Die Welt aus den Angeln

Und dann kannten sich auch die Wirtschaftsredakteure des Spiegels nicht mehr aus. Am 14. April gab die Wirtschaftsredaktion des renommierten deutschen Magazins freimütig zu, dass sie kaum noch nachvollziehen könne, welche US-Zölle in welcher Höhe für welche Waren aus welchen Staaten denn nun gelten. Vorangegangen waren viele Runden von Ankündigungen sowie die tatsächliche Einführung von US-Zöllen und deren Aussetzen. Besonders seit dem 2. April hatte der US-Präsident das Tempo mit ständig neuen Drohungen und Ankündigungen immer weiter erhöht. – Nur um zur Monatsmitte großzügig ein Aussetzen der meisten Maßnahmen sowie Verhandlungen zur Neuordnung der Handelsbeziehungen zu den Wirtschaftspartnern zu verkünden.
Konflikt mit China
Die Ausnahme blieb die Volksrepublik China. Da hat sich die Eskalationsspirale aus Zöllen und Gegenzöllen munter weiter gedreht, weswegen für Einfuhren aus China in die USA die Abgaben auf astronomische 145 % angehoben wurden. Trump verkündete anschließend zwar Ausnahmen für elektronische Geräte, Prozessoren oder Pharmaprodukte, nur damit diese Ankündigung wenige Tage später teilweise wieder zurückgenommen wurde. Währenddessen hat China seine eigenen Gegenzölle von 125 % gegen US-Waren verhängt. Daneben hatte die chinesische Führung am 4. April schon eine zweite Front eröffnet und eine Ausfuhrsperre auf Seltene Erden verhängt, womit China einen Treffer im Unterleib der USA landete. Schließlich wurden und werden diese Mineralien in vielen Anwendungen der verbliebenen US-Hightechindustrie wie Halbleitern oder Magneten gebraucht.
Black Box
Erschwert wird die Beurteilung der Lage dadurch, dass Trump für seine Zölle mehrere, sich widersprechende Motive genannt hat. So hatte er einerseits die Rückholung der Industrieproduktion in die USA als Ziel genannt, andererseits wolle er das Handelsbilanzdefizit der USA ausgleichen – obwohl die USA z.B. im Servicebereich (z.B. bei Software, im Tourismus und bei Finanzdienstleistungen) einen Überschuss erzielen, und drittens solle das Defizit im US-Staatshaushalt mit den Einnahmen aus den Zöllen eingedämmt werden.
Damit bleiben die Handlungen von Donald Trump allerdings für Beobachter und Wirtschaftswissenschaftler erratisch. „Durch das sprunghafte Verhalten des US-Präsidenten ändern sich die Rahmenbedingungen
fast täglich. Das gestaltet es für alle Beteiligten schwierig, sich aus den Geschehnissen einen Reim zu machen. Dass ein einzelner Mensch das Welthandelssystem einfach so aus den Angeln heben kann, ist bisher ohne B eispiel. Damit fehlen uns auch die Vergleichsdaten, die für eine umfassende quantitative Abschätzung der neuen USZollpolitik notwendig wären“, erklärte Josef Baumgartner, Senior Economist am WIFO im Gespräch mit E&W.
