Creditreform KMU-Umfrage: Wirtschaftskrise setzt sich fort
Die Stimmung bei den heimischen KMU befindet sich im Sinkflug. Das ist kurz zusammengefasst das Ergebnis des Geschäftsklima-Barometers der Creditreform. So ist die Ertragslage bei 53% der befragten Unternehmen gesunken. Mangels Liquidität steigt derweil die Anzahl der Insolvenzen auf ein Rekordniveau und nicht einmal ein Drittel der Unternehmen will investieren. Und obwohl 29% der Unternehmen Personal abgebaut haben, bleibt der Fachkräftemangel weiterhin bestehen. Einziger Lichtblickt bliebt die Inflation, diese erscheint aus Sicht der KMU eingedämmt.„Die Wirtschaftskrise ist tiefer und wird länger anhalten als erwartet. 2024 wird somit das zweite Jahr in Folge sein, in dem die Wirtschaftsleistung schrumpft“, fasst Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer vom Österreichischen Verband Creditreform, die Ergebnisse der aktuellen Herbststudie der Creditreform Wirtschaftsforschung zusammen. Für diese wurden rund 1.400 österreichische KMU befragt. Das darauf basierende Creditreform Klimabarometer für den Mittelstand bliebt mit -9,9 Punkten (Vorjahr: minus 4,9 Punkte) deutlich im negativen Bereich. Besonders betroffen sind das Verarbeitende Gewerbe sowie der Handel.
Die Verunsicherung und schlechte Stimmung haben Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft der KMU, welche einen historischen Tiefpunkt erreicht hat: Nur 31,4% der Unternehmen planen in der nächsten Zeit Investitionen, was einen deutlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (42,8%) darstellt. Vor allem die unsicheren Konjunkturaussichten bremsen die Investitionsvorhaben.
Talsohle erreicht?
Im Zuge der Rezession erlitten die Unternehmen in den vergangenen sechs Monaten erhebliche Auftrags- und Umsatzeinbußen. Fast jeder zweite Befragte (49,2%) meldete rückläufige Aufträge, während nur 11,0% ein Auftragsplus verbuchen konnten (Vorjahr: 12,4%). Auch die Umsatzentwicklung verlief alarmierend: 43,2% der Unternehmen verzeichneten hier Rückgänge (Vorjahr: 38,9%). Lediglich 16,7% der Befragten erzielten Umsatzgewinne (Vorjahr: 20,5%). Dies stellt laut Creditreform die schlechteste Umsatzentwicklung seit 25 Jahren dar.
„Die Prognosen der Mittelständler für die kommenden Monate bleiben düster. Eine schnelle und deutliche Erholung der Konjunktur ist nicht in Sicht“, erklärt deswegen auch Weinhofer. Es gebe jedoch etwas Hoffnung, da sich die Auftragserwartungen langsam aufhellen. Die Talsohle der Rezession könnte somit Ende 2024 oder Anfang 2025 erreicht werden. Derzeit rechnen jedoch nur 14,6% der Befragten im nächsten Halbjahr mit einem Umsatzplus, während 36,4% weiterhin von Rückgängen ausgehen. Besonders pessimistisch zeigt sich die Bauwirtschaft.
Die KMU reagieren auf die Situation mit Personalabbau. In den vergangenen sechs Monaten haben 28,6% der befragten Unternehmen ihre Belegschaft verkleinert – während nur 11,9% neue Mitarbeiter aufgenommen haben. Besonders stark war der Personalabbau im Bau und im Verarbeitenden Gewerbe, wo jeweils etwa ein Drittel der Unternehmen Stellen gestrichen hat. Auch die Personalplanungen für die Zukunft sind zurückhaltend. Aus Sicht der Creditreform ist deswegen zu erwarten, dass die Beschäftigtenzahl im Mittelstand weiter sinkt.
Insolvenzen steigen
Diese Rahmenbedingungen haben auch Auswirkungen auf das Insolvenz-Geschehen, wie Weinhofer betont; „Fehlende Aufträge, rückläufige Umsätze und hohe Kosten belasten die Ertragslage der Unternehmen. In den letzten Monaten war kaum eine Ertragssteigerung zu verzeichnen.“ Der Mittelstand stehe auch aufgrund einer Verschlechterung der Zahlungsmoral unter Druck. Forderungslaufzeiten von bis zu 60 Tagen sind keine Seltenheit mehr. Zudem berichteten die Unternehmen häufiger als im Vorjahr von Forderungsausfällen, die mehr als 1,0% des Umsatzes betragen und somit zunehmend die Liquidität gefährden.
Der Anteil der Unternehmen mit einer hohen Eigenkapitalquote sank leicht auf 44,1% (Vorjahr: 44,8%). Besonders im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel war demnach eine Verschlechterung zu verzeichnen. Gleichzeitig ging allerdings der Anteil der eigenkapitalschwachen Unternehmen auf 16,8% zurück (Vorjahr: 18,4%). Als eigenkapitalschwach erwiesen sich vor allem Unternehmen aus dem Baugewerbe und dem Handel.
In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Österreich um 22,8% auf 4.931 Fälle. Besonders stark war der Anstieg im Kredit- und Versicherungsgewerbe sowie in der Sachgütererzeugung und im Bauwesen. Regional gesehen verzeichnete das Burgenland mit einem Plus von 59,7% den größten Zuwachs. „Viele Unternehmen stehen aktuell unter starkem Kostendruck und sehen sich einer rückläufigen Nachfrage gegenüber. Der Anstieg der Insolvenzen ist daher wenig überraschend“, so Weinhofer.
Wirtschaftspolitik der Bundesregierung in der Kritik
„Aus Sicht der Wirtschaft unternimmt die Politik zu wenig, um die Rezession zu bekämpfen und die Unternehmen zu entlasten. Besonders kritisiert werden bürokratische Hürden und weiter steigende Kosten“, erklärt Weinhofer. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (54,2%) bewertet die aktuelle Wirtschaftspolitik der Regierung als unzureichend und sieht sie kritisch. Lediglich 5,5% äußerten sich positiv, während ein Drittel der Befragten (33,2%) eine neutrale Haltung einnahm. Zu den wichtigsten Themen aus Sicht des Mittelstands gehören der Bürokratieabbau (71,4%) und der Fachkräftemangel (63,7%). Zudem belasten die Inflation, hohe Energiekosten, gestiegene Zinsen und die mangelnde Planungssicherheit die Unternehmen weiterhin erheblich.
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