Einrichtungsfachhandel schlägt Alarm
Hubert Kastinger, Obmann des Einrichtungsfachhandels, fordert u.a. die Entschärfung der KIM-Verordnung. (© D.Schebach) Mit drastischen Worten hat heute Hubert Kastinger, Obmann des Einrichtungsfachhandels, auf die Krise in der Branche aufmerksam gemacht. Die anhaltende Krise wegen des Einbruchs im Bausektor bedrohe viele Betriebe in ihrer Existenz. Er forderte deswegen von der nächsten Bundesregierung die Entschärfung der KIM-Verordnung sowie die Aussetzung der geplanten EU-Entwaldungsverordnung.Es sind praxisferne Barrieren, welche der Branche zu schaffen machen. Daran ließ Kastinger beim heutigen Pressegespräch keinen Zweifel. So lastet die in Österreich besonders streng implementierte Vergaberichtlinie für Kredite (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung) besonders schwer auf dem Wohnbau. So prognostiziert die Immo-Branche bis 2026 einen Rückgang der jährlich freifinanzierten Wohnungsfertigstellungen um 90% – mit allen Folgen für die nachgelagerten Branchen, da ohne Neubauten auch keine Nachfrage nach Inneneinrichtungen vorhanden ist. Der Wertschöpfungsfaktor der Bauwirtschaft von 1:4 zeigt, dass nachgelagerte Branchen – vom Baunebengewerbe wie Maler, Elektriker oder Fliesenleger bis zu den Möbelhändlern – die fehlende Nachfrage massiv zu spüren bekommen. Insolvenzen in der Einrichtungsbranche erzeugen hier zusätzlichen Druck. Sollte die Politik hier nicht tätig werden, dann drohe ein Dominoeffekt.
„Werden keine Wohnungen mehr gebaut, gibt es auch keine Käufer für Einrichtungen. Das wird den Ruin vieler Betriebe bedeuten“, sagte Kastinger, heute vor Journalisten in Wien. Weil die Branche nicht ausreichend gehört wird, wurde nun ein offener Brief an die Politik formuliert und abgeschickt. Die Einrichtungs-Branche erhofft sich auf nationaler wie europäischer Ebene noch mehr Verständnis für nötige Maßnahmen und Lösungsvorschläge.
Um die Situation zügig zu entschärfen, schlägt Kastinger ein Aussetzen der KIM-Verordnung vor: „Hier werden wir am Gängelband gehalten. Die Eigenkapitalanforderungen für einen Kredit sind für Private nicht mehr darstellbar. Dabei ist dieser Sektor mit seinen geringen Ausfallsraten kaum ein Problem für die Banken. Deswegen ist Aussetzen der KIM Verordnung angebracht. Das ist eine Maßnahme, welche dem Staat nichts kostet und die schnell wirksam ist.“
Bürokratiemonster
Die geplante EU-Entwaldungsverordnung wiederum stellt aus Sicht Kastingers ein wahres Bürokratiemonster dar. Der damit verursachte Bürokratieaufwand sei für KMU nicht zu stemmen. Denn diese Regelung sieht im Fall des Einrichtungsfachhandels vor, dass zur Eindämmung der weltweiten Abholzung und Waldschädigung jedes Holzmöbel bis zu seinem Ursprung nachverfolgbar sein muss. Das bedeutet, dass bespielweise alle für eine Spanplatte verwendeten Bäume inklusive des Standorts in eine Datenbank eingetragen werden müssen.
„Es entsteht ein administrativer Aufwand, der für ein KMU nicht zu bewältigen sein wird und obendrein stehen immense Strafen im Raum“, so Kastinger. „Von einigen Betrieben wissen wir bereits, dass sie angesichts des drohenden administrativen Aufwandes und der Strafen, ihren Betrieb einstellen würden.“
Die Herausforderungen, die Herr Kastinger beschreibt, verdeutlichen nicht nur die Schwierigkeiten der Einrichtungsbranche, sondern auch die dringende Notwendigkeit, Digitalisierung und AI-Trends stärker einzubeziehen, um Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) leiden unter einer unsicheren Wirtschaftslage und bürokratischen Hürden, die Innovationen oft bremsen.
Eine stärkere Nutzung von Künstlicher Intelligenz könnte helfen, Prozesse wie die Rückverfolgbarkeit von Holz effizienter zu gestalten und den administrativen Aufwand zu reduzieren. Digitalisierung und Automatisierung könnten zudem die Sichtbarkeit der Unternehmen im Internet steigern, sodass sie ihre Zielgruppen besser erreichen und neue Märkte erschließen können – gerade in Zeiten rückläufiger Bautätigkeit eine Überlebensstrategie.