Trefelik: Handel für 2025 vorsichtig optimistisch

„Für den gesamten österreichischen Handel brachte 2024 das dritte Jahr in Folge reale Umsatzrückgänge. Hier drückten die schwache Konjunktur die Nachfrage von den gewerblichen Kunden im Großhandel, aber auch die damit verbundenen Unsicherheiten auf die Kauflaune der Konsumentinnen und Konsumenten im Einzelhandel. Dennoch sind wir vorsichtig optimistisch, da es in einzelnen Bereichen langsam, aber doch besser läuft“, fasste Bundesspartenobmann Rainer Trefelik, die Konjunkturdaten der Handelsbranchen in der heutigen WKO-Pressekonferenz zusammen.
So sanken die Umsätze des österreichischen Handel 2024 nominell um -1,0 % bzw. um etwa -3,1 Milliarden Euro auf in Summe rund 307,4 Milliarden Euro (netto). Unter Berücksichtigung der geringen Preissteigerungen bedeutet das real einen Rückgang des Absatzvolumens um -1,6 % gegenüber 2023. Damit weist der Handel – nach real -1,1 % im Jahr 2022 und -3,6 % im Jahr 2023 – das dritte Jahr in Folge ein reales Konjunkturminus auf.
Hauptverantwortlich dafür war der Großhandel, der real einen Rückgang von -3,4 % verzeichnete. „Die Konjunkturverläufe der einzelnen Handelssektoren waren sehr unterschiedlich. Während der Großhandel einen weiteren Umsatzeinbruch erlitt, gab es im Einzelhandel und in der Kfz-Wirtschaft Zuwächse von real +0,5 % bz. +0,6 %“, erläutert Handelsforscher Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft (iföw). Konkret zeigte seine Analyse auf Basis der Statistik-Austria-Daten, dass der Einzelhandel vor allem im vierten Quartal anzog. Sowohl der Lebensmittelhandel als auch den Non-Food-Bereich bilanzierten somit im Gesamtjahr leicht positiv. „Im Vergleich mit den EU-27 allerdings hinkt die österreichische Einzelhandelskonjunktur hinterher“, so Voithofer. Hier nimmt Österreich lediglich Platz 20 von 27 EU-Ländern ein.
Starke Unterschiede zwischen den Branchen

Innerhalb des Einzelhandels gab es ebenfalls eine unterschiedliche Entwicklung: Während Elektrohandel (+2,4 %), Onlinehandel (+2,4 %), Bekleidungshandel (+2,1 %), Bau- und Heimwerkerbedarf (+1,9 %), Lebensmittel- (+1,7 %) und Blumenhandel (+0,9 %) ein reales Umsatzplus erwirtschaften konnten, verzeichneten Bücher- und Zeitschriftenhandel (-11,5 %), Möbelhandel (-9,5 %) sowie Schmuckhandel (-5,3 %) starke Rückgänge. Aber auch Schuh-, Sport- und Spielwarenhandel sowie Apotheken und Drogerien waren real im Minus.
Das Umsatzplus trage allerdings nicht unbedingt zu einer Verbesserung der Rentabilität bei, wie Trefelik betonte. So hätten sich viele Umsätze aus dem Weihnachtsgeschäft in den November in die Black Week usw. verschoben. Zudem leiden die meisten Handelsbetriebe unter den gestiegenen Kosten. Die Kaufzurückhaltung der Konsumenten, die Kostensituation und der heftige Wettbewerb samt dazugehörigen Rabattaktionen, schlage sich wiederum in der Zahl der Insolvenzen nieder: Mit 1.085 Insolvenzen im Vorjahr führte der Handel nicht nur die österreichische Insolvenzstatistik an, sondern verzeichnete auch um +17,7 % mehr Pleiten als 2023 sowie um +23,4 % mehr als im Vor- Corona-Jahr 2019.
Die Zahl der Beschäftigten im heimischen Handel ging 2024 um -0,8 % oder knapp 4.500 Personen auf 567.835 zurück. Die Zahl der Arbeitslosen im Handel steigt, jene der offenen Stellen ist rückläufig. Lediglich in der Kfz-Wirtschaft gab es einen leichten Zuwachs an Beschäftigten.
Ausblick leicht positiv, aber mit Unsicherheiten behaftet
„Was der Handel daher gar nicht brauchen kann, ist ein weiteres Jahr der Rezession. Angesichts der Prognosen der Wirtschaftsforscher und dem zumindest zaghaften Anspringen der Einzelhandelskonjunktur blicken wir aber vorsichtig positiv auf 2025“, gibt Handelsforscher Voithofer einen ersten Ausblick auf das aktuelle Jahr. Wenngleich dies aufgrund der notwendigen Budgetsanierung mit großen Unsicherheiten behaftet sei.
Für Trefelik sei daher klar, dass die Handelsbetriebe an ihren Geschäftsmodellen arbeiten müssen. Denn ein weiteres Aussitzen der derzeitigen Problemen gehe sich nicht weiter aus. Dem schloss sich auch Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel, an. Gleichzeitig forderte sie allerdings auch ein Verbesserung der Rahmenbedingungen ein. „Wir werden zusätzlich Maßnahmen brauchen, die die Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Handels stärken. Ganz wichtig ist dabei eine Vereinfachung und Entbürokratisierung der Regulatorik im Rahmen des Green Deals. Denn aktuell bedeuten die geplante Entwaldungsverordnung, die Taxonomieverordnung, das Lieferkettengesetz oder auch die Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung enorme bürokratische Hürden für die Händlerinnen und Händler“, so Thalbauer.
Entrümpelung bei Bürokratie und Entlastung bei Lohnnebenkosten nötig
Handelsobmann Trefelik nennt daher eine „rigorose Entrümpelung“ dieser Vorgaben, vor allem, was die Nachweis- und Berichtspflicht betrifft, als eine zentrale Forderung der Bundessparte. Zusätzlich gelte es, um Wettbewerbsgleichheit zu schaffen, „dass all diese Bestimmungen, die man europäischen Unternehmen aufbürdet, auch bei Temu, Shein & Co angewendet werden. Denn wer in die EU hineinliefert, muss sich an hier geltende Regeln halten“.
Eine weitere Konsequenz aus den Konjunkturzahlen ist für Trefelik, „dass eine Entlastung der Unternehmen bei den Lohnnebenkosten unabdingbar ist. Denn die Ertragslage ist leider nicht so, dass die Handelsunternehmen immer höhere Kosten stemmen können“. Um längerfristig gut aufgestellt zu sein, brauche es zudem ein Maßnahmenbündel zur Arbeitskräftesicherung im Handel. Dieses sollte ebenso Arbeitsanreize für arbeitslose Menschen als auch steuerliche Anreize für mehr Leistung enthalten, etwa im Bereich der Überstunden sowie des Zuverdiensts in der Pension.
„Wichtig ist, dass die Handelsunternehmen künftig nicht mehr, sondern weniger administrative Hürden haben und Leistung auch belohnt wird. Nur so kann das zarte Konjunkturpflänzchen wachsen und die Lust am Einkaufen steigen“, betont Trefelik abschließend.
Kommentare