Online-Marktplätze: Boom trotz schlechten Gewissens

Wie die Umfrage unter 1.000 Befragten zeigt, ist das Einkaufen auf Marktplätzen wie Temu, Shein, AliExpress oder Wish längst kein Nischenphänomen mehr. 95% kennen Temu, 81% Shein – und mehr als die Hälfte (52%) hat bereits auf einer dieser Plattformen eingekauft. Der Reiz liegt klar auf der Hand: 85% erleben die Preise in diesen – meist chinesischen – Onlineshops als sehr oder eher niedrig, für drei Viertel (76%) sind sie der wichtigste Grund für den Einkauf. Das verleitet viele zu Impulskäufen: Mehr als zwei Drittel (68%) der Konsumenten geben an, auf Temu und Co. schon einmal mehr gekauft zu haben als ursprünglich geplant – allein wegen der niedrigen Preise.
Schnäppchen mit Nebenwirkungen
Die günstigen Angebote führen jedoch nicht nur zu vollen Warenkörben, sondern auch zu moralischen Dilemmata: Fast 4 von 10 hatten nach dem Einkauf bereits ein schlechtes Gewissen (39%). Wenig überraschend, schließlich ist der Mehrheit der Österreicher bewusst, dass der Umweltaspekt bei den Billig-Shops oft ins Hintertreffen gerät. 78% der Befragten bewerten die Produkte als wenig bis gar nicht nachhaltig.
„Was heute als Schnäppchen im Warenkorb landet, wird morgen zum Umweltproblem – denn Overconsumption ist der stille Preis des Billigbooms. Der schnelle Klick spart Geld, aber hinterlässt Spuren – im eigenen Konsumverhalten und in der Umwelt. Unsere Studie zeigt, wie stark der Spagat zwischen Preisbewusstsein und Verantwortungsgefühl geworden ist,“ so Studienautorin Andrea Berger.
Auch in Sachen Qualität ist die Einschätzung kritisch: Mit einem Durchschnittswert von 3,7 landet die Produktqualität bestenfalls im unteren Mittelfeld – Schulnote 3 minus. Die mangelnde Wertigkeit der Ware ist auch der Hauptgrund für die Nicht-Nutzer, die Billig-Marktplätze zu meiden: 60% der ablehnenden Konsumenten misstrauen der Qualität der Produkte. 46% wollen die Plattformen grundsätzlich nicht unterstützen und 89% planen auch künftig (eher) keine Nutzung.
Ein Trend und seine Folgen
Trotz vieler Vorbehalte glaubt das Gros der Österreicher an den anhaltenden Siegeszug der Billig-Plattformen: 8 von 10 rechnen mit einer weiteren Zunahme der Nutzung. Dass diese Veränderung im Shoppingverhalten ihren Preis hat, ist der Mehrheit der Befragten bewusst. 59% erwarten eine Zunahme von Müll, 58% eine Förderung der Wegwerfmentalität. Für 59% ist klar, dass die Online-Plattformen die lokale Wirtschaft schwächen.
Und die negativen Folgen des Online-Booms werden auch ganz konkret von den Konsumenten wahrgenommen und verstanden: 62% der Umfrageteilnehmer nehmen bereits vermehrte Leerstände von Geschäftsflächen wahr. Gleichzeitig bleibt der emotionale Wert klassischer Einkaufsstraßen hoch: 80% würden diese im Stadtbild vermissen, wenn sie verschwinden würden.
„Viele wissen um die Schattenseiten von Temu, Shein und Co. Sie sehen die wachsende Müllproblematik, kritisieren die Wegwerfmentalität und beobachten mit Sorge das zunehmende Ladensterben – und kaufen dennoch weiter auf Billig-Plattformen ein“, analysiert Thomas Schwabl, Gründer und Geschäftsführer von Marketagent. „Diese Widersprüchlichkeit zeigt, wie groß die Versuchung durch billige Preise ist. Der Reiz des Einfachen, Schnellen und Günstigen ist groß – auch wenn wir wissen, dass es langfristig zu einem Verlust lokaler Vielfalt und urbaner Lebenskultur führt.“ Deswegen brauche es Bewusstsein, Alternativen und einen fairen Wettbewerb zwischen globalem Klick und lokalem Geschäft, um den realen Boom der Billigmarktplätze zu beenden.
Bei Temu z.B. gibt es Produkte die gibt es bei uns überhaupt nicht, und wenn doch dann meist um den doppelten bis dreifachen Preis. Man fragt sich ja, was wird denn bei uns überhaupt noch
produziert und was ist mit Qualität?
Sieht man die Ausfälle bei den heutigen Geräten ist man weit von den früheren entfernt.
Es war früher nicht alles besser aber die Geräte schon.
Muss dir leider wieder einmal zustimmen. Nur Dinge wie Amazon bei uns um den vielfachen Preis zu verkaufen, wird auf Dauer nicht funktionieren.
Und überhaupt fallen Geräte öfters aus und es scherrt sich bei den Asiaten praktisch keiner drum.
Auch die Produktsicherheit ist in vielen Fällen in keinster Weise gegeben. Für den Fachhandel ist dieser Elektroschrott und Sondermüll völlig ungeeignet.