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Sonntag, 22. Juni 2025
Telekom-Kommentar E&W 6/2025

Ab die Post

Telekom | Dominik Schebach | 08.06.2025 | Bilder | | 3  Meinung
Geht im österreichischen Mobilfunkmarkt bald die Post ab? Anfang Mai hat die Post AG mit ihrem Plan, kommendes Jahr unter die MVNOs zu gehen, aufhorchen lassen. Das verspricht einen neuen Schub für den Wettbewerb auf dem heimischen Markt.

Die Post kann für ihre MVNO-Pläne einige Stärken in die Waagschale werfen, welche andere virtuelle Anbieter bisher nicht mitgebracht haben. Da ist zum einen das flächendeckende Vertriebsnetz. Die Post ist in ganz Österreich präsent und sie hat Mitarbeiter, die bereits Telekom-Produkte – in diesem Fall von der A1 – verkauft haben. Der Konzern verfügt zum anderen über eine bekannte Marke und ist auch finanziell leistungsfähig.

Warum die Post in den Telekom-Markt will, ist mir allerdings nicht ganz klar. In der Ankündigung hieß es dazu eher dürr, der Konzern wolle seinen Tätigkeitsbereich ausweiten. Neben der führenden Rolle im Brief- und Paketgeschäft solle deswegen auch das Angebot in den Postfilialen, bei den Postpartnern sowie in den digitalen Kanälen ausgebaut werden. Irgendwo passt da sicherlich auch ein Mobilfunkangebot hinein. Vor allem, wenn man es mit den anderen Dienstleistungen des Konzerns verknüpfen kann. Aber ob man damit in Österreich eine Katze hinterm Ofen hervorlocken kann, muss sich erst zeigen.

Wir können allerdings davon ausgehen, dass der Markt nicht auf die Post warten wird. A1 befindet sich seit Monaten im Angriffsmodus und hat sofort eine Fachhandelsoffensive angekündigt, um die verlorene Flächendeckung wiederherzustellen. Und die anderen Betreiber werden unter diesen Umständen sicher nicht die Hände in den Schoß legen und abwarten, bis sich der neue Mitbewerber etabliert hat. Vielmehr wird niemand ein Einfallstor offenlassen, sondern den Markt besetzen und danach trachten, seine Kunden noch stärker an sich zu binden. Interessant wird in diesem Zusammenhang die Frage, ob mit dem Auslaufen der Vertriebsvereinbarung zwischen A1 und Post, die bisher über die Post bedienten Kunden eher dem Betreiber oder dem Vertriebsnetz treu bleiben – oder, ob sie sich überhaupt nach einer neuen Mobilfunkheimat umsehen werden. Das Hauen und Stechen würde in diesem Fall wohl ein neues Level erreichen.

Aus Sicht des Handels werden ebenfalls die Karten neu gemischt. Einerseits nimmt die Bedeutung des Handels für die Netzbetreiber zu. Andererseits muss sich allerdings auch der Fachhandel fragen, ob die Post AG als MVNO den beratenden Telekom-Spezialisten Marktanteile abnehmen kann. Damit stellt sich allerdings die Frage nach dem Personal. Wenn die Post AG als ernstzunehmender Telekom-Anbieter auftreten will, dann wird sie meiner Einschätzung nach mehr Fachberater benötigen. Aber auch im Telekom-FH selbst werden mehr Verkäufer benötigt, um die zusätzlichen Anforderungen durch die Netzbetreiber erfüllen zu können. Diese zusätzlichen Fachberater muss man erst einmal finden oder ausbilden – und vor allem auch bezahlen. So oder so, es wird turbulent.

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Kommentare (3)

    1. Konkret werde die Post als sogenannter „Mobile Virtual Network Operator“ auftreten, mit A1 als Netzpartner.
      Für den Netzbetrieb habe es eine Ausschreibung gegeben, „wir haben uns für den Bestbieter entschieden“. Post-Generaldirektor Walter Oblin
      mfg

    2. A1 und deren Vorläufer (bis zur Post und Telegraphenverwaltung) waren ja ursprünglich ein „staatliches“ Post Produkt, aber man hat sich ja damals unbedingt davon mehrheitlich trennen müssen. Viele verbinden jetzt noch A1 mit der Post und vom Service her gesehen hat sich ja nichts verbessert, immer noch träge und bürokratisch veranlagt. Wobei die anderen Anbieter sich nicht wesentlich besser darstellen. Ein paar wenige MVNO halten den Servicegedanken aufrecht. Man kann nur hoffen, dass der Start als MVNO besser als jener der Bank99 gelingt. Eigentlich bräuchte die Post A1 nur eine der MVNO Marken abkaufen, so wenige sind das ja nicht.

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