Erschwert werde die Situation nach Ansicht von Baumgartner durch das Fehlen harter Zahlen: „Zusätzlich sind quantitative Aussagen auch nur eingeschränkt möglich, weil sich die Grundlagen –, wann und in welcher Höhe die US-Zölle nun tatsächlich in Kraft treten – so häufig ändern. Damit können europäische Unternehmen und Regierungen allerdings auch nur schwer Pläne machen. Das hat reale Auswirkungen für die Wirtschaft: So werden wichtige Investitionsentscheidungen aufgeschoben. Für die Unternehmen ist das Risiko, dass sie in diesem chaotischen Umfeld die falsche Entscheidung treffen, zu groß. Ein exportorientiertes Unternehmen das jetzt entscheiden muss, ob das heimische Werk modernisiert oder doch ein Standort in den USA aufgebaut wird, steht vor einer fast unmöglichen Aufgabe, und in so einer Situation ist es rational, die Entscheidung aufzuschieben. Diese Investitionszurückhaltung hat dann aber auch zur Folge, dass die wirtschaftliche Aktivität, ausgedrückt durch das Wirtschaftswachstum, schwach bleibt.“
Veränderte Warenströme
Der handelspolitische Konflikt der USA mit dem Rest der Welt wird allerdings auch Auswirkungen auf die globalen Warenströme haben. „Für China sind die USA ein wichtiger Absatzmarkt. Wenn dieser durch hohe Zölle (teilweise 150 %) praktisch ausfällt, dann ist Europa eine logische Zieldestination. Denn Europa ist – nach den USA – die zweit-wohlhabendste Region der Welt und viele chinesische Unternehmen liefern bereits nach Europa“, so Baumgartner. „Da ist es eher eine Frage, wie schnell diese Hersteller ihre Produktion für den europäischen Markt umstellen und ihre Vertriebsstrukturen adaptieren können. Das wird nicht morgen passieren, aber wahrscheinlich noch in diesem Jahr. Durch diese Umlenkung von Handelsströmen kommen die europäischen Produzenten in einer ohnehin angespannten Lage noch zusätzlich unter Druck.“
Für die EU bestehe nach Ansicht von Baumgartner hier das Problem, dass sie an zwei Fronten in einen Handelskonflikt gerät: einerseits mit den USA, andererseits mit China. Wenn chinesische Hersteller z.B. in der CE ihre Warenströme umlenken und dies vielleicht auch noch staatlich gestützt wird, setzt dies die europäischen Hersteller gehörig unter Druck und verringert deren Marge. „Hier ist noch nicht klar, wie die EU reagieren wird. Für die Konsumenten sinken dadurch tendenziell die Preise, was den inflationstreibenden Effekt von europäischen Gegenzöllen verringern würde“, so Baumgartner.
Alles in Schwebe
Auch wenn die Eskapaden von Trump mit Ende April etwas aus dem Scheinwerferlicht gerückt sind, bleibt die Frage, wie geht es weiter? Durch das teilweise Aussetzen der Zölle hat die EU etwas Zeit gewonnen, um mit den USA nach einer Verhandlungslösung zu suchen. Das soll allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass europäische Waren noch immer mit dem neuen 10 % Basiszoll belastet bleiben. Für die Einfuhr von Stahl, Aluminium und Autos in die USA gelten weiterhin Sätze von 25 %. Außerdem könnte die Situation, sollte es zu keiner Einigung kommen, nach Ende dieser 90-tägigen Frist sofort wieder eskalieren. Bisher hat sich gezeigt, dass Trump eigentlich nur auf den Druck der Märkte auf US-Staatsanleihen reagiert. Die steigende Zinslast auf US-Staatspapiere, welche bisher bei den Anlegern als sicherer Hafen gegolten hatten, hat zu einem Einlenken seitens Trump geführt. Seither zeigt er laut den Berichten von US-Medien auch eine gewisse Verhandlungsbereitschaft – auch gegenüber der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, der Volksrepublik China.
Die chinesische Führung unter Vorsitzendem Xi Jinping hat sich allerdings zum jetzigen Zeitpunkt (28. April) nicht bewegt. Die Verkündigung, dass man nun gute Gespräche mit China führe, wurde kühl zurückgewiesen. Stattdessen stellte ein Sprecher der chinesischen Regierung klar, dass man zu keinen Verhandlungen mit den USA bereit sei, solange die US-Zölle nicht zurückgenommen wurden. Damit befinden sich die beiden größten Volkswirtschaften der Welt in einem Patt, das sich nicht so schnell auflösen lässt.
Branche gibt sich wortkarg

Wie schwer sich die Hersteller und Importeure / Großhändler mit der Beurteilung der aktuellen Situation bzw. weiteren Entwicklung tun, wurde im branchenweiten E&W-Rundruf deutlich: Es gibt eine erstaunlich große Zahl an Unternehmen, die zu all dem nichts sagen können oder wollen; eine weitere erkleckliche Gruppe, die nur hinter vorgehaltener Hand über Trump und die Konsequenzen seiner Handelspolitik spricht; einige, die das Geschehen zumindest knapp kommentieren und nur wenige, die dazu ausführlich Stellung beziehen und sich kein Blatt vor den Mund nehmen.
