UKW-Abschaltung in der Schweiz

Bereits vor zehn Jahren wurde es angekündigt. Seit Silvester 2024 ist nun aber endgültig Schluss mit UKW-Radio-Empfang in der Schweiz. Die SRG SSR begründet den Schritt folgendermaßen: „Die Sendeplätze auf UKW sind schon lange ausgebucht. Mit DAB+ können wesentlich mehr Programme angeboten werden. So beschränkt sich das Programmangebot mit UKW an einem bestimmten Ort normalerweise auf 10 bis 12 Programme. Mit DAB+ sind es in der Regel 50 bis 70 Programme und mehr.“
Gut für die Umwelt und das Geldbörserl
Wie die SRG SSR zudem betont, sei DAB+ zudem umweltfreundlicher und wirtschaftlicher: „Die UKW-Abschaltung kommt der Energiebilanz und somit der Umwelt zugute. Denn durch den Wegfall der Doppelverbreitung UKW/DAB+ muss die SRG statt bisher über 850 (UKW) noch ca. 260 Sender betreiben. Auch die graue Energie – zum Beispiel für die Erneuerung und den Unterhalt von Antennen – lässt sich deutlich reduzieren. Kostenseitig ist DAB+ ebenfalls ein Gewinn: Die Verbreitung über DAB+ pro Programm ist um Faktoren günstiger als über UKW.“ Mit der Abschaltung der UKW-Verbreitung spart die SRG SSR nach eigenen Angaben jährlich mehrere Millionen Franken im tiefen zweistelligen Bereich.
Schweizer Privatradios können noch bis Ende 2026 auf UKW senden. Ein Teil der 25 Radiostationen beginnt aber bereits Anfang 2025 mit der Abschaltung einzelner, meist kleinerer UKW-Sender in Randregionen. Mehrere Hauptstationen bleiben aber weiter empfangbar. Ein anderer Teil der Radiostationen schaltet gar keine UKW-Sender vorzeitig ab und wartet mit der Abschaltung bis Ende 2026.
Tu felix helvetica.
… und dann gibt es noch so einen Privatradio-Pionier, der nicht nur nach 2025 auf UKW weitersenden will, sondern aktuell auch die SRG klagt, dass diese doch wieder ihre UKW-Ausstrahlung wieder anknipsen müssen. Strange.
Das mag schon sein, dass sich das für die SRG zunächst einmal rechnet.
Aus Konsumentensicht kann das ganze schon anders aussehen. Die Anschaffung neuer Radiogeräte verursacht bei der Kundschaft Kosten. Rechnet man pro Radiogerät 100 €, ist das ein Preis, für den man eine Menge Strom kaufen kann. Die Kosten werden also nur weitergereicht.
Die Umwelt hat auch nichts davon, wenn Millionen alter Radiogeräte entsorgt werden.
Nicht zuletzt ist fraglich, ob die Kundschaft im grossen Umfang auf DAB umsteigt. Im besten Fall wechselt die Kundschaft dann auf Internetradio, mit der Möglichkeit, dort SRG zu hören. Allerdings gibt es dort bärenstarke internationale Konkurrenz. Schlimmstenfalls für die SRG (und die Gesellschaft) hören immer weniger Leute die Sender der SRG. Das untergräbt die Legitimität eines öffentlich-rechtlichen, gebührenfinanzierten Rundfunks und fördert die Fragmentierung der Gesellschaft, wenn immer mehr Leute zu „sozialen Netzwerken“ und Streamingdiensten abwandern.