Positive Impulse

Und die Rahmenbedingungen werden kaum zu einer kurzfristigen Entspannung beitragen. Dazu gehört auch, dass derzeit ein Brandstifter im Weißen Haus sitzt. Donald Trump, seines Zeichens Präsident der USA, hat die Provokation zur Kunstform erhoben. Das Problem: Sollte man die Provokation ignorieren, dann macht er keinen Rückzieher, sondern legt im Gegenteil noch eins drauf. Insofern gleicht sein Verhalten dem eines pubertierenden Schulhoftyrannen, der das selbstverursachte Chaos genießt und zu seinem Vorteil nutzt. Andere Faktoren, welche bei den Konsumenten die Verunsicherung in den vergangenen Wochen verstärkt haben, sind die schleppende Regierungsbildung hierzulande, ein sehr hart geführter Wahlkampf bei unserem wichtigsten Handelspartner Deutschland, ein gewisser Reformstau in beiden Ländern, das miserable Sicherheitsumfeld in Europa sowie die Angst vor einer wiederkehrenden Energiekrise.
„Sie berichten fast durchwegs von guten Geschäften, aber auch von vorsichtigen Kunden. Diese Zurückhaltung ist für den Handel Gift.“
Das sorgt jetzt nicht für Frieden und Gelassenheit. Die Wirtschaft floriert allerdings am besten in Zeiten der Planungssicherheit und Stabilität. Diese lassen allerdings auf sich warten. Stattdessen befindet sich alles in Schwebe. Das bestätigten uns auch einige der Händler, mit welchen wir im vergangenen Februar für unseren – nicht repräsentativen – Branchen-Überblick gesprochen haben. Sie berichten fast durchwegs zwar von – z.T. überraschend – guten Geschäften, aber auch von vorsichtigen Kunden. Diese Zurückhaltung ist für den Handel Gift.
Auch wenn ich mich wiederhole: Die Branche – nein eigentlich das ganze Land – benötigt jetzt einen Ruck in die richtige Richtung. Zu den überfälligen positiven Impulsen können die jetzt beschlossenen Maßnahmen der EU zur Ankurbelung der Wirtschaft und zum Bürokratieabbau beitragen. So groß allerdings bei manchen Unternehmern die Freude sein mag, dass nun überschießende Regelungen wie das Lieferkettengesetz verschoben, entschärft oder wieder zurückgenommen werden, entfalten viele dieser Maßnahmen kurzfristig nur atmosphärische Wirkung. Da braucht es schon mehr. Ein Lichtblick ist in diesem Zusammenhang, dass Österreich nun wieder eine Regierung hat. Die sorgt zumindest einmal auf nationaler Ebene für die notwendigen Leitplanken. Wie dieses Editorial verfasst wurde, traten die Partei-Obleute der in der neuen Regierung vertretenen Parteien gerade vor die Presse, um ihr Regierungsprogramm zu verkünden. Ob dieses jetzt für Österreich das „Richtige tut“, müssen wir uns genau ansehen. Es steht zumindest einiges Richtiges drinnen. So wurden von der Bundessparte Handel neben dem Bekenntnis zur Senkung der Lohnnebenkosten Entbürokratisierungsmaßnahmen, die geplanten steuerlichen Begünstigungen von Überstunden, die Flat Tax auf Arbeiten im Alter, das Vorhaben sowie die nicht mehr an den KV gebundene Möglichkeit, Beschäftigte mit steuerfreien Mitarbeiterprämien bis zu 1.000 Euro für besondere Leistungen zu belohnen, als positiv hervorgehoben. Andere Punkte – wie jene zur Rücknahme der Umsatzsteuerbefreiung bei PV-Produkten – schmecken mir persönlich wiederum weniger. Aber zumindest haben wir einmal eine Grundlage für die weiteren Entscheidungen.
Man darf allerdings Stabilität und sichere Rahmenbedingungen nicht mit Stagnation und Stillstand verwechseln. Und da vermisse ich dann doch einige Anstöße in dem Programm. Andererseits bin ich der Meinung, dass wir uns bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Branche nicht allein auf die Regierung verlassen sollten. Stattdessen müssen wir auch selbst aktiv werden. Dazu bieten sich mehrere Felder an. Das eine betrifft die Unternehmen selbst. Nach fünf Jahren immer wiederkehrender Krisen sollte man zwar ein gewisses Maß an Kaltblütigkeit erreicht haben, zusätzliche Resilienz gegen die neuen Bedrohungen aus Übersee z.B. in Form von Zöllen schadet allerdings nicht. Ein genauer Blick auf den eigenen Betrieb, wo man an dieser Flanke als KMU gefährdet sein könnte, zahlt sich auf jeden Fall aus – auch wenn das Hirnschmalz und Zeit kostet.
„Andererseits bin ich der Meinung, dass wir uns bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Branche nicht allein auf die Regierung verlassen sollten.“
Bei der Präsentation des Jahresergebnisses der Bundessparte Handel hatte Bundesspartenobmann Rainer Trefelik zudem eine Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle im Handel eingemahnt. Daran wird man nicht vorbeikommen, denn der EFH verliert gegenüber der Konkurrenz aus dem Netz weiter an Boden. Will man langfristig die Ertragskraft und Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Betriebs stärken, wird ein Hoffen auf Verbote von Billigplattformen nicht ausreichen. Andererseits ist man in der Gruppe stärker. Deswegen gehe ich davon aus, dass die Kooperationen in Zukunft eine noch wichtigere Rolle im heimischen Elektrofachhandel spielen werden. Damit können die einzelnen Mitgliedsbetriebe wiederum ihre Stärken wie lokale Verankerung und Service besser ausspielen.
Schließlich geht es immer wieder um die Stimmung – nicht nur im Handel, sondern auch bei den Konsumenten. Da darf man nicht warten, bis die Regierung die Handbremse löst. Bis diese ins Arbeiten kommt, kann noch einiges an Zeit vergehen. Vielmehr muss die Branche selbst dafür sorgen, dass die Kunden an den POS kommen. In diesem Zusammenhang Hand aufs Herz: Wer hat in den vergangenen Jahren seine Geschäftsstrategie ausformuliert und dazu ein aktuelles sowie positives Unternehmensleitbild dargelegt? Dieses gibt nicht nur den eigenen Mitarbeitern die notwendige Orientierung in einer komplexen Umgebung, es erleichtert auch die Unternehmenskommunikation nach außen. Dass die dabei erstellten Ansprüche an sich selbst auch einzuhalten sind, versteht sich von selbst. Damit verbunden ist schließlich die Entwicklung einer positiven Erzählung. Wenn es schon kein gemeinsames Narrativ für die weitere Entwicklung Österreichs gibt, sollte zumindest der EFH eine Story entwickeln, um seine Stärken ins rechte Licht zu rücken. Zu erzählen gibt es da meiner Meinung nach genug.
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