Bevor die Großen die Kleinen fressen

Die europäischen Schwergewichte wollen eine lockerere Regulierung der Märkte, um eine gewisse Größe zu erreichen: einerseits für eine bessere Stellung im internationalen Konkurrenzkampf, andererseits um die anstehenden Investitionen in die eigenen Netze besser – sprich den jetzigen 5G- und Glasfaserausbau – stemmen zu können. Dazu berufen sie sich auf den Draghi-Bericht an die EU-Kommission vom vergangenen Jahr: Mario Draghi hob in seinem Bericht u.a. das Fehlen von Skaleneffekten in der EU-Telekommunikation, eine veraltete Wettbewerbspolitik, ineffiziente Frequenzzuteilungen und anhaltende Ungleichgewichte in digitalen Ökosystemen als wesentliche Gründe für Europas Rückstand im internationalen Wettbewerb hervor. Der ehemalige italienische Ministerpräsident empfahl deswegen, dass die Telekommunikationsbranche weniger stark reguliert und durch eine EU-weite Marktdefinition in ihrer Expansion unterstützt werden sollte.
Schon kurz nach der Veröffentlichung des Berichts hatte sich der Verband Alternativer Telekom-Netzbetreiber mit seinen Bedenken zu Wort gemeldet. Denn die regionalen Betreiber – in diesem Fall Glasfaser-Anbieter – befürchteten, dass sie bei einer weiteren Deregulierung aus dem Markt gedrängt werden, ohne dass sich die positiven Effekte einer besseren Versorgung der Bevölkerung materialisieren. In dieselbe Kerbe schlugen nun die Regulierer von sechs mittelgroßen europäischen Staaten (siehe Beitrag rechts), allerdings im Hinblick auf den Mobilfunk: Sie erwarten bei einer weiteren Konsolidierung ausdrücklich steigende Preise und sinkende Versorgungsqualität im Mobilfunk – und sie können dabei auf prominente Beispiele verweisen – nicht zuletzt in Deutschland selbst, wo die Reduktion auf drei große und einen kleineren Anbieter dazu geführt habe, dass viele Regionen des Flächenstaates nur unzureichend versorgt sind.
Die Regulierer gehen davon aus, dass unter einer gewissen Anzahl von Marktteilnehmern der Wettbewerbsdruck rapide abnimmt. Oder anders ausgedrückt: Je weniger Player im Markt sind, desto einfacher könnten sie – auch ohne Absprachen – ihr Verhalten so aufeinander abstimmen, dass sie ohne große Investitionen in das Netz die höchstmögliche Marge erwirtschaften können. Dass sich nun ausgerechnet die Regulierungsbehörden in mehreren mittleren EU-Staaten in dieser Problematik zu Wort gemeldet haben, liegt wohl darin begründet, dass in diesen Staaten der Wettbewerb im Vergleich zur Marktgröße sehr intensiv ist. Ein Szenario, in dem sich die Schwergewichte auf europäischer Ebene den Kuchen aufteilen, mag deswegen für so manchen Konzern sehr attraktiv erscheinen. Die Verlierer wären in diesem Fall die Konsumenten und der Handel. Schließlich sorgt der Wettbewerb nicht nur für gute Angebote für die Kunden, sondern belebt auch das Geschäft für den Handel.
dass sie ohne große Investitionen in das Netz die höchstmögliche Marge erwirtschaften können.
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Das ist der Satz den und den alleine die heutigen Manager kennen.
Aber alles was über die einfach benötigte Marge hin aus geht ist doch verlorenes Geld für die Allgemeinheit?
Vielleicht liege ich falsch, dann bitte ich um Korrektur.