Millionenstrafe für Sennheiser

Sennheiser steht im Zentrum eines aufsehenerregenden Kartellverfahrens: Seit mindestens 2015 soll das Unternehmen gemeinsam mit Handelspartnern unzulässige Preisabsprachen getroffen haben, um die Verkaufspreise für seine High-End-Kopfhörer künstlich hochzuhalten. Dies gab das deutsche Bundeskartellamt vergangenen Mittwoch bekannt. Die Wettbewerbsbehörde verhängte in Folge der Ermittlungen Geldbußen in Höhe von insgesamt knapp sechs Millionen Euro.
„Code-Sprache“ verwendet
Betroffen sind neben der Sennheiser electronic GmbH & Co. KG mit Sitz in Wedemark bei Hannover auch drei verantwortlich handelnde Mitarbeiter sowie die deutsche Tochterfirma des Schweizer Hörgeräteherstellers Sonova. Letztere hatte im März 2022 die Unterhaltungselektronik-Sparte von Sennheiser übernommen. Auch nach der Übernahme seien die unzulässigen Praktiken – wenn auch in abgeschwächter Form – fortgeführt worden. „Sennheiser hat über einen langen Zeitraum die freie Preisbildung bei dem Vertrieb von Premium-Kopfhörern eingeschränkt. Die Endverbraucherpreise wurden fortlaufend beobachtet und bei Bedarf wurde bei den beteiligten Händlern interveniert, um die Preise anheben zu lassen“, so der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt. Mitarbeiter des Herstellers seien sogar einer kartellrechtlichen Schulung unterzogen worden. Sie hätten die gewonnenen Erkenntnisse aber genutzt, „um die Preisbindung zu verschleiern“.
Auslöser für das Verfahren war ein Amtshilfeersuchen der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde, das zur Razzia in den Geschäftsräumen von Sennheiser führte. Die Ermittlungen deckten auf, dass Preisvergleichsportale sowie spezielle Software zur Überwachung der Marktpreise genutzt wurden. Für „Preispflegemaßnahmen“ soll „Code-Sprache“ verwendet worden sein. Bei Abweichungen von der UVP griff das Unternehmen offenbar gezielt ein.
Stellungnahme von Sennheiser
In einer offiziellen Mitteilung äußert sich das Unternehmen Sennheiser betroffen über die aufgedeckten Kartellrechtsverstöße: „Wir bedauern diese Vorfälle sehr – insbesondere vor dem Hintergrund, dass bei Sennheiser seit Jahren umfangreiche Compliance-Richtlinien sowie verpflichtende Schulungen für alle Mitarbeitenden bestehen.“ Das Unternehmen betont, dass es die Verantwortung für die zurückliegenden Unregelmäßigkeiten übernommen habe und die Aufarbeitung aktiv unterstütze. Im Rahmen der Untersuchungen habe Sennheiser vollständig mit dem Bundeskartellamt kooperiert und einer einvernehmlichen Beendigung des Verfahrens gegen Zahlung eines Bußgeldes zugestimmt.
Was lernen wir daraus?
Auch etwas günstigeres kann gut sein, nur der Preis ist es nicht.