Zur letzten Gruppe gehört Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Branchenverbands Photovoltaic Austria, die ausführt: „Die geplanten Zölle der USA wirken wie ein globaler Stein im Wasser – auch in Österreich entstehen massive ‚Wellen‘. Wenn die USA hohe Zölle auf chinesische PV-Module einführen, wird China seine überschüssigen Produkte stärker nach Europa umleiten – darunter auch nach Österreich. Damit werden vermehrt günstige Wechselrichter und Module am europäischen PV-Markt verfügbar sein, was den Druck auf die europäischen Hersteller weiter intensiviert, wenn es Europa nicht gelingt, entsprechende Abkommen mit China zu machen. Vor allem für Produzenten, aber auch Händler werden die Unsicherheiten erheblich sein. Unternehmen müssen ihre Forecasts und strategischen Planungen anpassen, um mit den Herausforderungen zurechtzukommen. Anlagenerrichter und auch Anlagenbetreiber freut es hingegen, da damit die Anlagen günstiger werden.” Bereits in den letzten Jahren habe es immer wieder einen deutlichen Überhang an asiatischen PV-Modulen und entsprechend günstigen Komponenten in Europa gegeben. „Jedoch war auch China kürzlich gezwungen, einen Mindestpreis für PV-Module einzuführen, um selbst wieder kostendeckend produzieren zu können.
Die Folge ist zwar, dass die Modulpreise in den letzten Wochen / Monaten wieder leicht gestiegen sind. Inwiefern diese eingeführte Preisbremse noch wirkt, wenn nun ein künstliches Überangebot geschaffen wird, wird sich zeigen. Eine nachhaltige Lösung erfordert politische Maßnahmen, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und die heimische Produktion zu stärken.”
Diese Aussagen kann Christian Bairhuber, Geschäftsführer von Energy3000, bestätigen: „Die generelle Verunsicherung gibt es in der PV-Branche, seit ich dabei bin, d.h. seit fast 20 Jahren. Nicht zu wissen, wie es weitergeht, macht es unheimlich schwierig, ein Unternehmen seriös zu entwickeln und den Wandel hin zur erneuerbaren Energie voranzubringen. Belastbare Prognosen zu Preisen, Volumina, Margen etc. sind in der jetzigen Situation ebenfalls nicht machbar. Wir navigieren im Nebel und hoffen – im wahrsten Sinne des Wortes – die Sonne zu sehen. Daher lautet die Botschaft an die Politik: Sorgt fürstabile Verhältnisse! Man braucht sich ja nur vor Augen halten, wie viele Milliarden jährlich für den Einkauf von Öl und Gas ins Ausland in zweifelhafte Regionen abfließen und wie wenige Milliarden es brauchen würde, die Energiewende auf Basis von Photovoltaik, Windkraft und v.a. Speicher zu schaffen.”
Kämpferisch gibt man sich bei Krannich Solar: „Wie sich die aktuellen politischen Entwicklungen rund um Donald Trumps Wirtschaftspolitik langfristig auswirken werden, bleibt abzuwarten – wir können leider auch nicht in die Zukunft blicken. Was wir jedoch mit Sicherheit sagen können: Dank unserer über 30-jährigen Erfahrung in der Photovoltaikbranche blicken wir auch auf diese Phase mit Zuversicht. Wir beobachten die Lage sehr genau und stehen in regelmäßigem Austausch mit all unseren Herstellern im Portfolio. Die Branche hat in der Vergangenheit zahlreiche Höhen und Tiefen erlebt, und jede Herausforderung war zugleich auch eine Chance zur Weiterentwicklung. Eines steht für uns fest: Die erneuerbaren Energien sind und bleiben ein zentrales Element unserer Energiezukunft – national wie international.”
Bei Huawei will man geopolitische Entwicklungen nicht kommentieren. Nur so viel: „Als privates Unternehmen können wir ohnehin nur das Beste aus der jeweiligen Situation machen und darauf hoffen, dass das faire und weltoffene Geschäftsumfeld in Österreich auch in Zukunft erhalten bleibt. Tatsächlich sind wir verhältnismäßig aber weniger betroffen als andere international tätige Unternehmen, zumal die USA schon seit längerem nicht mehr zu unseren wichtigsten Absatzmärkten zählen. Wir gewinnen unsere Kunden und Partner auf lokaler Ebene durch die Qualität unserer Produkte und unseren Service. Diese Faktoren werden sich auf Dauer immer durchsetzen, weshalb wir aktuell von keinen gröberen Preisschwankungen ausgehen.”
