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Mittwoch, 9. Juli 2025
Aus dem Bundesgremium: Karriere mit Lehre (Teil II)

Hans-Peter Ranftl: Vom Lehrling bis ins C-Level

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 18.06.2025 | |  Menschen
Hans-Peter Ranftl ist nach seiner Lehre zum Großhandelskaufmann bei Cladrowa bis zum Chief Sales Officer (CSO) bei REXEL Austria avanciert. Hans-Peter Ranftl ist nach seiner Lehre zum Großhandelskaufmann bei Cladrowa bis zum Chief Sales Officer (CSO) bei REXEL Austria avanciert. (© REXEL Austria) Hans-Peter Ranftl begann seine Branchen-Laufbahn im Jahr 1980 bei Cladrowa in Graz. Anschließend verbrachte der Steirer 30 Jahre seines Berufslebens bei Schäcke bzw. Rexel, wo er bis zum Chief Sales Officer (CSO) avancierte, ehe er sich Anfang 2025 in den Ruhestand verabschiedete.

E&W: Wie sind Sie damals in der Elektrobranche gelandet?
Hans-Peter Ranftl: Ganz einfach: Weil ich nicht mehr zur Schule gehen wollte. Als 15-Jähriger wollte ich die Handelsschule nicht fortsetzen und ebensowenig die Richtung elterlicher Betrieb, mit Weinbau und Buschenschank, einschlagen. Also bestanden meine Eltern darauf, dass ich einen Beruf erlerne – und weil mir das Kaufmännische damals schon mehr gelegen ist als das Handwerkliche, bin ich zu Cladrowa gegangen und habe eine Lehre als Großhandelskaufmann begonnen.

Am anderen Ende der Karriere stand die Position des CSO bei Rexel. Kann man sich das zu Beginn überhaupt vorstellen, einmal beim größten Elektro-Großhändler in Österreich in der Führungsetage zu sitzen?
Am Anfang nicht. Aber ich glaube, das hat grundsätzlich etwas mit dem eigenen Wesen zu tun – wie motiviert man ist, wie pflichtbewusst und dass man etwas erreichen will im Leben. Und wenn ich mich für etwas entschieden habe, dann mache ich das halt mit 150 Prozent. Schon bei Cladrowa war ich wahrscheinlich einer der jüngsten Außendienstler, die es je gegeben hat – noch vor dem Bundesheer, d.h. mit 18 Jahren. Mir wurde gesagt: Du kannst das! Und da war für mich schon klar, dass da mehr geht. Und nach meinem Wechsel zu Schäcke wurde ich dort immer gefördert und gefordert. Das war für mich, der immer engagiert war, natürlich gut – und irgendwo das Sprungbrett, wenn man so will.

Gab es auch prägende Momente, die besonders wichtig waren für das Weiterkommen bzw. als persönliche Bestätigung?
Von meiner Einstellung her wollte ich immer schon das Beste für die Kunden und für das Unternehmen, und als bei Schäcke dann ein Führungswechsel in einer Niederlassung angestanden ist, war für mich irgendwie logisch, dass ich da zum Zug komme. Die damalige Firmenleitung hat mir das zugetraut, obwohl ich keine Erfahrung hatte. Das war der Wechsel von der Eigenverantwortung im Außendienst, wo man für sich und sein Gebiet und seinen Umsatz verantwortlich ist, in eine Verantwortung, wo man einen Standort mit rund 35 Mitarbeitern übernimmt. Das war sicher einer der prägendsten Momente.

Wäre eine solche Karriere heute überhaupt noch möglich?
Ich denke schon, dass es immer noch geht, wenn man eine außerordentliche Leistung bringt und man sich ständig weiterbildet – auch ich habe laufend Schulungen und Kurse absolviert. Damals, vor 20-30 Jahren, waren in den verschiedensten Industriefirmen lauter Leute in Führungspositionen, die aus der Praxis gekommen sind. Diesbezüglich war ich einer von den Letzten. Heute führt der natürliche Weg wahrscheinlich über einen Hochschulabschluss.

Welchen Stellenwert hatte die Lehre damals in den 1980ern und welchen Stellenwert hat sie heute?
Damals war für junge Menschen wie mich, die nicht mehr in die Schule wollten und auch ein Studium keine Option war, die Lehre das Optimum. Das hat sich bis heute natürlich verändert, und die Lehre muss definitiv aufgewertet und attraktiver gemacht werden – alleine deshalb, weil ja die Fachkräfte fehlen. Das ist allgemein bekannt und da passiert auch einiges. Auf der anderen Seite liegt das Problem aber auch darin, dass die Unternehmen entlastet und die bestehenden Regelungen flexibler gestaltet werden müssen. Ein Beispiel dafür sind die Arbeitszeiten: Dass Lehrlinge keine Überstunden machen dürfen, ist etwa bei Elektrikern im täglichen Einsatz auf Baustellen nur sehr schwer umsetzbar. Viele Betriebe bräuchten außerdem eine gewisse Sicherheit für die Lehrlinge, die sie vier Jahre lang ausbilden.

Rückblickend: Worauf kommt es an, wenn man weiterkommen will?
Wie schon gesagt, fängt es bei einem selbst an – indem man engagiert und eigenmotiviert ist und auch bereit dazu ist, für das Weiterkommen etwas zu machen, seien es Kurse, eine Abendschule o.Ä. Auf der anderen Seite ist auch der Lehrbetrieb gefragt, bei den Lehrlingen – und darüber hinaus – die entsprechende Leistung einzufordern und sie bestmöglich in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Mir war es immer sehr wichtig, die jungen Kollegen zu fördern – grade auch dahingehend, dass Fehler passieren können. Sie sollten einfach initiativ sein und daran wachsen.

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