Kritische Phase

Gerade heuer kam man natürlich nicht umhin, die Fachtagung auch für die eine oder andere pointierte Botschaft in Richtung Politik zu nutzen. Die Phase der Regierungsbildung führt leider sehr eindrücklich vor Augen, mit welchen platten sowie teils unhaltbaren und unter die Gürtellinie gehenden „Argumenten” – die tatsächlich oft eher Verhunzungen sind – hier auf breiter Basis Stimmung gegen Klimaschutz und Energiewende gemacht wird. Und nein, Begriffe wie „Klimakommunismus” und „CO2-Diktat” und „Gewessler-Steuer“ kommen nicht nur aus der blauen Ecke… Umso wichtiger war es daher, den rückwärtsgewandten Stimmen lautstark etwas entgegenzusetzen – nicht mit einem Rundumschlag, sondern auf einer argumentativen und sachlich fundierten Ebene. Das ist den Branchenvertretern ganz hervorragend gelungen.
Denn die Fachtagung hat eindrucksvoll demonstriert, welche Innovationskraft in der Erneuerbaren-Branche, allen voran der Photovoltaik und dem Speicher-Sektor, steckt. Und auch, welche technischen Entwicklungen in nächster Zeit auf uns zukommen bzw. zur Verfügung stehen werden, um die Herausforderungen, die die Transformation des Energiesystems mit sich bringt, meistern zu können. Das sind zunächst technologische Fortschritte, die von höheren Moduleffizienzen über vielseitigere Wechselrichter bis hin zu leistungsfähigeren (und leistbareren) Speichern reichen. Mit Begriffen wie „Speicherland 2.0” oder „Flexibilitätsrevolution“ bietet man nicht nur der Fossilen-Lobby die Stirn, sondern macht zugleich deutlich, in welche Richtung sich die Photovoltaik bewegen muss.
Auf einer ganz anderen Ebene spielt sich das grundsätzliche Umdenken ab, das damit einhergehend in der PV-Branche gefragt sein wird. Einfache Anlagen, die ohne Speicher, Wallbox und Energiemanagement auskommen, haben ebenso wenig eine Zukunft wie Anlagen, die irgenwann einmal errichtet werden und dann jahrelang völlig unbeaufsichtigt und unkontrolliert vor sich hinproduzieren. Die Einsatzszenarien der Photovoltaik werden – gerade in Kombination mit Stromspeichern – komplexer und vielfältiger, dementsprechend ist auch eine „gedankliche Evolution” in der Herangehensweise unumgänglich. Gemeint sind damit Aspekte wie Anlagenmanagement auch in niedrigen Leistungsklassen, (pro-)aktives Monitoring und Servicieren der Anlagen (eine Art „Pickerl” für die PV) oder die längst überfällige Umsetzung des echten Prosumers (die bislang an fehlenden Regularien scheitert).
Ich glaube, das kontinuierliche Befeuern der Energie-Debatte mit sachlichen Argumenten ist der richtige Weg und kann der PV-Branche am Ende nur helfen. Wir befinden uns in einer kritischen Phase – jener, in der die Weichen gestellt werden. Obwohl die stille Zeit herannaht, heißt es für die Erneuerbaren also „laut bleiben” – sonst droht man zwischen politischen Befindlichkeiten und den eigenen Hausaufgaben aufgerieben zu werden.
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