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Samstag, 25. Januar 2025
kitchen at work: Fachhändler mit 21 Jahren

Plan B als Plan A

Die Branche | Stefanie Bruckbauer | 12.12.2024 | |  Menschen
kitchen at work wurde von Amjad El-Youssef gegründet. Seit rund zwei Jahren ist auch sein Sohn Tarek (im Bild) an Bord, der Zug um Zug in das Unternehmen (zu dem seit letztem Jahr auch ein RED ZAC Fachhandelsgeschäft gehört) einsteigt. kitchen at work wurde von Amjad El-Youssef gegründet. Seit rund zwei Jahren ist auch sein Sohn Tarek (im Bild) an Bord, der Zug um Zug in das Unternehmen (zu dem seit letztem Jahr auch ein RED ZAC Fachhandelsgeschäft gehört) einsteigt. Tarek El-Youssef ist mit seinen 21 Jahren sicher einer der jüngsten Elektrohändler im Land – wenn nicht sogar der jüngste. Er betreibt gemeinsam mit seinem Vater Amjad das Unternehmen kitchen at work, zu dem seit letztem Jahr auch ein RED ZAC Elektrofachhandelsgeschäft gehört. Für die E&W Dezemberausgabe stattete E&W Tarek El-Youssef einen Besuch ab und sprach mit ihm über sein Geschäft, wie alles kam, über die Branche und seine Erfahrungen bisher.

In der Donaufelder Str. 168 in Wien 22, befindet sich ein kleines, mittlerweile auffällig in Magenta gebrandetes Geschäftslokal – „kitchen at work“ steht auf dem Schild über der Türe geschrieben und gegründet wurde es von Amjad El-Youssef. Der gebürtige Palästinenser arbeitete zuvor bei Michelfeit (beschreibt sich selbst auch mit einem Zwinkern als „Michelfeit-Veteran“), wagte – als das Möbelhaus verkauft wurde – dann den Schritt in die Selbständigkeit und schenkte sich zum Geburtstag sein eigenes Unternehmen. Das war vor 24 Jahren.

Standbeine

Der Schwerpunkt lag von Beginn an auf Möbel und Küchen. Kunden konnten dort eine komplette Inneneinrichtung beziehen und das ist bis heute so. Bei kitchen at work bekommen die Kunden Garderoben- und Schranksysteme, auch Böden (zB. Vinyl- oder Kork) und natürlich Küchen. Es gibt ein Geschäftslokal im 3. Wiener Bezirk, das bisher als Showroom fungierte, aktuell allerdings umgebaut wird. Und es gibt eben den Standort im 22. Bezirk, wo auch das Büro untergebracht ist. Dort werden die Küchen & Möbel geplant, einzelne Komponenten (wie zB. Arbeitsplatten und Dekore) ausgestellt und seit letztem Jahr ist hier auch ein RED ZAC Elektrofachhandelsgeschäft untergebracht. Als weiteres Standbein baut das (aktuell sechs Mann starke) kitchen at work-Team Küchen für IKEA auf und liefert/ installiert Haushaltsgroßgeräte für andere Elektrofachhändler – zB. für „Alles Bohne“ oder auch RED ZAC Schwarz in Wien.

Junior an Bord

Bei kitchen at work bekommen auch Menschen mit körperlicher Behinderung eine Küchenlösung, die ihnen das Leben erleichtert.

Seit ungefähr zweieinhalb Jahren ist Amjad El-Youssefs Sohn Tarek an Bord. Der heute 21-Jährige startete, nach dem er ein Jahr am TGM („Technologisches Gewerbemuseum“, eine Art HTL) absolviert hatte, eine Lehre zum Automechaniker. Das war immer schon sein Traumberuf, Autos (vor allem ältere Baujahre) sind bis heute seine große Leidenschaft. Tarek musste die Ausbildung aufgrund eines verletzungsbedingten Nervenschadens im Arm jedoch vorzeitig abbrechen.

