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Sonntag, 18. Mai 2025
Pfandsystem: Wo es noch Verbesserungsbedarf gibt

Gut gemeint, schlecht gemacht?

Über den Rand | Julia Jamy | 27.04.2025 | Bilder | | 2  Meinung
(© Pixabay) Seit Anfang des Jahres gibt es in Österreich eine neue Regel beim Einkaufen: Auf Plastikflaschen und Getränkedosen wird nun ein Einwegpfand erhoben. Was vielleicht auf den ersten Blick sinnvoll erscheint, stellt sich jedoch manchmal als große Herausforderung dar und sorgt bei mir für so manchen Schweißausbruch.

Normalerweise läuft der Wocheneinkauf bei mir (und wahrscheinlich auch bei vielen anderen) immer gleich und recht unkompliziert ab: Ich hole mir die Sachen, die ich brauche, bezahle sie an der Kassa und fahre dann wieder heim. Doch seit Anfang des Jahres gibt es eine neue Routine: Jetzt starte ich meinen Einkauf erst mal am Pfandautomaten, denn ich will meine Flaschen brav abgeben. Schließlich gibt es seit dem 1. Jänner hierzulande ja ein neues Pfandsystem. Auf Plastikflaschen und Getränkedosen bis drei Liter gilt ein Einwegpfand in Höhe von 25 Cent. Damit will man die von der EU vorgegebenen Recyclingziele von 90 Prozent aller Plastikflaschen bis 2029 schon vorzeitig im Jahr 2027 erreichen. Das hört sich alles schön und gut an, dennoch stelle ich mir die Frage: Wie sinnvoll ist das Plastikpfand wirklich?

Verbesserungsbedarf gibt es aus meiner Sicht auf jeden Fall. Denn so reibungslos funktioniert das System leider noch nicht:  Die Hand darf man bei der Rückgabe ja nicht zu weit in die Öffnung stecken, sonst versagt der Scanner. Der Barcode der Verpackung darf nicht einmal ein bisschen eingedrückt sein oder eine kleine Delle haben, sonst funktioniert es ebenfalls nicht. Manche Dosen muss man zwei- oder sogar dreimal einwerfen, weil das Gerät sie einfach nicht erkennt. (Und jedes Mal denke ich mir: Es ist dieselbe Dose, lieber Automat. Was genau irritiert dich so sehr? Schau nochmal genau hin!) Währenddessen bekomme ich schon einen Schweißausbruch, weil hinter mir zehn Leute in der Schlange stehen, die ebenfalls ihr Pfand loswerden wollen. Und am Ende, nach dieser Nervenschlacht, bekommt man als Belohnung einen Zettel aus Thermopapier, also umweltfreundlich schaut anders aus.

Dass das neue Pfandsystem auf jeden Fall noch Luft nach oben hat, zeigt auch eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts TQS gemeinsam mit dem deutschen Softdrink-Hersteller fritz-kola. Demnach lässt die Motivation der Wiener, sich das bereits bezahlte Pfand-Geld zurückzuholen, zu wünschen über. Im Gegensatz zu den anderen Bundesländern gestehen knapp 30 Prozent der Umfrageteilnehmer der Stadt, dieses Jahr weder Einwegflaschen und Dosen noch Mehrwegglas gesammelt und retourniert zu haben. Damit landen die Flaschen wohl im besten Fall einfach im Müll und das kann ja wohl kaum Sinn der Sache sein.

Wie könnte es also besser laufen? Statt unnötig ausgedruckter Pfandbons könnte man den Betrag doch einfach automatisch auf das Konto überweisen? Vorreiter ist hier Kanada, genauer gesagt Vancouver. Beim „Return it Express“-System registrieren sich Verbraucher beim Pfandbetreiber und erhalten ein Nutzerkonto. Leere Gebinde können in transparenten Säcken gesammelt werden, wobei ein Sack bis zu 120 Behälter fassen kann. Die Verbraucher generieren einen Code, drucken ihn aus und kleben ihn auf den Sack. Diesen geben sie dann an einer Sammelstelle ab und innerhalb von wenigen Tagen wird das Pfandgeld auf ihr Konto überwiesen. All das gibt es in Österreich nicht. Aber warum eigenlich? Im Wesentlichen wurde das Pfandsystem aus Deutschland kopiert. Dieses wurde aber bereits 2003 eingeführt und ist somit 22 Jahre alt. Also wie es aussieht, brauchen wir noch ein wenig Geduld…und einen funktionierenden Scanner.

Bilder
(© Pixabay)
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Kommentare (2)

  1. Diese Systemerweiterung auf Einwegpfand wäre auch eine Gelegenheit gewesen, dass der Konsument Gebinde aller Hersteller in allen Automaten zurückgeben kann.
    Aber das ging scheinbar nicht? Im Gegenteil, der Automat behauptet dies auch oft bei Marken, welche definitiv von seinem Markt stammen …

  2. Ich weiß nicht ob das überall so funktioniert, beim Spar bekomme ich einen QR Code vom Automaten, mit dem Handy gescannt und an der Kassa autom. abgerechnet. Mit einem Sack mit 120 Dosen will ich ehrlich gesagt nicht herumgehen.
    Wegen der verbogenen Dosen die nicht lesbar sind wäre es vielleicht besser das Symbol am Boden zu platzieren, der Boden ist ja stabiler.

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