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Sonntag, 9. Februar 2025
Individuelle Maßnahmen für den Klimaschutz verlieren in Österreich an Priorität

Studie: Eigeninitiative bei Klimaschutz geht zurück

Energiezukunft | Dominik Schebach | 23.01.2025 | |  
Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich, Nina Hampl, Professorin und Studienautorin von der WU Wien, sowie Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie, präsentierten die ”Erneuerbare Energie in Österreich 2025 Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich, Nina Hampl, Professorin und Studienautorin von der WU Wien, sowie Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie, präsentierten die ”Erneuerbare Energie in Österreich 2025". (© fotobyhofer) Bereits zum zehnten Mal haben dieses Jahr die WU, Wien Energie sowie Deloitte die Stimmung der Österreicher bezüglich der Energiewende erhoben. Dabei kam die Studie „Erneuerbare Energien in Österreich 2025“ zu widersprüchlichen Ergebnissen: Denn einerseits sieht die österreichische Bevölkerung den Klimawandel als drängendes Problem, das auch schon reale Auswirkungen im täglichen Leben hat, die Bereitschaft, selbst aktiv zu werden, ging aber gegenüber früheren Erhebungen zurück.

1.157 Österreicherinnen und Österreicher aus dem gesamten Bundesgebiet wurden zu ihrer Haltung gegenüber der Energiewende befragt. Die Ergebnisse sind eher ernüchternd: Die Studie zeigt, dass der Trend zum Energiesparen im letzten Jahr abgenommen hat. Lediglich 40 % der Befragten erklären sich dazu bereit, ihren Stromverbrauch durch eine Verhaltensänderung zu reduzieren, nur noch 32 % senken die Raumtemperatur. Zum Vergleich: 2022 lagen diese Werte noch bei 52 % und 45 %. Auch die Akzeptanzwerte zu erneuerbaren Energieprojekten sind nach dem Boom 2022 weiter gesunken. Die Mobilitätswende wird durch hohe Anschaffungskosten und vermeintlich geringe Reichweiten von Elektroautos gebremst.

„Die Umfrageergebnisse zeigen eine sinkende Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte. Die beliebteste Technologie bleibt Photovoltaik, hier ist die Zustimmung für Freiflächen-Photovoltaik im Jahresvergleich sogar leicht gestiegen. Die Zustimmungswerte bei der Windkraft liegen aber weiterhin unter zwei Drittel“, hält Nina Hampl, Studienautorin von der WU Wien, fest.

Interesse an Eigenstromproduktion

Das Interesse Eigenstrom durch Photovoltaik zu produzieren, bleibt dagegen hoch. Fast ein Drittel der Befragten gibt zudem an, dass eine Photovoltaikanlage am eigenen Haus oder Wohngebäude installiert ist. Auch der Wille zur Optimierung der eigenen Systeme ist gegeben: So haben immerhin 39% der selbstdeklarierten PV-Besitzer ihre Anlage auch mit einem Batteriespeicher kombiniert.

Zudem nimmt die Wärmewende langsam Fahrt auf: Während der Bestand an Ölheizungen stetig zurückgeht, steigt die Zahl an Luftwärmepumpen kontinuierlich. Dank dieser Steigerung werden bereits zwei Drittel des Raumwärmebedarfs durch umweltschonende Heizsysteme gedeckt.

Der Trend wird überlagert

Aus diesen teils widersprüchlichen Ergebnissen schließt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie, dass die Hinwendung zur Erneuerbaren Energie durch kurzfristige Trends überlagert werde und es entsprechende Anreize benötige, um die Energiewende in der Spur zu halten: „Die Bereitschaft der Bevölkerung zur lokalen Produktion und weniger Abhängigkeit ist da, das zeigt auch die anhaltende Nachfrage nach Energiegemeinschaften und Beteiligungsprojekten. Für einen spürbaren Schritt nach vorne braucht es einen wirksamen Mix aus Anreizen, Information und Engagement aller Stakeholder.“

E-Auto-Nachfrage sinkt

Während die Wärmewende langsam voranschreitet, wird die Mobilitätswende ausgebremst. Das Kaufinteresse an E-Autos hat weiter abgenommen. Vor allem die teuren Anschaffungskosten (82 %) und vermeintlich geringen Reichweiten (78 %) wirken auf viele abschreckend. Unter diesen Umständen nu 38% der Befragten sich vorstellen, ein E-Auto anzuschaffen. „Die hohen Autopreise sind vor allem angesichts der anhaltenden Teuerung ein zentraler Faktor, warum der E-Auto-Markt nicht in die Gänge kommt. Zwar gibt es mittlerweile ein breiteres Angebot, gerade im preiswerteren Segment muss sich aber noch mehr tun. Ansonsten wird die E-Mobilität in Österreich weiterhin nur ein Nischenthema bleiben“, erklärt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich.

Bei den Gründen pro Anschaffung eines Elektroautos spielen die Kosten ebenfalls eine zentrale Rolle: Die geringeren Betriebskosten (68 %) sowie die öffentliche Förderung (63 %) zählen zu den Hauptargumenten für den Kauf, dicht gefolgt von der Emissionsfreiheit (62 %).

Hehre Absicht und zögerliches Verhalten

Die geringere Bereitschaft zur Eigeninitiative in Sachen Energiewende, bedeutet allerdings nicht, dass die Bevölkerung das Problem des Klimawandels verneint. Das Gegenteil ist der Fall, auch unter dem Eindruck des Hochwassers im vergangenen Herbst, gaben rund 90% der Befragten an, dass sie Auswirkungen des Klimawandels bereits spüren. Viele der Befragten zeigen sich unter diesen Umständen für klimapolitische Maßnahmen offen: 53 % sind der Meinung, dass die zukünftige Bundesregierung mehr Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs in Haushalten, Unternehmen und öffentlichen Gebäuden setzen sollte. Über zwei Drittel sprechen sich auch für mehr Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser aus.

„Während die Österreicherinnen und Österreicher dem Klimawandel mittlerweile sehr große Bedeutung zurechnen und viele die Auswirkungen bereits spüren, gehen die Akzeptanzwerte für erneuerbare Energieprojekte zurück. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Menschen können erneuerbare Energietechnologien grundsätzlich gutheißen und deren positiven Beitrag zum Klimaschutz sehen, aber erneuerbaren Energieprojekten skeptisch gegenüberstehen. Faktenbasierte Bewusstseinsbildung kann hier einen Beitrag leisten, diese Diskrepanz aufzulösen“, erklärt deswegen Hampl abschließend.

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