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Samstag, 12. Juli 2025
Hausgerätekommentar E&W 7 / 2025

Tut etwas!

Hausgeräte | Stefanie Bruckbauer | 06.07.2025 | Bilder | | 3  Meinung
Seit Bestehen der EU wurden unzählige Beschlüsse, Richtlinien und Verordnungen erlassen. Viele davon sind sinnvoll und einige sind fragwürdig. Eines Themas haben sich die Verantwortlichen in Brüssel allerdings noch nicht angenommen, dabei wäre es so wichtig.

Seit 1993 gibt es die EU. Seitdem wurde von Brüssel ausgehend eine Vielzahl von Verordnungen, Richtlinien, Beschlüssen, etc. erlassen, unter denen es sicherlich viele wichtige, sinnvolle gibt, die etwas zum Guten regeln. Es gibt aber auch einige, deren Relevanz sich mir nicht eindeutig erschließt. Ich denke da zB. an die „berühmte“ Gurkenrichtlinie. Auch Äpfel bekamen eine Vorschrift was Mindestgröße und -gewicht angeht. Der Honig hinsichtlich seiner elektrischen Leitfähigkeit und das Brot in Bezug auf seinen Salzgehalt. Ich will mir nicht anmaßen, diese Vorschriften als sinnlos abzutun. Dazu weiß ich zu wenig über die Hinter- sowie Beweggründe, und es gibt sicher Menschen, für die es wichtig ist, dass ein Apfel einen Mindestdurchmesser von 6 cm hat. Ich behaupte aber, dass es weit wichtigere Themen gibt, denen sich die EU annehmen sollte, Dinge, die verpflichtend eingeführt werden sollten – und zwar schon vor Jahren!

Konkret denke ich an Mikroplastik. Seit Jahrzehnten kennt man das Problem. Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen dazu gab es angeblich bereits in den 1970er Jahren. Heute weiß man, dass sich die minikleinen Kunststoffteilchen in Kosmetika, Reinigungsprodukten, Kleidung, Spielzeug, ja auch IN Lebensmitteln befinden und sogar in menschlichen Stuhlproben wurden sie entdeckt. Die Situation, in die wir Menschen uns da reinmanövriert haben, ist erschreckend! Und wir sollten baldigst gegensteuern. Nicht erst wenn das Mikroplastik bereits in den Meeren ist (zB. mit plastikabbauenden Bakterien), sondern schon vorher – und das können wir! U.a. mit Mikroplastikfiltern in Waschmaschinen.

Leider gibt es Hersteller, die solche Filter nicht anbieten. Entweder weil sie sich des Problems nicht bewusst sind oder es ignorieren oder in der Entwicklung noch nicht soweit sind. Aber egal aus welchem Grund: Zu viele Waschmaschinen haben dieses Feature nicht und da finde ich, sollte die EU eingreifen! Es muss eine Richtlinie geschaffen werden, die vorschreibt, dass Waschmaschinen zwingend mit Mikroplastikfiltern ausgestattet sein müssen. Diese Lösung wäre so einfach und es wäre so viel damit geholfen, denn: Etwa 35% des Mikroplastiks in den Meeren stammt aus dem Abrieb synthetischer Textilien (Polyester, Nylon, Elasthan, etc.) beim Waschen. Laut einer Studie werden pro Kilogramm synthetischer Wäsche etwa 20 Milligramm Mikroplastik freigesetzt. Bei einer Waschmaschine mit 6 kg Fassungsvermögen wären das demnach rd. 120 mg Mikroplastik pro Waschgang. Hochgerechnet auf ein Jahr (bei der Annahme, dass alle 14 Tage eine Maschine mit Polyester-T-Shirts gewaschen wird), ergibt das knapp drei Gramm Mikroplastik, was (wie ich selbst abgewogen habe) ungefähr der Menge eines gestrichenen Teelöffels mit Zucker entspricht. Und würden das jetzt alle rd. 4 Mio. österreichischen Haushalte so machen, dann sprechen wird von 12.000 Kilogramm (!) Mikroplastik, die wir jedes Jahr bloß durchs Wäschewaschen produzieren – nur in Österreich!

Zum Glück gibt es in unserer Hausgerätebranche auch Hersteller, die sich des Problems sehr wohl bewusst sind. AEG beispielsweise stellte den ersten Mikroplastikfilter schon vor ein paar Jahren vor. Bosch, Siemens sowie Samsung bieten Mikroplastikfilter an und Beko launchte vor kurzem bereits die überarbeitete Version 2.0 des sogenannten FiberCatchers (mehr dazu in der E&W Juli-Ausgabe ab Seite 40). Ich hoffe, dass sich bald ALLE Hersteller des Plastikproblems bewusstwerden und etwas dagegen tun; dass jenen Herstellern, denen es wurscht ist, zumindest die EU einen Riegel vorschiebt (in dem in Europa nur mehr Geräte MIT Filter auf den Markt gebracht werden dürfen), und dass schon bald jeder Haushalt in Europa zumindest einen kleinen Teil dazu beitragen kann, dass unser Planet nicht weiter ungehindert zumüllt.

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Kommentare (3)

  1. Das ist ein überaus guter und wichtiger Hinweis – besonders in der heutigen Zeit
    Ein absolutes Verkaufsargument an das ich selbst nicht mehr gedacht habe !!
    Das ermuntert sogar für einen Neukauf der sonst vielleicht noch nicht notwendig wäre…

    Danke schön dafür !
    liebe Grüße

    2
  2. Die oft genannte Gurkenverordnung ist das typischen Beispiel einer Regelung, die von den Landwirtschaftsverbänden und den von ihn abhängigen Poliktern zwecks Vereinfachung des Handels bestellt werden, auf dass dieselben Politiker abends unter Gejohle ihrer Anhänger im Bierzelt gegen Brüssel wettern können. Als schließlich die Gurkenverordnung (oder Verordnung Nr. 1677/88/EWG) schließlich außer Kraft gesetzt wurde, protestierten schließlich wieder die Bauernvertreter, weil nun der Handel zu kompliziert würde. Ich bin für starke zentrale Regelungen, weil das Economies of Scale ermöglicht. Wenn 400 Millionen Europäer sich bewegen, hat das mehr Rumms, als 9 Millionen Österreicher. Aber wer sich etwas von der EU wünscht, sollte sie auch entsprechend unterstützen.

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