Bei seinem Vater im Unternehmen einzusteigen war Tareks Plan B, den er schließlich auch in die Tat umsetzte. Sonderbehandlung gab es, nur weil Tarek der Sohn des Chefs ist, keine. Eher das Gegenteil war und ist der Fall: Bei seinem Sohn sieht Amjad besonders genau hin und Tarek findet das auch gut, denn: „Nur so lerne ich die Dinge richtig!“ Tareks Motto lautet „Learning by looking & doing”. Soll heißen: Tarek hat nie eine Ausbildung zum Küchenplaner oder Einzelhandelskaufmann durchlaufen. Stattdessen erlernt er die Dinge durch Zuschauen und Üben: So plant er zB. Küchen für Verwandte und Freunde einfach so, um zu lernen. Er begleitet – wenn Zeit – das Montageteam bei Einsätzen. Im Büro sichtet er Unterlagen, entziffert Pläne und er spricht mit den „Profis“, holt sich Tipps.

Als Tarek noch als Automechaniker tätig war, ist er – wie er heute rückblickend erzählt – „jeden Tag – egal wie früh es war – mit einem Lächeln aufgestanden, weil ich diesen Job so liebte.“ Auf die Frage, ob das bei seinem heutigen Beruf als Küchen- und Elektrohändler auch so ist, erklärt er: „Ich mache auch diesen Job mit Liebe, weil ich weiß, dass das etwas bewirkt. Ich mag es, meinen Kunden ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Mein Ziel ist es, jeden Kunden zufriedenzustellen. Das ist nicht immer leicht, aber ich gebe mein Bestes.“

Stärken & Schwächen

Was Tarek an dem Job so viel Spaß macht ist: „Es ist so abwechslungsreich. Es ist immer ein anderer Kunde, ein anderes Anliegen oder ein anderes Problem, das man aber auch lösen und die Kunden wieder glücklich machen kann.“ Das erachtet Tarek als große Stärke des Fachhandels: „Die Kunden sind für uns keine Nummern. Wir kümmern uns um die Anliegen jedes Einzelnen. Wir gehen auf unsere Kunden zu, reden mit ihnen, versuchen ihre Bedürfnisse zu erfüllen und verstecken uns nicht, wenn jemand das Geschäft betrifft – wie man es manchmal in der Großfläche erlebt.“ Tarek ist es wichtig, dass sich seine Kunden wertgeschätzt fühlen, dass sie zufrieden sind, denn: „Ein einzelner zufriedener Kunde bringt dir 20 neue.“

Als Nachteil am kleinen Elektrofachhandel erachtet Tarek: „Man kann im Gegensatz zu großen Händlern, wie zB. MediaMarkt oder Köck, nicht so viele Geräte ausstellen und lagern. Manches kann also nur bestellt und nicht gleich mitgenommen werden, wie es die meisten Kunden aber gerne hätten.“ Tarek nutzt einen Großteil der Geschäftsfläche im 3. Bezirk für die Produktausstellung – Lagerplatz bleibt nicht viel übrig. Er könnte zwar noch mehr Geräte ausstellen, möchte das Geschäft aber nicht zu sehr vollstopfen, da er es lieber „etwas schlichter, dafür aber übersichtlicher“ hat. Um seine Kunden dennoch umfänglich beraten zu können, hat Tarek Unterstützung – seinen „stillen Kollegen“ und „besten Freund hier im Geschäft“, wie der junge Händler sagt und damit den smartZAC anspricht, den virtuellen Verkaufsassistenten von RED ZAC. „Ich kann mit dem Kunden nachsehen, ob etwas lagernd ist und welche Spezifikationen die Geräte haben. Man kann Geräte auch vergleichen.“

Red mit uns

Darauf angesprochen, was im Umgang mit Kunden seiner Meinung nach wichtig ist, erklärt Tarek: „Die Kunden dulden vieles, wenn man mit ihnen in Kontakt bleibt und kommuniziert. Gibt es zB. eine Lieferverzögerung, akzeptieren das die Kunden viel eher, wenn man sie laufend informiert. Nichts zu sagen und ‚abzutauchen‘ geht hingegen gar nicht.“ Dasselbe gelte für die Industrie bzw. die Speditionen. „Das Schlimmste ist, wenn etwas nicht wie ausgemacht funktioniert, und ich als Händler dann hingehalten werde, in dem ich keinerlei oder falsche Informationen bekomme. ICH bin derjenige, der das dem Kunden dann erklären muss! Und der Kunde macht MICH verantwortlich für alles was nicht funktioniert, überlegt vielleicht sogar, ob er überhaupt noch Mal bei mir kauft.“ Grundsätzlich seien die allermeisten Industriepartner aber schon bemüht, wie Tarek beifügt.

