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Dienstag, 18. März 2025
RegioData Research Expansionsanalyse

Handelsstandorte 2025: „Konsolidierung mit vereinzelten Lichtblicken“

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 06.03.2025 | |  Unter der Lupe
Alle Jahre wieder führt RegioData Research eine Expansionsanalyse durch. Demnach wachsen die Filialnetze kaum noch - stattdessen dominieren Rückzug und Konsolidierung. Von den 732 untersuchten Vertriebslinien aus 24 Branchen treten viele auf die Bremse. Es gibt laut Erhebung allerdings auch expansionsfreudige Unternehmen. Der Onlinehandel und Non-Food-Diskonter verdrängen dabei spezialisierte Händler – „mit spürbaren Folgen für die Handelslandschaft“, meint RegioData Research.

Wie die RegioData Research Expansionsanalyse zeigt, bleibt die Gastronomie auch in diesem Jahr eine der wenigen Branchen mit klaren Expansionsbestrebungen wenn auch nicht mehr so dynamisch wie in den vergangenen Jahren. Besonders kleinere und trendige Konzepte wie „Kenny’s“ (+ 150 % seit dem letzten Jahr) und „Kaiser’s“ treiben das Wachstum voran – Letzteres hat für 2025 fünf neue Standorte in Planung. Auch internationale Fast-Food-Ketten verzeichnen derzeit starke Wachstumsraten: KFC expandiert mit einem Plus von 73 % gegenüber dem Vorjahr, gefolgt von Noodle King (+27 %) und Dunkin‘ Donuts (+24 %).

Gleichzeitig zeigt sich aber auch eine deutliche Konsolidierung, denn nicht überall läuft es gut. So zieht sich „Segafredo“ aus vielen Standorten zurück, „Nordsee“ reduziert um 40 %, und auch „Subway“ folgt dem Filialschließungstrend. „Die Branche sortiert sich neu – mit klarem Fokus auf lukrative Standorte und zeitgemäße Konzepte“, sagen die RegioData Research Studienautoren.

Lebensmittelhandel erstmals von Filialrückgängen betroffen

Auch der Lebensmittelhandel zeige sich heuer betroffen, wie RegioData Research sagte, und setze zunehmend auf Standortoptimierungen. „Unimarkt hat knapp 20 Filialen geschlossen, Nah & Frisch folgt mit ähnlichen Rückgängen. Die Billa-Gruppe reduzierte ihr Standortnetz um 24 Filialen – einzig Penny expandiert leicht. Die Strategie ist klar: Statt flächendeckender Präsenz setzen Lebensmittelhändler zunehmend auf profitablere Standorte und optimieren ihre Filialkonzepte für veränderte Marktbedingungen.“

Zunehmende Schließungen auch in stabil geglaubten Branchen

Ebenso setze sich bei Bäckereien – die lange als expansiv galten – eine schleichende Erosion ein: Backwerk hat ein Drittel seiner Filialen geschlossen, M-Preis reduziert seine Baguette-Standorte. Auch Fitnessstudios, einst eine florierende Branche, geraten ins Straucheln – Mrs. Sporty etwa zählt deutlich weniger Standorte als im Vorjahr.

Besonders hart treffe es spezialisierte Händler im Sport-, Mode- und Schmucksegment, sagt RegioData Research. „Immer mehr Konsumenten kaufen online oder bei großen Generalisten, was für viele Fachhändler existenzbedrohend wird. Gigasport hat Filialen aufgegeben, und Sport 2000 musste Insolvenz anmelden. Auch die Wäschebranche bleibt unter Druck: Nach der Palmers-Insolvenz schrumpfen nun auch Calzedonia und Intimissimi ihr Filialnetz.“

Der Onlinehandel verstärkt den Druck auf den stationären Handel zusehends. Plattformen wie Temu locken mit riesiger Produktvielfalt – Wäsche, Sportartikel oder Schmuck sind längst per Klick verfügbar. Der Schmuckhändler „Bijou Brigitte“ reagiert darauf mit der Schließung von etwa 30 Filialen. „Die Verschiebung hin zum digitalen Shopping setzt spezialisierte Einzelhändler zunehmend unter Zugzwang“, stellen die Studienautoren fest.

Diskonter verzeichnen erste Bremsspuren

Nach Jahren rasanter Expansion kommt es auch bei den führenden Non-Food-Diskontern – Action, Tedi, Kik, NKD und Takko – erstmals zu einer Atempause. Seit 2019 wuchs ihr Filialnetz um ein Drittel, doch nun stagniert das Wachstum insgesamt. Die Zahl der Standorte bleibt nahezu konstant. Einzig Tedi setzt mit 16 neuen Filialen weiterhin auf Expansion, gefolgt von Action mit +8. Auch Thomas Phillips baut sein Filialnetz leicht aus.

Neue Standorte: Strategische Anpassung statt unkontrollierter Expansion

Trotz der vielerorts rückläufigen Entwicklung gebe es auch Zeichen der Anpassung und Innovation. RegioDdata Research meint dazu: „Mono-Brand-Stores setzen verstärkt auf Einkaufszentren, während Lebensmittelhändler ihre Filialstrategien optimieren. Pop-up-Stores und Auto-Showrooms wie jene von ‚Polestar‘ und ‚Cupra‘ nutzen Leerstände kreativ. Besonders in Wien zeigt der riesige Flagship-Store von ‚Silhouette‘, dass innerstädtische Standorte weiterhin attraktiv sind.

Ein auffälliges Merkmal der aktuellen Neueröffnungen ist die bevorzugte Verkaufsfläche von 101 bis 200 m², während gleichzeitig Nischenangebote für spezifische Zielgruppen zunehmend an Relevanz gewinnen. Diese Entwicklungen unterstreichen einmal mehr die dringende Notwendigkeit für den Handel, sich an veränderte Konsumgewohnheiten anzupassen und Leerstände kreativ zu füllen.“

Fazit

RegioData Research fasst zusammen: „Die Handelslandschaft in Österreich bleibt in Bewegung: Während einige wenige Bereiche wie die Gastronomie und spezifische Einzelhandelssegmente expandieren, zeigt sich bei großen Franchise-Systemen und Diskontern eine Konsolidierung. Neue Trends wie Mono-Brands, Pop-up-Stores und die Verlagerung in innerstädtische Lagen prägen die Zukunft des Handels.“

Erst vor kurzem haben Standort + Markt sowie der Handelsverband die Ergebnisse der neuesten Ausgabe des „City Retail Health Checks“ vorgestellt. Demnach sei die Lage in den österreichischen Innenstädten „besorgniserregend“ – mehr dazu lesen Sie HIER.

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