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Dienstag, 18. März 2025
Langfristige Sanierung

BayWa AG: Durchfinanzierung bis Ende 2027 abgesichert

Photovoltaik Energiezukunft | Wolfgang Schalko | 11.02.2025 | |  Unternehmen, Wissen
Die BayWa Zentrale in München. Die BayWa Zentrale in München. (© BayWa AG) Die mit über 5 Mrd. Euro verschuldete BayWa AG hat bekanntgegeben, dass über 95% der Finanzgläubiger das Finanzierungskonzept unterstützen und einer langfristigen Sanierungsvereinbarung bis Ende 2027 zugestimmt haben. Um die übrigen Finanzgläubiger in die Finanzierungslösung einzubinden, wurde eine Art „StaRUG light“ Verfahren eingeleitet.

Die in finanzielle Schieflage geratene BayWa AG hat 2024 einen umfassenden Transformationsprozess eingeleitet, um die Zukunft des bayrischen Konzerns zu sichern – nachdem Mitte 2024 ein Sanierungsgutachter die Sanierungsfähigkeit des Unternehmens bestätigt hatte.

Das vorgelegte Sanierungskonzept sieht eine organisatorische Verschlankung, zahlreiche operative Einsparmaßnahmen sowie die Veräußerung von wesentlichen internationalen Beteiligungen bei grundsätzlicher Fortführung der vier Kerngeschäftsbereiche Agrar, Baustoffe, Energie und Technik vor. Die durch die Unternehmensverkäufe freiwerdenden Mittel sollen zur Stärkung der Liquidität des operativen Geschäftsbetriebs und zur Schuldentilgung verwendet werden. Weiters sollen bis Ende 2027 bis zu 1.300 der aktuell knapp 8.000 Vollzeitstellen abgebaut und ein Teil der derzeit gut 400 Standorte geschlossen werden (konkret war die Rede von 26 Standorten).

Nun teilte der Konzern mit, dass mittlerweile über 95% der Finanzgläubiger dem Finanzierungskonzept zugestimmt hätten, eine geringe Anzahl aber weiterhin die Zustimmung verweigere. Da aus Gründen der Gleichbehandlung aller Finanzgläubiger eine Rückzahlung an diese Einzelgläubiger, trotz ausreichend verfügbarer Liquidität, nicht in Betracht komme, hat die BayWa AG am 31. Jänner beim Amtsgericht München ein Restrukturierungsverfahren gemäß dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) eingeleitet.

Wie die BayWa AG ausdrücklich betonte, handle es sich im konkreten Fall um ein „StaRUG light”-Verfahren: Dieses habe keine negativen Auswirkungen auf den operativen Geschäftsbetrieb, zudem blieben Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter davon unberührt. Das in dem „StaRUG light” Verfahren rechtssicher umzusetzende Finanzierungskonzept sehe keinerlei Forderungsverzichte der Finanzgläubiger vor – es gehe vielmehr um die Laufzeitverlängerung der Finanzierung bis Ende 2027, darüber hinaus werde im Einklang mit dem Sanierungskonzept zur Stärkung des Eigenkapitals eine Kapitalerhöhung von rund 150 Mio. Euro durchgeführt, an der sämtliche Aktionäre gleichermaßen partizipieren könnten. Alle Aktionäre kämen vollumfänglich in den Genuss von Bezugsrechten und es werde keine Kapitalherabsetzung geben. Das StaRUG-Verfahren (das ausschließlich die Muttergesellschaft BayWa AG und nicht deren Tochterunternehmen betrifft) ändere auch nichts an der Börsennotierung der Aktien der BayWa AG – die BayWa AG bleibe börsennotiert und deren Aktien weiterhin an den bisherigen Börsenplätzen handelbar.

„Der ,StaRUG light‘-Ansatz der BayWa unterscheidet sich von anderen prominenten Fällen dadurch, dass er nur ein mikrochirurgischer Eingriff zur rechtssicheren Umsetzung des Finanzierungskonzepts ist, keinerlei Forderungsverzichte einfordert und insbesondere die Bezugsrechte aller Aktionäre bei der vorgesehenen Kapitalerhöhung wahrt“, erklärte CRO und Vorstandsmitglied Michael Baur.