Als weitere Herausforderung erachtet der junge Händler die „Dumpingpreise“, vor allem Amazon, aber auch ein paar große Elektrohändler würden ihm das Leben schwer machen. „Die können Geräte halt in großen Mengen kaufen und den Preisvorteil an die Kunden weitergeben. Oft werden Kunden auch mit günstigeren (weil älteren) Modellen nur angelockt und sind sie dann im Geschäft, wird ihnen etwas Neueres, Teureres verkauft“, schildert Tarek, der versucht preislich mitzuhalten, die Preise, wenn es geht, sogar „zu schlagen“. Das sei zwar schwierig und funktioniere auch nicht immer – „aber es ist nicht unmöglich“, sagt er.

Tarek El-Youssefs Leidenschaft sind schon von Kindheit an Autos – und nun auch das Unternehmen, das er mit seinem Vater führt.

Tarek übernimmt immer mehr Funktionen im Familienunternehmen. Sein Vater zieht sich indes zusehends zurück aus dem Geschäft in Wien. Er hat seinen Lebensmittelpunkt mittlerweile in Artstetten bei Pöchlarn, wo Familie El-Youssef inzwischen auch ein Geschäftslokal hat. Welche Art von Betrieb dort dann künftig beheimatet sein soll, steht noch nicht fest und auch über die Zukunft des bisherigen Showrooms im 3. Bezirk denken die El-Youssefs aktuell nach. Sie liebäugeln mit dem Objektbau, sprich: Sie wollen für Bauträger Wohnungen ausstatten. Ein großer und, wie auch Tarek sagt, „mutiger“ Schritt, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie diesen. Erfahrung hätten die beiden allerdings schon: Einige Objekte in Österreich und auch Deutschland wurden bereits erfolgreich abgeschlossen.

wenn nicht jetzt, …

Tarek lebt das Motto: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Der 21-Jährige wollte so früh wie möglich auf eigenen Beinen stehen – in Form einer eigenen Wohnung aber auch in beruflicher Hinsicht. „Ich denke: „Wenn ich jetzt in jungen Jahren hart arbeite, habe ich später meine Ruhe. Mir war schon früh klar, dass ich so schnell wie möglich finanziell abgesichert sein will und, dass ich lieber für mich bzw. mein Konto und meine Familie arbeite, als für irgendeine Firma, bei der ich nur angestellt bin. Man schätzt das Eigene viel mehr und ist auch viel stolzer und zufriedener, wenn man die Dinge gut erledigt hat.“

Tarek ist von Anfang des kitchen at work-RED ZAC Geschäftes an dabei und es ist auch irgendwie „sein Baby“. Er ist sich sicher, dass es immer eine Nachfrage nach Küchen und Elektro- bzw. Haushaltsgeräten geben wird, und dass immer jemand gebraucht wird, der die Dinge liefert und aufbaut. Tareks Ziel ist es, sein Geschäft zu etablieren und auszubauen und er macht sich auch laufend Gedanken darüber wie. Natürlich stelle sich der junge Händler hie und da die Frage, ob er das alles auch wirklich schaffen wird. „Man darf sich in so einer Situation aber nicht unter Druck setzen und versuchen, sofort auf dasselbe Level zu kommen, wie Unternehmer, die schon erfolgreich sind. Die benötigten auch ihre Zeit, um dort hinzukommen, und diese Zeit werde ich auch brauchen – um dann allerdings noch erfolgreicher zu sein.“ (zwinkert)

 

 

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