Funktionsperiode 2020-25: Das Bundesgremium zieht Bilanz

Rückblickend stehen für GF Bianca Dvorak und BGO Robert Pfarrwaller zwei Dinge außer Frage: Es war eine in vielerlei Hinsicht turbulente und bewegte Funktionsperiode, die nun zu Ende geht. Und es war gleichzeitig auch eine, in der für den heimischen Elektro- und Einrichtungshandel enorm viel erreicht werden konnte. Das zeigt auch das nachfolgende (bei weitem nicht vollständige) „Leistungsverzeichnis”.
Herkulesaufgabe zum Start

Als Pfarrwaller und Dvorak im Herbst 2020 in die neue Funktionsperiode starteten, prägte ein Begriff das berufliche und gesellschaftliche Leben: Covid 19. Daran sollte sich bis 2022 im Wesentlichen nichts ändern – außer, dass die Folgen der Pandemie weitere große Herausforderungen an die Branche und ihre Vertreter mit sich brachten (Stichworte: Lieferketten, Teuerung, etc.). Für das Bundesgremium war die Arbeit im permanenten Krisenmodus dementsprechend fordernd, galt es doch von der regelmäßigen Information über geplante Maßnahmen an die Mitgliedsunternehmen oder die kompetente Abwicklung von Förderungen (Fixkostenzuschuss, Ausfallsbonus,…) über die Klärung und Verhandlung von branchenspezifischen Regelungen bis hin zur Sicherstellung der Wiedereröffnung der Baustellen und Geschäftslokale ein extrem breites Themenspektrum abzudecken. Zum Zeitdruck und der allgemeinen Unsicherheit kam erschwerend auch noch der Kampf gegen den überbordenden Verkauf von Elektrogeräten durch den Lebensmittelhandel, erinnern sich die beiden Interessenvertreter.
In dieser Phase konnte u.a. erreicht werden, dass die Elektrotechnik in die Investitionsförderung aufgenommen wurde (d.h. bei Investitionen waren bis zu 14% Förderung möglich), außerdem wurde zu den eklatanten Preissteigerungen rasch ein Rechtsgutachten erstellt, das die Unternehmen mit konkreten Informationen und Handlungsanweisungen beim Umgang mit Preissteigerungen unterstützte.
Fundierte Argumente
Wie der Blick auf die vergangenen Jahre zeigt war es dem Bundesgremium stets ein Anliegen, nicht nur eine laute Stimme zu sein, sondern vor allem eine, die durch ihre Argumente und Inhalte Gehör findet. Daher bildeten zahlreiche Studien das Fundament vieler Initiativen und Aktivitäten. So etwa die AIT-Studie „CO2 Einsparungspotenziale im Gebäudebereich“, die als gemeinsame Initiative mit OVE, FEEI und der Bundesinnung der Elektrotechniker in Auftrag gegeben wurde, um das Einsparpotenzial von energetischen Gebäudesanierungsmaßnahmen nachzuweisen. Oder auch die IWI-Studie „Gesamtwirtschaftliche Effekte durch Investitionen in CO2-Einsparungen im Gebäudebereich“, mit der das jährlich notwendige und realistische Investitionsvolumen zur Hebung bestehender CO2-Einsparungspotenziale durch Gebäude-automation in Österreich aufgezeigt wurde – und ebenso die sich damit ergebenden volkswirtschaftlichen Auswirkungen. Auf dieser Basis (und nach zahlreichen Terminen) konnte erstmals eine eigenständige Förderung im Bereich Gebäudeautomation erreicht werden: „Gebäudeautomatisierung für Dienstleistungsgebäude und öffentliche Gebäude“. Und auch für den „Masterplan Energie” lieferten die o.g. Studien sowie die aktive Beteiligung des Bundesgremiums wichtige Inputs, um den Fokus von einer rein thermischen auf eine thermisch-energetische Sanierung zu verlagern.
Gerade beim Thema Energie konnte das Bundesgremium noch einige weitere wichtige Erfolge für die Branche erzielen, wie etwa bei der USt-Befreiung von PV-Anlagen, wo man sich intensiv um die Klarstellung aller offenen Fragen bemühte (Aktuell wird leider über die Abschaffung der USt-Befreiung diskutiert). Oder auch bei der Verdeutlichung der aktuellen Herausforderungen sowie der Forderung nach einer Speicherförderung – die dann für Batteriespeicher bis 50 kWh über Mittel des Klimafonds umgesetzt wurde. Außerdem begleitete man die Ausschreibung (und Realisierung 2022) eines 10-Millionen-Euro-Pakets für die Ausstattung von energiearmutsgefährdeten Haushalten mit energieeffizienten Haushaltsgeräten.
