HV sieht erste Anzeichen der Erholung

Die Umsatzentwicklung im Einzelhandel (ohne Kfz) ist kalenderbereinigt sowohl im Februar (real +2,0% gegenüber dem Vorjahr) als auch im März 2025 (real +1,7%) moderat gut ausgefallen. Unbereinigt sind die Umsätze hingegen in den beiden Monaten real zurückgegangen.
Nachgelassen hat zuletzt auch die Stimmung bei den heimischen Händlern, sowohl bei der Beurteilung der aktuellen Lage als auch bei den Erwartungen für die kommenden Monate – aufgrund der absehbar herausfordernden Auswirkungen der globalen Handelsverwerfungen (US-Zollpolitik). Das Verbrauchervertrauen hat sich im April merklich eingetrübt, insbesondere bezogen auf die Erwartungen für die kommenden 12 Monate. Die angekündigten Konsolidierungsmaßnahmen der Bundesregierung, die auch Haushalte treffen, dürften in die Beurteilung negativ einwirken.
„Die leichte wirtschaftliche Erholung in Österreich findet noch abseits des österreichischen Handels statt. Positiv sehen wir die erleichterte Besetzung von Arbeitsstellen. Wir erzielen stabile Umsätze, aber die schwache Konsumdynamik, die anhaltend hohen Kosten und das sinkende Verbrauchervertrauen halten uns auf Trab. Anreize und Entbürokratisierung sind gefragt“, analysiert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Einzelhandel fällt im Konjunkturklimaindex zurück
Laut WIFO sind die Geschäftserwartungen im Einzelhandel im ersten Quartal deutlich gesunken – „der Konjunkturklimaindex hat sich seit Jahresbeginn um knapp 6 Punkte verschlechtert, so hoch wie in keiner anderen Branche. Auch die Einschätzung zur zukünftigen Geschäftsentwicklung fällt in der Branche aktuell pessimistisch aus“, sagt Will.
„Sowohl bei der aktuellen Lage als auch bei den Erwartungen hat sich die Stimmung im Einzelhandel zuletzt stärker als in der Gesamtwirtschaft eingetrübt. Auch zeigen sich die privaten Haushalte deutlich pessimistischer aufgrund der erwartbaren finanziellen Kürzungen im Zuge der Konsolidierungsmaßnahmen der Regierung“, betont WIFO-Ökonom und Studienautor Jürgen Bierbaumer.
Inflation in Österreich deutlich höher als im Euro-Raum
Die Inflation erhöhte sich im April gemäß Schnellschätzung von Statistik Austria auf 3,1% (März 2,9%) und liegt damit deutlich über dem Durchschnitt des Euro-Raums von 2,2%. Besonders Dienstleistungen wie Pauschalreisen, Restaurants und Hotels wirkten hierzulande preistreibend. Der Handel agiert hingegen weiterhin inflationsdämpfend.
Arbeitsmarkt im Einzelhandel rückläufig
Im Einzelhandel waren im März insgesamt 326.505 unselbständig Beschäftigte tätig. Während der Bestand in der Gesamtwirtschaft im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil blieb, ist im Einzelhandel seit über zwei Jahren ein Rückgang zu beobachten, der sich zuletzt nochmals verstärkte.
Auch der Bestand an unbesetzten Stellen im Einzelhandel ist im März weiter zurückgegangen (-8,4% im Vergleich zum Vorjahr), wobei sich der Rückgang zuletzt deutlich verlangsamte. Im März waren im Einzelhandel exakt 9.493 offene Stellen ausgeschrieben, in der Gesamtwirtschaft waren es 81.740.
„Der Rückgang an unselbständig Beschäftigten im Handel hängt einerseits mit der erforderlichen Kostenoptimierung zusammen, um am Markt wettbewerbsfähig bestehen bleiben zu können, und anderseits werden Automatisierungsmöglichkeiten vorangetrieben, da der Faktor Arbeit in Österreich im EU-Vergleich für Betriebe immer schwerer leistbar wird. Die 9.493 offenen Stellen sind durch normale Fluktuation kurzfristig offen, generell kann der Handel etwaige Stellen gut nachbesetzen. Ein Mitarbeitermangel ist in der Breite nicht mehr vorhanden“, so Will.
Fast jede fünfte Insolvenz in Österreich entfällt auf den Handel
Die Zahl der eröffneten Unternehmensinsolvenzen blieb auch im I. Quartal 2025 hoch. Insgesamt wurden 1.134 Insolvenzen eröffnet, das waren um 4,1% mehr als im Jahr zuvor. Gerade im mittelständischen Handel bleibe die Lage angespannt, so HV und WIFO. Im I. Quartal wurde erneut fast jede fünfte Insolvenz im Handel insgesamt verzeichnet (215 Fälle). Das entspricht einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr von +7%.
„Die Analysen zeigen klar, dass der Handel zurzeit mit vielen Herausforderungen zu kämpfen hat. Trotz einer soliden Umsatzentwicklung sehen wir eine Erosion der wirtschaftlichen Zuversicht – sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Konsumenten“, betont Rainer Will. „Gezielte Maßnahmen zur Stärkung der Kaufkraft, zur Unterstützung kleiner Handelsbetriebe und zur Schaffung eines Level Playing Fields im Onlinehandel dürfen nicht aufgeschoben werden, um eine nachhaltige, wirtschaftliche Erholung einzuleiten.“
Blick nach vorne: Vorsichtiger Optimismus für 2026
Wills Ausblick fällt wie folgt aus: „Die schwache Konsumdynamik scheint sich auch im Jahr 2025 fortzusetzen, erst im nächsten Jahr ist dann wieder mit Zuwächsen und einer höheren Ausgabenbereitschaft der privaten Haushalte zu rechnen. Das WIFO prognostiziert für heuer erneut einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3%, für 2026 wird mit einem Wachstum von +1,2% gerechnet. Damit wird auch die Sparquote hoch bleiben. Im Jahr 2024 belief sie sich gemäß Statistik Austria auf 11,7% (2023: 8,7%), heuer dürfte sie auf 12% ansteigen.“
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