Bianca Dvorak: „Unterschätzen Sie niemals Ihren Wert!”

Eine der ersten weiblichen Juristinnen in dieser Position zu sein, sei rückblickend mitunter frustrierend, aber auch motivierend gewesen, beschreibt Dvorak. Sie habe härter arbeiten müssen, um gehört zu werden und das Vertrauen sowie den Respekt der Kollegen zu gewinnen. Vor ihrer Zeit bei der WKÖ war sie als Juristin in einem Autohaus tätig – und von daher den Umgang in einer männerdominierten Branche gewohnt.
E&W: Mit welchen Herausforderungen sahen Sie sich als junge weibliche Fachkraft konfrontiert?
Bianca Dvorak: Eine der größten Herausforderungen war, dass ich nicht ernst genommen wurde. In Meetings schauten die Leute automatisch zu meinen männlichen Kollegen, wenn es um Fachkompetenz ging. Mir hingegen wurde oft unterstellt, nur für Notizen oder organisatorische Aufgaben zuständig zu sein. Das war frustrierend, da ich genau wusste, dass ich die Fähigkeiten und das Wissen hatte, um einen echten Beitrag zu leisten. Doch als Frau ist es in vielen Branchen ein steiler Weg nach oben. Wir müssen härter arbeiten, um unsere Kompetenz unter Beweis zu stellen und gegen eingefahrene Denkmuster anzukämpfen. Doch genau diese Herausforderung hat mich entschlossener gemacht: Ich habe gelernt, mich durchzusetzen, Raum einzunehmen und meine Expertise durch Leistung statt durch Erwartungen zu beweisen. Es hat mir gezeigt, wie wichtig Durchhaltevermögen ist und dass es sich lohnt, veraltete Strukturen herauszufordern – nicht nur für mich selbst, sondern auch für zukünftige Generationen von Frauen in Führungspositionen.
Gab es einen Schlüsselmoment, der die Wahrnehmung Ihnen gegenüber verändert hat?
Ja, ein entscheidender Moment war, als ich die Verantwortung für den Fachausschuss Elektroinstallationstechnik übernahm. In Meetings spürte ich deutlich, dass ich nicht als fachlich kompetent wahrgenommen wurde. Dann besuchte ich die jährliche Branchenmesse Power-Days und nutzte die Gelegenheit, mich direkt mit Geschäftsführern verschiedener Unternehmen auszutauschen. Ich hörte zu, stellte Fragen und führte bedeutungsvolle Gespräche. Bei unserem nächsten Meeting war die Veränderung deutlich: Plötzlich respektierten sie mich und nahmen meinen Beitrag ernst.
Was war entscheidend auf dem Weg zur Geschäftsführerin der WKÖ?
Ich habe fast zehn Jahre lang hart gearbeitet und mich darauf konzentriert, sichtbar zu werden. Sichtbarkeit war eine meiner größten Herausforderungen, und ich glaube, dass dies für Frauen besonders schwierig ist. Frauen werden oft dazu erzogen, im Hintergrund zu bleiben, hart zu arbeiten, aber ihre Rolle nicht aktiv einzufordern. Also habe ich begonnen, meinen Platz einzunehmen, mich einzubringen und mein eigenes Netzwerk aufzubauen. Ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor war, starke Unterstützer zu haben. Mir wurde früh bewusst, wie wichtig ein persönliches Netzwerk ist, weshalb ich schon am ersten Tag begann, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Und ich habe gelernt: Es ist viel schwerer, „Nein“ zu jemandem zu sagen, den man kennt.
Was hat sich bei der WKÖ verändert, seit Sie vor zwölf Jahren dazugestoßen sind?
Sehr vieles: Die Digitalisierung hat unsere Arbeit transformiert und Prozesse effizienter gemacht. Noch wichtiger ist aber der kulturelle Wandel. Heute sind 29% der Führungskräfte bei der WKÖ weiblich – ein klares Zeichen für Fortschritt. Es gibt eine stärkere Fokussierung auf Diversität und Inklusion, sowohl bei Entscheidungsprozessen als auch in Führungspositionen. Auch ich persönlich habe mich verändert: Ich bin in meine Rolle hineingewachsen, selbstbewusster geworden und habe gelernt, mit Herausforderungen souverän umzugehen. Ich bin bekannt für meine fachliche Kompetenz und mein Wissen über die zahlreichen Regelungen, die unsere Organisation betreffen. Ich habe viel Zeit investiert, um diese Regeln gründlich zu verstehen, denn: Nur wer die Spielregeln kennt, kann das Spiel gewinnen.