Umsätze gesichert und angekurbelt
In vielen Bereichen hatten die Initiativen der Interessenvertreter spürbar positive Auswirkungen auf die Umsätze im Handel: Etwa, dass nach langen und fordernden Gesprächen der Elektrohandel in den Reparaturbonus aufgenommen wurde. Ebenso konnte die Aufnahme des Elektro- und Einrichtungshandels in den Handwerkerbonus erreicht werden.

Während der gesamten Periode wurde einerseits massives Lobbying für die grundlegende Reformierung der URA und Künstlersozialversicherung auf allen Ebenen der Wirtschaft und Politik betrieben, andererseits wurden mit den Verwertungsgesellschaften konstruktive Gespräche geführt, um den Handel von ausufernden Abgaben und dem damit verbundenen administrativen Aufwand zu befreien. Die intensiven Bemühungen zur URA umfassten zusätzlich Gesamtvertrags-Verhandlungen, eine Gutachtenerstellung, ein Schlichtungsverfahren, uvm. – mit dem (im Herbst 2024 bekanntgegebenen) Ergebnis, dass die Erhöhungen schlussendlich relativ gering ausfielen, keine neuen Geräte in die Abgabenpflicht hinzukamen und eine administrativ extrem aufwändige automatische Indexierung abgewendet werden konnte.
Bei dem für Anfang 2025 angesetzten ORF HD-Switch (Beendigung der SD-Ausstrahlung via SAT) setzte sich das Bundesgremium für eine Zusammenarbeit zwischen ORF und Handel ein und verhinderte damit einen Alleingang des ORF.
Speziell für den Einrichtungsfachhandel konnten ebenfalls einige wichtige Schritte gesetzt werden. Beispielsweise regelmäßige Branchentreffen mit den Geschäftsführern der Einkaufsverbände, um eine große Breitenwirkung bei relevanten Branchenthemen sicherzustellen. Oder auch eine Repräsentations-Reise mit Funktionären des Einrichtungshandels nach Brüssel, um die branchenspezifischen Anliegen direkt vor Ort bei diversen Stakeholdern zu platzieren. Weiters wurde eine Strategieklausur zum Thema Nachhaltigkeit abgehalten, bei der entsprechende Leitlinien für den Einrichtungsfachhandel erarbeitet sowie die Zusammenarbeit mit dem Schutzverband intensiviert wurde, um das Vorgehen gegen unlautere Geschäftspraktiken zu klären. Insbesondere wurden zur Entwaldungs-Verordnung diverse Stellungnahmen verfasst und die relevanten Informationen an die Mitglieder versendet, während man sich bei der KIM-Verordnung für eine dringende Änderung stark machte (die schließlich auch erreicht wurde).
Nachwuchsförderung
Um der stets akuten Thematik des Fachkräfte- und Mitarbeitermangels beizukommen, war das Bundesgremium als Mit-Initiator maßgeblich an der Ausgestaltung und dem Zustandekommen der breit angelegten Nachwuchskampagne „Join the future” beteiligt. Gemeinsam mit dem OVE, dem FEEI, der Bundesinnung der Elektrotechniker sowie Oesterreichs Energie bewirbt darin die gesamte Wertschöpfungskette die Elektrobranche als interessante Berufschance für Berufseinsteiger.
Zudem wurden zur Unterstützung des Branchennachwuchses Lehrlings-Webinare initiiert, die mittlerweile regelmäßig stattfinden und sich reger Nachfrage seitens Berufsschulen, Betrieben und Lehrlingen erfreuen. Weiters erfolgte auf Initiative von Gerhard Schabschneider, dem Vorsitzenden des Fachausschusses Lehrlingsausbildung und Weiterbildung im Elektrofachhandel, die Ausstattung von Berufsschulen mit neuen, zeitgemäßen Elektrogeräten.
Für die Lehrlinge des Einrichtungsfachhandels wurde die EBA-App durch den Einsatz der qualitativ hochwertigen Moodle Plattform neu aufgestellt, parallel dazu fand ein Austausch mit dem IBW zur Anpassung der Prüfungsordnung (mit dem Ziel österreichweiter einheitlicher Prüfungsabläufe) sowie ein Prüfer-Workshop zur LAP statt, bei dem einheitliche Prüfungsstandards erarbeitet wurden. Begleitet wurde dieser Prozess durch sog. Berufsschultage, bei denen der regelmäßige Austausch mit Direktoren und Lehrern der Berufsschulen aktuelle Probleme und Bedürfnisse aufzeigte sowie entsprechende Maßnahmen einleitete. In Richtung der Unternehmen wurde ein Lehrlings-Folder gestaltet, in dem die Landesgremien mit jeweils einem eigenen Vorwort die Betriebe zur Aufnahme von Lehrlingen animierten.
