Alles wird anders
Liest man sich derzeit die Wirtschaftsseiten der großen Tageszeitungen durch, dann gewinnt man den Eindruck, dass Österreich am Rande des Abgrunds steht. Da strauchelt nicht nur kika/Leiner im Möbelfachhandel. Selbst gestandene Marken der österreichischen Industrie wie KTM stehen auf einmal zur Disposition. Unter diesen Umständen wird Optimismus zum knappen Gut. Dabei ist derzeit nichts wichtiger als eine gesunde Portion Optimismus.Ich meine damit allerdings nicht einen falschen Optimismus, der Probleme verleugnet oder wegschiebt. Mir geht es um jenen Glauben an die Zukunft, der auf den eigenen Stärken aufbaut. Und da hat die Branche meiner Meinung nach durchaus einigen Grund, auch optimistisch zu sein. Denn der Fachhandel hat auch in Zeiten wie diesen jenen Kunden, welche auf Qualität, Sicherheit und Convenience setzen, viel zu bieten. Darauf aufbauend kann die Branche auch die Herausforderungen angehen, denen wir uns gegenübersehen.
Viele dieser Herausforderungen erwachsen aus der überall grassierenden Unsicherheit. Das beginnt mit dem für die Branche so wichtigen Weihnachtsgeschäft. Zum jetzigen Zeitpunkt – knapp vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe – schwanken die Marktforscher zwischen Trübsal blasen und vorsichtiger Entwarnung. Grund dafür sind die sich widersprechenden Umfrageergebnisse. Das deutet auch darauf hin, dass die Konsumenten ob der Nachrichtenlage aus der Wirtschaft und den Rahmenbedingungen etwas orientierungslos sind. Andererseits hat der erste Adventsamstag – in Kombination mit Black Friday – überraschend viele Kunden in den Handel gebracht. Teilweise lag die Kundenfrequenz an diesen wichtigen Einkaufstagen laut der Schnellschätzung des Handelsverbands um mehr als 40 % über dem Vorjahr. Im Branchenvergleich zeigte demnach auch der Elektrofachhandel eine gute Performance an diesem Wochenende. Anscheinend wollen sich die Österreicher Weihnachten dann doch nicht vermiesen lassen. Ich gehe allerdings davon aus, dass die Österreicher dieses Jahr bewusster mit ihren Euros umgehen werden. D.h. nicht unbedingt weniger Umsatz, aber der Handel wird sich dieses Jahr seine Erträge härter verdienen müssen.
Umso wichtiger ist es, dass Österreich aus dem Stimmungstief herausfindet, das derzeit bleiern über dem Land liegt.
Damit der Handel allerdings auch in Zukunft erfolgreich ist, braucht es mehr als ein gelungenes Weihnachtsgeschäft. Die Rahmenbedingungen generell müssen stimmen. Da zeichnen sich zumindest einige atmosphärische Verbesserungen ab: So läuft kommendes Jahr die KIM-Verordnung aus. Diese Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung mit ihren hohen Vorgaben bezüglich des Eigenkapitals lastet derzeit noch besonders schwer auf dem Bausektor – und damit in weiterer Folge auf dem Baunebengewerbe sowie dem Einrichtungsfachhandel. Denn ohne neue bzw. renovierte Wohnungen braucht es auch keine neuen Küchen und damit auch weniger Haushaltsgeräte, Fernseher, PV-Anlagen oder Smart Home-Anwendungen. Ein Auslaufen der KIM-Verordnung im kommenden Jahr könnte hier nun als Stimmungsaufheller wirken und den aufgestauten Bedarf mobilisieren, womit zumindest mittelfristig dieser Sektor wieder anspringen könnte.
Zum anderen erwarten die Ökonomen, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr allgemein wieder etwas anzieht. Wie weit diese Prognose allerdings hält und wie lange es dauert, bis diese Verbesserung auch in den Köpfen der Konsumenten ankommt, bleibt angesichts der jüngsten Entwicklung in der österreichischen Industrie abzuwarten. Umso wichtiger ist, dass Österreich aus dem Stimmungstief herausfindet, das derzeit bleiern über dem Land liegt. Hier die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, das ist ein Auftrag an die Politik. Aber da ist auch jeder von uns in der Pflicht, wie kürzlich Expert-GF Alfred Kapfer gegenüber E&W festgestellt hat. Wenn 50 % der Wirtschaft Stimmung ist, dann können wir nicht darauf warten, dass jemand die Lichtorgel anwirft und die größten Hits der 80er & 90er auflegt. Wir müssen uns auch selbst ins Zeug legen und für die notwendige positive Stimmung sorgen.
Da ist es mit Optimismus alleine allerdings nicht getan. Wir müssen auch akzeptieren, dass die meisten der bisherigen Erfolgsrezepte in ihrer jetzigen Form zukünftig nicht mehr greifen. Viele Menschen spüren das unbewusst. Die meisten wollen allerdings noch nicht wirklich die Komfortzone verlassen. Der Widerspruch, zwischen diesem vagen Wissen, dass wir mit den bisherigen Rezepten am Ende der Straße angelangt sind, und dem Unwillen, den Kurs zu ändern, löst bei vielen Menschen Widerstand aus. Denn wir Menschen scheuen Veränderungen. Schließlich bedeutet jede Veränderung auch ein Risiko. Zudem haben viele Mitmenschen noch nicht einmal den letzten Technologiesprung mit Internet und Social Media vollkommen internalisiert. Unter diesen Umständen sind viele einmal dagegen. Selbst wenn sie tief drinnen wissen, dass damit die Probleme nicht gelöst werden, wird jede Veränderung abgelehnt. Was meiner Meinung nach bei den Betroffenen einen gewissen Grant erzeugt.
Um diese Stimmung zu drehen, braucht es auch eine positive Zukunftsperspektive, welche die notwendigen Veränderungen und deren Akzeptanz in den Alltag der Menschen bringt. Daran kommen wir nicht vorbei. Das ist für mich die zweite Zutat, welche für den Erfolg in den kommenden Jahren unbedingt notwendig ist. Warum sage ich das? Wir befinden uns mitten in einem tiefgreifenden Umbruch unseres Wirtschaftssystems. Schlagworte wie der notwendige Umbau des Energiesystems oder Künstliche Intelligenz haben wir zwar in den vergangenen Monaten und Jahren zur Genüge gehört, im Alltag ist – Hand aufs Herz – bisher kaum etwas passiert. Wer unter diesen Umständen einfach versucht, auf Basis der Gegenwart bestehende Trends fortzuschreiben, fährt ins Out, wie ein befreundeter Coach mir gegenüber einmal angemerkt hat. Hat man dagegen einmal akzeptiert, dass alles anders wird, und hat Dank des eigenen Optimismus auch das notwendige Selbstvertrauen sowie eine gesunde Portion Neugierde, dann kann man die Veränderungen auch zum Besseren gestalten, neue Trends früher erkennen sowie Chancen schneller ergreifen.
Deswegen wünsche ich Ihnen für ein gutes Weihnachtsgeschäft und ein gelungenes Jahr 2025, viel gesunden Optimismus sowie die notwendige Portion Neugier, damit Sie auch unter veränderten Rahmenbedingungen Ihren nachhaltigen Erfolg finden.
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