CE-Hersteller beschwichtigen

Für den Hausgeräte-Hersteller Elektrolux / AEG betont Marketingleiter Martin Bekerle: „Unsere in Österreich vertretenen Marken AEG und Electrolux sind aktuell Gott sei Dank nicht wirklich von den Zöllen und deren Auswirkungen betroffen. Wir produzieren in Europa und etwaige Komponenten kommen nicht aus den USA – somit sehe ich da kein potenzielles Risiko. Wie sich das alles auf die Rohstoffpreise (z.B. Stahl) auswirken wird, kann man zum heutigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Spätestens wenn das amerikanische Volk die Teuerungen durch diese Zollpolitik am eigenen Leib verspürt, wird sich etwas ändern (müssen). Wenn man Berechnungen glauben darf, wird z.B. ein iPhone bis zu 3.000 USD kosten – da wird dann ganz schnell Schluss mit lustig sein und der Druck seitens der Milliardärs-Freunde und der Bevölkerung wird steigen.“
Axel Kniehl, GF Marketing & Sales der Miele Gruppe, erklärt: „Die Situation gestaltet sich insgesamt äußerst dynamisch, da die US-Entscheidung weitere Länder dazu veranlasst, ebenfalls Maßnahmen zu ergreifen. Wir verfolgen die Situation aufmerksam und prüfen die potenziellen Auswirkungen auf unser Geschäft und unser Produktionsnetzwerk, das auch einen Fertigungsstandort in den USA umfasst. Wenn die finalen Umstände definiert vorliegen, werden wir Maßnahmen konkretisieren, wie eine mögliche Berücksichtigung in der Preisgestaltung.“
„Eine seriöse Prognose ist derzeit schwer möglich“, heißt es vonseiten Hisense. Dennoch blicke man vorsichtig optimistisch auf die Handelsbeziehungen zwischen der EU und Asien. „Wir sehen in der aktuellen Lage eher Vorteile für den Handel, insbesondere was die Verfügbarkeit von Produkten und Endverbraucherpreise betrifft“, so Dietmar Pils, Head of TV, gegenüber E&W. „Selbstverständlich beobachten wir die Situation im Welthandel sehr sorgfältig und passen uns den Veränderungen jeweils an”, teilte uns TP Vision mit. Und weiter: „Nachdem jetzt ein dreimonatiges Moratorium verkündet wurde, hat sich die Lage kurzfristig bereits wieder verändert. Die Situation ist insgesamt einfach sehr dynamisch. Es ist auch deshalb zu früh, als dass wir eine Einschätzung über die weiteren Entwicklungen abgeben könnten.“
Bei Hama rechnet man damit, dass die Kaufzurückhaltung auch in naher Zukunft bestehen bleibt. Dennoch blickt der Zubehörspezialist positiv nach vorne: „Wir arbeiten permanent an neuen Sortimenten und Produktgruppen und setzen damit Akzente für den Handel und den Verbraucher. In den letzten Jahren konnten wir unsere Markenbekanntheit auf über 73 % steigern und im Handel gewinnen“, so das Unternehmen. „Unser Fokus liegt auf einer nachhaltigen Zusammenarbeit, da wir unabhängig von den Finanzmärkten sind – beispielsweise durch Stiftungen oder Familienunternehmen. Das bedeutet, wir müssen keine kurzfristigen Investorenziele erfüllen, sondern denken langfristig im Sinne unserer Mitarbeiter, Partner und Händler.”
Stimmen aus dem Handel
Gelassen zeigt man sich bei MediaMarkt: „Im Moment haben die Importzölle in den USA keine Auswirkungen auf unser Geschäft, da wir keine Waren in die USA exportieren. Dies könnte sich jedoch ändern, wenn die EU Zölle auf Waren aus den USA erheben würde. Aus diesem Grund beobachten wir die Situation sorgfältig und bewerten verschiedene Szenarien. Generell sind wir der Meinung: Ein Handelskrieg hilft niemandem.” Dass chinesische Produkte verstärkt den Weg nach Europa finden, sei keine Neuigkeit: „Das war auch bereits vor den US-Maßnahmen der Fall. Als MediaMarkt sehen wir uns hier mit unserer Sortimentsauswahl und der Omnichannel-Strategie in Österreich gut aufgestellt. Die EU muss hier dennoch handeln und vor allem die Kluft der Regularien, die sich für uns im Vergleich zu ausländischen Online Pure Playern auftut, schließen.“
„Europa kann als lachender Dritter aus diesem Konflikt gehen”, ist ElectronicPartner-GF Michael Hofer überzeugt. „Wir als ElectronicPartner versuchen das als Chance zu sehen und z.B. gefragte Ware zu einem besseren Preis zu bekommen. Zugleich sehen wir unsere langjährigen, gewachsenen Partnerschaften mit unseren Lieferanten aus Europa, aber auch Japan oder Korea, bestätigt. In unsicheren Zeiten haben stabile Beziehungen einen besonders großen Wert, und wir wollen dieser verlässliche Partner für den Handel und die Industrie sein – u.a. durch langfristige Forecasts und der Sicherung von Warenverfügbarkeit”, so Hofer, der noch einen Aspekt hervorhebt: „Elektronik ist ein Bereich, wo man sparen kann und wo viele Menschen auch gezwungen sind, zu sparen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, mit Initiativen wie Werbung, Händleraktivitäten, etc. positive Stimmung zu machen und Kaufanreize zu schaffen.”