Messen & mehr

Nach der Covid-bedingten Zwangspause ging es in Sachen Branchenevents in der zweiten Hälfte der Funktionsperiode Schlag auf Schlag: Während auf der einen Seite die Weiterführung der Elektrofachhandelstage als zentrales Branchenevent rat- und tatkräftig unterstützt wurde, brachte sich das Bundesgremium auch bei der Premiere der E-Players im Frühjahr 2024 sowie der e-nnovation Austria Anfang März 2025 proaktiv ein, um das neue Symposium bzw. Messe-Format prägend mitzuentwickeln. In diesem Zuge beteiligten sich die Branchenvertreter auch maßgeblich an der Gestaltung und (Mit-)Gründung des Vereins „Elektriker Österreich“, um die Interessen der Wertschöpfungskette zu fördern. Daneben fanden auch zu Messen mit Schwerpunkt Einrichtungsfachhandel, wie z.B. Möbel Austria, Wohnen & Interieur und CASA, zahlreiche Gespräche mit Messeveranstaltern und Ausstellern statt, um die Messesituation zu verbessern und zu modernisieren.
Als Ergänzung zu den physischen Branchenevents wurden zudem Webinare als Form der Wissensvermittlung etabliert. Diese fanden (und finden weiterhin) zu fachspezifischen Themen wie Gewährleistung, Geldwäsche, Gefahrguttransport, Social Media, Fachkräftemangel, uvm. statt. Um die Mitglieder rasch über aktuelle Themen informieren zu können, wurde zusätzlich zum bewährten @-Insider ein eigener LinkedIn-Kanal gestartet.
Laufende Initiativen
Im Sinne der Branche hat sich das Bundesgremium auch laufend und aktiv in Gesetzgebungsprozesse eingebracht, wie etwa zu Energiestrategie, Energieeffizienzgesetz, Lieferkettengesetz, Erneuerbaren Ausbau-Gesetz, Entwaldungsverordnung oder dem Preisauszeichnungsgesetz, das in Zusammenarbeit mit dem BMAW überarbeitet wurde. Darüber erfolgte der regelmäßige Austausch mit Behörden, um die Branchensituation darzustellen, ebenso wie mit Fachmedien, Tageszeitungen und TV-Sender, wo das Bundesgremium als Ansprechpartner zur Verfügung stand und mit Pressestatements sowie Pressekonferenzen – wie jüngst zur aktuellen Situation im Einrichtungshandel – die proaktive Kommunikation forcierte. So war das Bundesgremium auch bei den jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen die Stimme des heimischen Elektro- und Einrichtungsfachhandels und lieferte darüber hinaus in diversen Stellungnahmen Input im Interesse der Branche. Selbstverständlich durfte auch ein Forderungspapier an die neue Regierung im Herbst 2024 nicht fehlen.
Trotz – oder gerade wegen – dieser Erfolgsbilanz sind sich Dvorak und Pfarrwaller einig, dass keine Zeit zum Ausruhen bleibt und in Anbetracht der in vielerlei Hinsicht unsicheren Zukunft mehr denn je Engagement für den heinischen Elektro- und Einrichtungsfachhandel gefragt ist. „Angesichts steigender Kosten und wirtschaftlicher Unsicherheiten werden wir uns als Interessenvertretung weiterhin mit vollem Engagement für unsere Branche einsetzen: gezielte Fördermaßnahmen und bürokratische Erleichterungen sind nur einige der Anliegen, für die wir uns einsetzen. Durch den direkten Dialog mit Entscheidungsträgern kämpfen wir für stabile Rahmenbedingungen und nachhaltige Lösungen. Unsere Mitglieder können sich auf eine starke und verlässliche Vertretung verlassen”, betont Dvorak. Und Pfarrwaller: ergänzt: „Die wirtschaftlichen Herausforderungen erfordern entschlossenes Handeln. Wir setzen uns mit Nachdruck für bessere Bedingungen, Förderungen und Entlastungen ein. Unser Fokus liegt auf klaren politischen Lösungen, praxisnaher Unterstützung unserer Branche und der Stärkung unseres Netzwerks. Unsere Mitglieder stehen nicht allein – wir sind da, um ihre Interessen zu vertreten und gemeinsam durch diese herausfordernde Zeit zu gehen.”
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