Sie arbeiten aktiv daran, mehr Frauen für die WKÖ zu gewinnen. Welche Strategien setzen Sie dabei ein?
Ich ergreife gezielte Maßnahmen, um sicherzustellen, dass Frauen mehr Chancen erhalten. Dazu gehört u.a. das Zusammenstellen diverser Teams, wann immer es möglich ist; die aktive Nominierung von Frauen für Führungspositionen und Vorträge; Mentoring für neue weibliche Führungskräfte, um sie beim Umgang mit Herausforderungen zu unterstützen; das Sichtbarmachen der Expertise weiblicher Mitarbeiter, um ihre Leistungen ins Rampenlicht zu rücken; die Beteiligung an Employer-Branding-Initiativen, um unsere Branche für junge Talente attraktiver zu machen; die Berücksichtigung der Karriereentwicklung und individuellen Bedürfnisse von Frauen bereits im Recruiting-Prozess.
Eine persönliche Lernkurve hatte ich, als ich einmal zögerte, eine junge Frau einzustellen, weil ich unbewusst dachte: „Was, wenn sie bald schwanger wird?“ Das war ein Weckruf – selbst ich hatte unbewusste Vorurteile.Darüber hinaus sehe ich mich als Coach für mein Team. Ich fördere eine Kultur der Innovation, Kreativität und Vielfalt und sorge dafür, dass sich junge Talente – insbesondere Frauen – gesehen, gehört und wertgeschätzt fühlen. Dahingehend bildet das „Werte- und Regelwerk“, das ich für unser Team erstellt habe, einen wichtigen Bestandteil unserer Unternehmenskultur.
Sind gemischte Teams tatsächlich erfolgreicher?
Ja, absolut! In unserer hochgradig vernetzten und schnelllebigen Welt übertreffen diverse Teams regelmäßig homogene Teams. Wenn Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Perspektiven und Erfahrungen zusammenkommen, fordern sie sich gegenseitig heraus, vermeiden Gruppendenken und entwickeln innovativere Lösungen. Der XING Future Work Report zeigt, dass Unternehmen mit vielfältigen Führungsteams eine höhere Mitarbeiterbindung, mehr Anpassungsfähigkeit und langfristigen Erfolg haben. Meine zentrale Erkenntnis ist: Diversität ist nicht nur eine soziale Verantwortung – sie ist ein echter Wettbewerbsvorteil.
Ich persönlich glaube, dass ich nicht trotz, sondern gerade weil ich eine Frau bin, eine bessere Führungskraft bin. Die angesprochenen Herausforderungen haben mich dazu gebracht, doppelt so hart zu arbeiten. Ich erkenne Ungleichgewichte und Hindernisse und versuche, sie aktiv zu entschärfen. Meine emotionale Intelligenz ermöglicht es mir, im besten Interesse meiner Organisation, meines Teams und meiner eigenen Entwicklung zu handeln. Ich suche ständig nach neuen Wegen, um alte Probleme zu lösen. Und genau das trifft auf viele Frauen in Führungspositionen zu.
Welchen Rat würden Sie jungen Frauen geben, die Karriere machen wollen?
Mein wichtigster Rat an junge Frauen ist: Nehmen Sie Ihren Platz ein, zeigen Sie Ihre Expertise und unterschätzen Sie niemals Ihren eigenen Wert. Gerade in männderdominierten Branchen brauchen wir mehr Frauen, die Normen hinterfragen, Veränderungen anstoßen und neue Perspektiven einbringen. Diese Veränderung geschieht nicht über Nacht, sondern sie beginnt mit Einzelpersonen, die den Mut haben, voranzugehen – indem sie sich Mentorinnen und Mentoren suchen, sich ihr Netzwerk aufbauen und keine Angst haben, für sich selbst einzustehen..
Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung, lieber „kleiner“ Händler! Eine Idee für Sie: Kümmern Sie sich doch endlich einmal um ihr Unternehmen, anstatt sich hier unter dem Mantel der Anonymität ständig befriedigen zu wollen, dann wären sie schon recht bald kein „kleiner“ Händler mehr, sondern ein glücklicher mittlerer oder großer Händler!
Danke für den guten Tipp.
ich wäre lieber ein kleiner Händler
Bitte nicht böse sein und sagen, der schon wieder immer der Nörgler.
Aber was sagt uns den dieser Artikel, das man in der WKO irgend etwas machen kann?, sonst steht doch da gar nichts.