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Samstag, 25. Januar 2025
Forum Versorgungssicherheit drängt auf Verabschiedung des ElWG  

Umbau der Stromnetze: Neues Verhältnis zum Kunden gefragt

Energiezukunft | Dominik Schebach | 13.12.2024 | |  
Für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energiewende setzt Netz Niederösterreich auf eine weitere Digitalisierung sowie Transparenz: So sollen freie Kapazitäten an den lokalen Transformatoren künftig tagesaktuell veröffentlicht werden. Für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energiewende setzt Netz Niederösterreich auf eine weitere Digitalisierung sowie Transparenz: So sollen freie Kapazitäten an den lokalen Transformatoren künftig tagesaktuell veröffentlicht werden. Die Betreiber der Verteilernetze müssen sich auf neue Herausforderungen einstellen. Denn der Umbau des Energiesystems hin zu ausschließlich erneuerbaren Quellen wird auch das Verhältnis zwischen Produzenten, Infrastrukturbetreibern und Konsumenten von Grund auf völlig neu gestaltet. Dies ist eine der Kernaussagen beim Energiepolitischen Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am 13. Dezember 2024. Die Versorgungsnetzbetreiber wollen diese Herausforderungen vor allem durch Digitalisierung und Innovation meistern.

„Das alte Bild von Produzenten auf der einen Seite und Verbrauchern auf der anderen und dazwischen die Netze – das entspricht nicht mehr der aktuellen Realität“, stellte die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer, eingangs fest, „Kundinnen und Kunden sind immer öfter auch aktive Teilnehmer im Stromsystem, etwa als Produzenten von Sonnenstrom, als Betreiber von privaten Speichern oder als Mitglieder einer Energiegemeinschaft.“

Das Forum Versorgungssicherheit ist eine gemeinsame Plattform von fünf regionalen Stromnetzbetreibern. Diese sehen vor allem der weiteren Digitalisierung den Schlüssel zu einem künftigen Energiesystem, wie auch Werner Hengst, Geschäftsführer von Netz Niederösterreich, darlegte. Dazu zählt auch der inzwischen weitgehend abgeschlossene Austausch der alten Stromzähler gegen digitale Smart Meter. Damit wurde die Voraussetzung für neue intelligente Möglichkeiten wie erneuerbaren Energiegemeinschaften geschaffen. Von denen gibt es allein im Netzgebiet von Netz NÖ bereits 589, welche insgesamt 17.394 Teilnehmern zählen, sowie 166 Anlagen von Bürger-Energiegemeinschaften, die ebenfalls Strom untereinander tauschen, sich aber nicht ausschließlich auf Ökostrom beschränken.

Tagesaktuell und Transparent

Von der Digitalisierung und der Transparenz werden aber alle profitieren, ist Hengst überzeugt. So werden die Schnittstellen zu den Kundinnen und Kunden verbessert und die Prozesse beschleunigt: „Wer wissen will, ob er selbst produzieren Strom ins Netz einspeisen kann, musste bisher mehrere Tage warten, bis er Auskunft erhielt. Künftig erhält jeder in Echtzeit sofort eine Antwort, die zwar rechtlich gesehen noch unverbindlich ist, aber bereits alle relevanten Informationen enthält.“ Auch eine grobe Kostenschätzung wird bereits mitgeliefert. Die kurzen Reaktionszeiten sind möglich, weil auf digitalem Weg stets ein aktuelles Modell der Lastverteilung im Stromnetz erstellt werden kann.

Für die Betreiber von PV-Anlagen und Windkraftwerken ist es wichtig, zu wissen, ob und wieviel Strom sie ins Netz einspeisen können. Das gilt für große Betreiber ebenso wie für private Haushalte mit PV-Paneelen auf dem Dach. Sollten nämlich die Kapazitäten im Netz bereits ausgeschöpft sein, können Anlagen womöglich nur mit reduzierter Leistung betrieben werden oder erst nach einem weiteren Ausbau ans Netz gehen. Künftig soll in diesem Bereich Transparenz geschaffen werden. „Wir planen, die freien Netzkapazitäten für jede Trafostation tagesaktuell zu veröffentlichen“, kündigt Hengst an, „damit ist für alle einsehbar, wo es Engpässe gibt, wo Einschränkungen bei neuen Erzeugungsanlagen zu erwarten sind, aber auch, wie es um konkrete Ausbauprojekte zur Aufhebung der Engpässe steht.“

Dazu baut Netz NÖ derzeit rund 700 Trafostationen und mehr als 1.000 Kilometer Kabelleitungen zusätzlich pro Jahr.

Innovation geht weiter

Gleichzeitig betonte Hengst, dass die technischen Möglichkeiten der Netze noch lange nicht ausgeschöpft sind. So werden die Freileitungen auf wetterabhängigen Betrieb umgerüstet. Dabei macht man sich den physikalischen Effekt zunutze, dass Leitungen bei niedrigen Temperaturen oder bei Kühlung durch starken Wind mehr Strom transportieren können. Durch exakte Echtzeitmessungen kann die Übertragungskapazität um bis zu 70% gesteigert werden. „In den Umspannwerken Kettlasbrunn und Gaweinstal haben wir bereits die ersten Wetterstationen errichtet. Jetzt wird das System nach und nach auf ausgewählten Leitungen ausgerollt“, so Hengst.

Ein weiterer Punkt betrifft das „Bidirektionale Laden“, womit die Akkus von batteriebetriebenen Fahrzeugen bei Bedarf auch Strom ans Netz abgeben können. „Noch sind nicht alle Typen von E-Mobilen für dieses System geeignet“, betont Hengst, „aber von Seiten der Netzbetreiber ist es jederzeit möglich.“

Wünsche an die Politik

Um den Ausbau und die digitale Aufrüstung der Netze vorantreiben zu können, brauchen die Netzbetreiber stabile langfristige Rahmenbedingungen. Werner Hengst wünscht sich deshalb von der nächsten Regierung, dass die Arbeit am neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) zügig wieder aufgenommen wird: „Das ElWG ist gewissermaßen das Betriebssystem für unsere Energiewirtschaft. Es braucht ein Update, aber eines das die Grundlagen für unsere weitere Arbeit verbessert.“

 

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