%) jedenfalls klar gezeigt: „Massive Einkommenszuwächse fließen – entgegen allen Prognosen – nicht in den klassischen Konsum (= Kauf von Waren), sie erhöhen vielmehr die Sparquote. Mittlerweile liegen wir in Österreich bei stolzen 11,4%, 2025 rechnet das WIFO sogar mit einem Anstieg der Sparquote auf 11,5%.“

Erschwerend hinzu komme die Verschiebung der Konsumausgaben weg vom klassischen Warenkauf hin zu Reisen, Urlaub, Gastronomie und Selbstoptimierung. Das Konsumentenvertrauen sei zwar zuletzt marginal angestiegen, liegeaber weiterhin auf niedrigem Niveau, so der Verband.

„Wir werden unseren Beschäftigten auch heuer bei der Bewältigung der Teuerung entgegenkommen. Wir können aber nur gemeinsam durch die Krise kommen, in welcher der Konsum an Waren fernblieb und die Sparquote gleichzeitig stark angestiegen ist, genauso wie die Ausgaben für Urlaub, Freizeit und Reisen. Konsum braucht Vertrauen, stabile Rahmenbedingungen und eine Perspektive, die den Menschen und den Unternehmen gleichermaßen Sicherheit gibt“, so  Will. Der Forderung nach mehr freien Tagen erteilt Will angesichts der Krise eine klare Absage. „Die Arbeitgeberseite bleibt jedenfalls gesprächsbereit und setzt auf eine konstruktive Zusammenarbeit, um gemeinsam eine tragfähige Lösung mit Weitblick zu finden.“

 

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