Niemals nur eine Commodity
Jeder hat eins, jeder braucht eins. Gemeint sind Mobiltelefone. Der Besitz eines tragbaren Kommunikationsmittels wird heute vorausgesetzt. Und da inzwischen jede in Österreich ansässige Person im Alter über zehn Jahren über ein Mobiltelefon verfügt, erscheint auch der Markt ziemlich aufgeteilt. Dennoch gibt es sie, die berühmten weißen Flecken auf der Landkarte.Vielleicht nicht für alle Betreiber gleichermaßen, aber die Abdeckung Österreichs mit Shops ist nicht überall gegeben. Mit dem nötigen lokalen Wissen lassen sich auch heute noch die entsprechenden Lücken in der Versorgung der Bevölkerung bzw. auch spezieller Zielgruppen ausmachen – und nutzen. Ein Beispiel dafür ist das Wiener Unternehmen EGR. Der Shop-Betreiber hat sich mit seinem neuesten Standort nahe der Wiener Universität angesiedelt, weil er dort eine Lücke im Angebot wahrgenommen hat und aus früheren Aktionen die Zielgruppe vor Ort kennt. Das zeigt, dass die Mobilkommunikation noch immer eine gewisse Dynamik aufweist und Unternehmern mit dem notwendigen lokalen Wissen Chancen für etwas Neues bietet. Zugegeben – diese Chancen auch zu nutzen, ist nicht leicht. Da sind einerseits die hohen Kosten. Ein neuer Shop in einer perfekten Lage kostet einfach viel Geld. Um diese Belastung zu stemmen, braucht es einen langen Atem. Gleichzeitig benötigt man die passenden Produkte, welche die Kunden auch nachfragen.
Andererseits helfen die wirtschaftliche Kraft, die passenden Produkte und die hohe Frequenz an einem neuen Standort nichts, wenn man keinen Draht zur Zielgruppe vor Ort hat. Oder anders formuliert, die Menschen am POS machen noch immer das Geschäft. Die Verkäufer holen die Kunden ab, analysieren deren Bedürfnisse und vermitteln die passenden Produkte. Das gilt selbst für so eine digital versierte, durchaus kritische und internetaffine Zielgruppe wie die Studenten. Denn auch Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, lassen sich gerne beraten, wenn sie damit Zeit sparen und die passende Lösung für sich finden. Damit verhindern die Verkäufer, dass Telekommunikationsprodukte wie Mobilfunk, Internetzugang oder auch Streaming zu reinen „Commodities“ verkommen.
Und die Gefahr besteht. Das zeigt gerade so eine dynamische und technikaffine Zielgruppe wie die Studenten. Denn gerade in diesem Umfeld stoße ich als Trainer an der Universität immer öfter auf Kollegen – und meistens sind es Kollegen aus IT- oder technischen Studien – die mobilfunktechnisch „abrüsten“. Neben ihrer Tätigkeit am Bildschirm nehmen sie sich bewusst eine Auszeit von der ständigen Reizüberflutung, indem sie auf ein Smartphone verzichten. Solche User zeichnen sich in der Regel durch einen sehr emotionslosen Zugang zur Mobilkommunikation aus – das Endgerät wird ausschließlich als Mittel zum Zweck gesehen und dementsprechend ausgewählt. Jetzt kann man solche Mitmenschen als Exoten abtun. Für mich sind sie allerdings ein Sinnbild, wie vielfältig inzwischen der Mobilfunkmarkt geworden ist und welche unterschiedlichen Bedürfnisse die einzelnen Zielgruppen haben. Während viele Online-Anbieter einen „one size fits all“-Ansatz verfolgen, können gute Verkäufer diese unterschiedlichen Kundengruppen erreichen und eine maßgeschneiderte Lösung anbieten. Mit ein Grund, warum ich an die Zukunft des Telekom-Fachhandels glaube.


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