Knackpunkt

Oft höre ich von Fachhändlern, dass sich die Industrie nicht um sie kümmert. Dass viele Hersteller scheinbar lieber andere Kanäle bedienen, wo sich große Mengen mit relativ geringem Aufwand absetzen lassen. Doch das kann man nicht so verallgemeinern. Es gibt nämlich sehr wohl Hersteller, die an den Fachhandel glauben, viel in diesen Kanal investieren und erfolgreich damit sind. Brendan Lenane sagte zu mir in seinem Abschiedsinterview: „Wenn sich die Industrie dem FH gegenüber öffnet, seine Konzepte versteht und anerkennt, dann kann man extrem erfolgreich sein“, und der ehemalige Euronics Austria Vorstand untermauerte diese Worte auch gleich mit dem Beispiel Philips TV, „der einst totgesagten Marke, die den Weg zurück in den FH geschafft hat“.
So eine Erfolgsgeschichte ist natürlich nur dann möglich, wenn beide Seiten mitspielen. Wenn das Prinzip Fachhandel also auf Herstellerseite verstanden und verinnerlicht wird. Und wenn sich auf der anderen Seite auch der Fachhändler seiner Rolle bewusst ist und diese auch ernst nimmt. Dazu zählt in erster Linie die gute Beratungsleistung. Der Konsument geht nicht in den Fachhandel, um irgendwelche simplen, billigen Geräte zu kaufen. Der Konsument geht hingegen in den Fachhandel, um hochwertige Premiumgeräte zu erwerben. Da Premium naturgemäß aber eher teurer ist, bedarf es einer Beratung, damit dem Endkunden der Mehr-Wert vermittelt wird, der dann halt auch Mehr-kostet. Nun ist das aber nicht mehr überall im FH gewährleistet. Das Warum ist nicht wirklich geklärt. Liegt es am mangelnden Personal oder an der Qualität des vorhandenen? Liegt es an den immer größer werdenden Sortimenten, der Produktvielfalt oder an den immer schneller wechselnden Neuheitenzyklen? Liegt es am deprimierenden Wettbewerbsdruck oder der wirtschaftlich schwierigen Lage?
Wie auch immer – es gibt Hersteller, die an diesem Kanal festhalten. Mir fallen (dem Umstand geschuldet, dass ich mit beiden in den letzten Tagen Interviews führte) auf die Schnelle De’Longhi-Kenwood und Samsung Hausgeräte ein. Beide Unternehmen versuchen den Fachhandel beim Verkauf von Premiumprodukten zu unterstützen. Mit POS-Material, das ein Erlebnis gewährleistet und teils derart gefinkelt ausgestattet ist, dass es alleine für sich schon fast als „Berater“ fungieren kann, und für anwesende Verkäufer ein perfektes „Working Tool“ darstellt. Mit Vertriebsteams, die – wie die Hersteller sagen – groß genug sind, um theoretisch den ganzen österreichischen FH betreuen zu können, kompetent genug, um bei allen Anliegen behilflich sein zu können, und motiviert genug, um beides auch tatsächlich zu tun. Mit Messeauftritten und einem Schulungsangebot, das Roadshows, Vor-Ort-Schulungen, Trainingsplattformen und sonstige Tools umfasst. Mit einem komplexen System im Hintergrund, das nicht nur gewährleisten soll, dass Ware bei den Fachhändlern verfügbar ist, sondern auch, dass diese fließt, sprich verkauft wird und nicht irgendwo herumliegt. On top investieren diese Unternehmen auch noch hohe Summen in Marketing, damit die Endkunden schon mit einem gewissen Wissen in den FH gehen und es nur noch diesen letzten Kick braucht.
Auf die Frage, warum diese Hersteller so viel Aufwand und Geld in diesen verhältnismäßig doch eher kleinen Kanal investieren, lautet die Antwort: „Weil unsere Geräte premium sind und weil wir wollen, dass sie premium angeboten sowie verkauft werden. Und dieses Premiumniveau bietet halt der Fachhandel.“ Dieser letzte Satz ist der Knackpunkt: Fachhandel ist premium. Bzw. sollte premium sein, denn es gibt sonst nicht mehr viel, worüber sich diese Zunft abgrenzen kann. Es gibt noch immer Händler, denen nicht bewusst ist, dass das Premiumniveau in der Beratung und im Verkauf deren Waffe ist. Wenn ihnen das aber nicht bald klar wird, dann werden sie keine Zukunft im FH haben.
Eine wesentliche Komponente stellt das Service und eine zeitgerechte Reparierbarkeit der Produkte dar. Wenn das nicht gegeben ist hilft das ganze Wischiwaschi der sogenannten Premium Produkte nichts. Was hilft ein Premiumprodukt bei bester Beratung, wenn das Service herstellerseitig nur auf dem Papier existiert.
Hochwertig ist schön und gut! Das verstehen die meiste Fachhändler schon! Problem ist nur dass sich viele Menschen aktuell nicht unbedingt hochwertige/teure Geräte leisten können. Wir Fachhändler brauchen auch Geräte die im unteren/mittleren Preissegment sind. Und bei denen wir trotzdem etwas verdienen bzw. wir uns nicht mit Mondpreisen (zu hoher EK Industrie) lächerlich machen. Das hat anscheinend wiederum die Industrie nicht verstanden.
Gerade gesehen, der neue Fachhandel, weil Kenwood genannt wurde.
https://vorteilswelt.krone.at/shop/4843/kenwood-multipro-go
Na na na.
Philips und Fachhandel? abgesehen als Philips noch Philips war.
Zuerst überall zu bekommen, dann nur im MM jetzt nur glaube bei Red Zac, kein vernünftiger Service in Österreich,
was ist da Fachhandel??
Zu De’Longhi ist zu sagen, am günstigsten als Endkunde bei De’Longhi selbst zu bekommen. Komunikation De’Longhi zu Endkunden passt auch, also wo ist da der Fachhandel? (Kaffeemaschinen)
Kein Wunder das Fachhändler bei solchen Einstellungen teuer verschrien sind.
Mann kann als Fachhändler auch günstigere Produkte empfählen, die müssen nicht zwangsläufig schlecht sein, auf der anderen Seite gibt’s sauteure Produkte bei denen es mir als ehrlicher Händler graut diese zu bewerben.
Nicht der hohe Preis ist ausschlaggebend sondern die Erfahrung des Händlers.
Als Händler braucht man sich nur vor Augen halten was man als Kunde selbst von Anderen erwartet, da braucht man auch keinen Verkaufskurs.
In Zeiten des Internets sind die x2 Aufschläge vorbei.
Vielleicht liege ich auch total falsch?
Schönen Sonntag.