RED ZAC Vorstand Peter Osel hält fest: „Wirtschaftliche Unsicherheit ist das größte Gift für die Konsumneigung, die Sparquote ist unglaublich hoch, der Konsum stagniert. In unserer Branche gibt es wenigstens einen halbwegs stabilen Ersatzbedarf, andere Branchen leiden vermutlich stark. Das Angebot an billigen chinesischen Waren wird vermutlich zunehmen, ob diese auch in diesem Ausmaß abgenommen werden, steht auf einem anderen Blatt. Die europäische Industrie aller Branchen ist gefordert, das Preis-Leistungsverhältnis ihrer Produkte zu optimieren. Forecast und Planungen sind diffiziler denn je und man muss auch mal akzeptieren, wenn was daneben geht. Vorsicht ist natürlich angesagt. Die Inflationsgefahr schätze ich als relativ gering ein, denn von einer konjunkturellen Überhitzung sind wir weit entfernt. Und wenn Europa Gegenzölle auf amerikanische Produkte einhebt, so betrifft das in erster Linie (verzichtbare) Luxusprodukte. Ich empfehle jedem, der an einer positiven Veränderung des Konsumklimas interessiert ist, nicht in den Chor der Jammernden einzustimmen, sondern gute Laune und gute Nachrichten zu verbreiten. Ein Wettjammern mit einem Kunden bringt nichts, ihn positiver zu stimmen, hingegen schon.“
Wenn der US-Präsident auch für viel Unruhe sorge, so beurteilte Expert-GF Alfred Kapfer die Entwicklung pragmatisch: „Es zeigt sich, dass die Märkte auch Typen wie Trump wieder einregulieren.“
Erwartungen im Keller

Inzwischen hat der Internationale Währungsfonds (IWF) wegen des Chaos seine globale Frühjahrs-Prognose deutlich nach unten revidiert. So hat der IWF seine globalen Wachstumserwartungen für 2025 von ursprünglich 3,3 % in seiner April-Prognose auf 2,8 % gesenkt. Gleichzeitig geht der IWF davon aus, dass die USA selbst zu den größten Verlierern der jetzigen Turbulenzen zählen werden. So dürfte die US-Wirtschaft 2025 nur noch 1,8 % bzw. 1,7 % im kommenden Jahr zulegen. Das sind zwar bessere Wachstumsraten als in Europa, aber doch deutlich unter den Werten der Jänner-Prognose. Vor dem Einzug von Trump ins Weiße Haus war der IWF noch von Wachstumsraten von 2,7 % bzw. 2,3% ausgegangen.
Gleichzeitig erwarten die internationalen Währungshüter nun eine Jahresinflation in den USA von 3 %. Denn die US-Konsumenten werden nicht nur mit höheren Preisen für Importware konfrontiert sein, sondern auch die heimischen Anbieter werden angesichts der verringerten Konkurrenz aus Übersee an der Preisschraube drehen. Für Europa gehen die Schätzungen des IWF davon aus, dass das BIP-Wachstum dieses Jahr von den ursprünglich angenommenen 1 % auf 0,8 % zurückgeht – wobei der IWF für Deutschland eine Stagnation in diesem Jahr annimmt. Für Österreich wird – als einzige Industrienation – ein Minus von 0,3 % erwartet. Die Inflationserwartung für Europa bleibt dagegen mit rund 2 % unverändert. Allerdings sei die Stimmung unter den Wirtschaftstreibenden am Kontinent schlechter geworden, schließlich sind die USA der wichtigste außereuropäische Handelspartner des Euro-Raumes.
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