Die BayWa AG strebt eine Beendigung des StaRUG-Verfahrens innerhalb von wenigen Monaten an.

Langfristige Finanzierungslösung der BayWa r.e. AG

Bereits im Dezember 2024 hatte die ebenfalls angeschlagene BayWa r.e. AG bekannt gegeben, dass mit den Finanzierern die Grundzüge einer langfristigen Finanzierungslösung vereinbart werden konnten, die eine Verlängerung der Bank- und Garantielinien bis Dezember 2027 umfasst. Mit der Umsetzung der Vereinbarung werden die Anforderungen des von der Boston Consulting Group erstellten Sanierungsgutachtens erfüllt. Dieses Sanierungsgutachten bescheinigt BayWa r.e. die Sanierungsfähigkeit, wenn die notwendigen Maßnahmen zur Transformation konsequent bis Ende 2027 umgesetzt werden. Dementsprechend hat BayWa r.e. das Transformationsprogramm „r.e.power” zur unmittelbaren und langfristigen Ergebnisverbesserung sowie zur nachhaltigen Stärkung der Wettbewerbsposition gestartet.

„r.e.power” sieht eine Fokussierung auf die Geschäftsfelder vor, die eine positive Marktprognose haben, und in denen BayWa r.e. bereits heute über eine gute Wettbewerbsposition verfügt. Dazu zählt beispielsweise das Projektentwicklungsgeschäft im Bereich Wind, Solar und Batteriespeicher, der Betrieb und Instandhaltung solcher Anlagen als ‚Independent Power Producer‘ (IPP) und der Energiehandel. Im Zuge der Ausrichtung und Optimierung des operativen Geschäfts sollen bis Ende 2027 rund 350 Stellen abgebaut werden – angepeilt wird ein Mitarbeiterstand von rund 1.500 Mitarbeitende Ende 2027. In Hinblick auf die Geschäftsfelder und Geschäftsaktivitäten, die voraussichtlich nicht zum langfristigen Kerngeschäft der neuen BayWa r.e. gehören werden, prüfe man im Zuge von „r.e.power” zunächst Optimierungsmöglichkeiten, ehe „abschließende Entscheidungen zu einer möglichen Übertragung an neue Eigentümer, Portfoliobereinigungen oder Marktaustritte getroffen werden”.

Außerdem laufen gerade Gespräche über eine weitere Kapitalstärkung der BayWa r.e., die im Laufe des ersten Quartals 2025 abgeschlossen sein sollen.

Österreich-Bezug

Über die Lagerhaus-Mutter RWA ist die BayWa auch hierzulande aktiv – nun wird die Beteiligung verkauft. (Foto: RWA)

Die BayWa AG und die heimische Raiffeisen-Gruppe sind eng miteinander verbandelt: Seit 1999 gibt es eine strategische Allianz im Rahmen einer Überkreuzbeteiligung. Die BayWa hält rund 47,5 Prozent an der Korneuburger Lagerhaus-Mutter Raiffeisen Ware Austria AG (RWA). Die Wiener Raiffeisen Agrar Invest AG wiederum ist mit 28,3 Prozent an der BayWa beteiligt.

Im Zuge der Sanierung verkauft die BayWa AG ihre Unternehmensanteile an der RWA: Die 47,53 Prozent-Beteiligung plus eine Aktie gehen auf ein Verbundunternehmen der RWA Raiffeisen Ware Austria Handel und Vermögensverwaltung eGen (RWA eGen) über. Letztere hält bereits 49,99 Prozent an der RWA AG sowie die Mehrheit an der Raiffeisen Agrar Invest AG, dem zweitgrößten Aktionär der BayWa AG. Der Verkauf, der Ende Dezember 2024 bekanntgemacht wurde und einen Kaufpreis in Höhe von 176 Mio. Euro vorsieht, steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden.

Wie die RWA mitteilte, habe das StaRUG-Verfahren der BayWa keinen Einfluss auf den Rückkauf der RWA-Anteile. Die Abwicklung verlaufe planmäßig, sodass mit einem zeitnahen Closing-Termin zu rechnen sei.

 

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