Digitalisierungsindex 2024: Aufholbedarf bei Schlüsseltechnologien
Karim Taga, Partner bei Arthus D. Little, und Drei CEO Rudolf Schrefl präsentierten den diesjährigen Bericht zur Digitalisierung in Österreich. (© Roland Rudolph/Drei@APA) Seit 2017 beobachtet Drei gemeinsam mit Unternehmensberater Arthur D. Little die Entwicklung der Digitalisierung in Österreich. Nimmt man sich die heute, Freitag, veröffentlichten Zahlen für 2024 her, dann wird schnell klar: Bei Schlüsseltechnologien wie IoT, Künstliche Intelligenz oder Cloud Services haben die heimischen Betriebe noch viel Luft nach oben. Denn nach einem deutlichen Anstieg zu Beginn der Pandemie stagniert der Digitalisierungsindex mit einem Wert von 34,3 von 100 möglichen Punkten seit nunmehr vier Jahren.Nach Ansicht von Drei CEO Rudolf Schrefl hängt diese Stagnation auch mit viel Unsicherheit und Unwissen seitens der IT-Entscheider zusammen. Wie der nun veröffentlichte Digitalisierungsindex, welcher von Drei bei Arthur D. Little und marketmind in Auftrag gegeben wurde, fallen vor allem kleine Betriebe mit unter 20 Mitarbeitern beim Einsatz neuer Technologien immer weiter zurück, während sich größere und mittlere Unternehmen positiv entwickeln.
„Die Digitalisierung österreichischer Betriebe stagniert – und das wird in der momentanen Wirtschaftslage zunehmend zum Wettbewerbsnachteil“, erklärte dann Drei CEO Rudolf Schrefl bei der heutigen Pressekonferenz. „Was unsere Studie gezeigt hat, ist: Die Betriebe sehen die Veränderung und das Potenzial. Was fehlt, sind das Wissen und die Möglichkeiten. KI als eine der wichtigsten Technologien hat das Potenzial, als Wirtschaftsmotor zu fungieren, damit Österreich nicht weiter zurückfällt. Unser Appell an die zukünftige Regierung ist der Aufbau von Akzeptanz durch Beratung, der Abbau von überbordender Bürokratie und Strafen und das Setzen finanzieller Anreize.“
Mittlere und große Betriebe müssten bereits große Gruppen von Mitarbeitern dafür abstellen, um IT-Projekte datenschutzkonform abzuwickeln. Unter diesen Umständen lassen es viele KMU nach Ansicht von Schrefl gleich bleiben. Damit verliere die österreichische Wirtschaft aber viel Potenzial, wenn es um Effizienzsteigerungen gehe. Das hemme auch die Einführung neuer Technologien wie KI. Laut Digitalisierungsindex wird die KI in Österreich am ehesten zur Kundenkommunikation genutzt – 8% der Unternehmen tun dies bereits. Bei Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten sind es 20%. Und die Anwendungsfälle werden zunehmend konkreter – von Texterstellung bis hin zu Chatbots sowie Bildbearbeitung. Derzeit überwiegt allerdings noch die Zurückhaltung, wenn es um das Potenzial von KI im Bereich Personalressourcen geht: In 7 von 10 Betrieben herrscht die Ansicht, dass der Einsatz von KI nicht dabei helfen wird, fehlendes Personal auszugleichen. Drei Viertel der Betriebe (74 Prozent) glauben nicht, dass durch den Einsatz von KI Personalkosten eingespart werden können.
„Die KI ist ein Gamechanger für eine erfolgreiche Umsetzung der digitalen und grünen Transformation. Während die USA die Rangliste der KI-Nationen anführt, ist der Einsatz von KI auch in Österreich vermehrt auf dem Vormarsch. Rund 11 % der Unternehmen nutzen KI aktiv, am häufigsten ist die Nutzung im IKT-Sektor, wobei Österreich mit einer Rate von rund 37 % sogar Platz 3 innerhalb des Sektors im EU weiten Vergleich einnimmt. Wir sehen ein hohes Wachstumspotenzial des österreichischen KI-Marktes, vor allem im Bereich des maschinellen Lernens. Die heimische KI-Landschaft existiert bereits und ist breit aufgestellt, muss allerdings viel intensiver genutzt werden. Für die KI-Transformation bedarf es unserer Ansicht nach eines Zusammenspiels der Kernstakeholder Öffentliche Hand, privater Sektor sowie Universitäten & Forschungsinstitute“, so Karim Taga, Managing Partner Arthur D. Little Österreich.
IoT und Cloud Services
Über alle Unternehmensgrößen hinweg nutzt erst ungefähr jeder zehnte heimische Betrieb das Internet der Dinge, um Unternehmensprozesse zu digitalisieren, zur systematischen Erhebung von Sensoren- oder Gerätedaten oder zur Vernetzung des Standortes. Bei größeren Unternehmen zeigt sich ein anderes Bild: 28% nutzen IoT, um Prozesse zu digitalisieren und jedes zweite Unternehmen erhebt Sensor- und Gerätedaten mittels IoT.
Anders ist das Bild Cloud Services: Die Zahl jener Unternehmen, die Cloud Services als nicht oder überhaupt nicht relevant erachten, ist mit 50% zwar nach wie vor hoch, schrumpft aber rasch – 2023 waren es noch 60%. Bei Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten schreibt nur mehr ein Viertel Cloud-Services keine Bedeutung zu.
High Speed-Internet ist noch nicht angekommen
Für den Telekom-Handel interessant: Erstmals gibt die Studie Aufschlüsse zur Telekommunikations-Ausstattung österreichischer Betriebe. Da zeigt sich, dass heute jedes 7. Unternehmen kein Festnetz-Internet mehr hat, sondern nur mehr mobiles. Bei den mittelständischen Unternehmen (10-50 Mitarbeitern) verzichtet fast jedes Fünfte auf Festnetz-Internet.
Die Unwissenheit über die Internet-Geschwindigkeit ist allerdings hoch. 4 von 10 Telko-Entscheider in österreichischen Unternehmen wissen nicht, wie schnell ihre Internetverbindung ist – unabhängig von der Unternehmensgröße. High-Speed-Internet ist noch nicht in Österreichs Betrieben angekommen: Nur 7 Prozent haben Internet mit einer Geschwindigkeit von über 500 Mbit.
Digitalisierungsklima positiv – es scheitert an der Umsetzung
Generell ist das Digitalisierungsklima positiv. 85 % der Unternehmen sehen durchaus Chancen durch Digitalisierung, vor allem bei der Gewinnung von neuen Kunden, Kostenersparnis und Erhöhung der Agilität und Flexibilität. Demgegenüber sehen allerdings 76 % der Unternehmen Herausforderungen bei der weiteren Digitalisierung: Am häufigsten betrifft dies das fehlende Know-how im Unternehmen, gesetzliche Rahmenbedingungen und veraltete IT-Infrastruktur.
Für den Digitalisierungsindex wurden nunmehr schon zum siebenten Mal Mitte des Jahres rund 800 Unternehmen aller Branchen und Größen in ganz Österreich befragt. Der Index errechnet sich aus fünf Einzelfaktoren von der IT-Ausstattung und -Vernetzung über Online-Präsenz und -Vertrieb bis zur Arbeitsweise. Auf einer Skala von 1 bis 100 gibt der Index den Digitalisierungsgrad eines Unternehmens an.
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