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Samstag, 12. Juli 2025
Erneuerbare Energien-Kommentar E&W 7-8/2025

Einen Versuch wert

Wolfgang Schalko | 06.07.2025 | Bilder | | 1  Meinung
Und wieder einmal kommt man nicht aus dem Staunen heraus: Kürzlich gab die Weltbank (deren Hauptaufgabe der Kampf gegen die Armut ist) bekannt, in den nächsten zehn Jahren mehr als 300 Millionen Menschen an Stromnetze anzuschließen zu wollen – und dafür „nach Jahrzehnten“ wieder in die Finanzierung von Atomkraft einsteigen. Dafür will man eng mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zusammenarbeiten, denn die Nachfrage nach Elektrizität in Entwicklungsländern werde sich bis 2035 voraussichtlich mehr als verdoppeln, dementsprechend müssten die jährlichen Investitionen in Energieerzeugung, Netze und Speicher von heute 244 Mrd. Euro auf etwa 547 Mrd. Euro steigen.

Angesichts des Umstands, dass in Europa, genauer gesagt in Frankreich und der Schweiz, bei der jüngsten Hitzewelle Atomkraftwerke gedrosselt bzw. ganz heruntergefahren werden mussten, weil das aus den regionalen Gewässern entnommene Kühlwasser zu warm war, klingt das wie ein schlechter Scherz, ja geradezu zynisch.

Trotz aller Sorgen und Nöte, mit denen sich die Energiebranche im Allgemeinen und die Erneuerbare im Speziellen in Österreich herumzuschlagen hat, ist man hierzulande zumindest soweit, derart verstaubte Ideen wieder aus der Schublade (oder war‘s doch die Rundablage?) zu holen. Vielmehr dürfen wir uns über frischen Wind – und das ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen – auf diesem Sektor freuen: Markus König hat mit seinem neuen Unternehmen EcoChange Consulting die sog. Kleinwindkraft als Geschäftsfeld ins Auge gefasst. Damit sind Erzeugungsanlagen mit rund 7-50 kW Leistung gemeint, die – je nach Standort – zwischen 1000 und 2000 Volllaststunden pro Jahr laufen und Strom zu Gestehungskosten von ca. 20 Cent/kWh – liefern. Das Potenzial in Österreich wird einer ersten Einschätzung zufolge mit 2.500 bis 4.000 Kleinwindkraftanlagen beziffert – wobei die zunehmende Verbreitung auch zu sinkenden Erzeugungspreisen (auf etwa 12-15 Cent/kWh) führen soll.

Aus meiner Sicht ein durchaus interessantes Vorhaben, das abgesehen von den finanziellen Anreizen (die trotz der deutlich höheren Gestehungskosten im Vergleich zur Photovoltaik durchaus gegeben sind, da die Stromproduktion mit Kleinwindkraft antizyklisch zur PV erfolgt, d.h. nachts mehr als tagsüber und im Winter deutlich mehr als im Sommer) vor allem die ökologischen und ideologischen Vorreiter ansprechen dürfte. Was in Angebtracht der Dringlichkeit der Energiewende und der Notwendigkeit, jeden Strohhalm dafür zu ergreifen, sogar eine Win-Win-Situation bedeutet. Österreich wäre aber nicht Österreich, gäbe es hier nicht zunächst eine ganze Reihe an regulatorischen und bürokratischen Hürden zu nehmen. Einerseits ist eine Zulassung der eingesetzten Komponenten erforderlich, andererseits ist die Genehmigung der einzelnen Anlagen Ländersache. Das heißt, wie so oft sind Investoren, Planer und Errichter hier mit neun unterschiedlichen Regularien konfrontiert – wobei die Bewilligung des Bauvorhabens wiederum dem jeweiligen Bürgermeister obliegt. Klingt kompliziert und nach einer echten Challenge, für die ich an dieser Stelle gutes Gelingen wünsche!

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Kommentare (1)

  1. …die Bürgermeister aber auch von Landesabteilungen und von einem in OÖ sehr eigenartig gewordenen Umweltanwalt überstimmt werden.

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