Vertrauensfrage

An den Staubsaugerroboter haben wir uns inzwischen gewöhnt. Ein Mähroboter verursacht nur noch eine hochgezogene Augenbraue, wenn er den ferngesteuerten Buggy der Kinder überholt und die Poolreinigung ist ebenfalls schon eine Domäne der maschinellen Helfer. Was ist allerdings von humanoiden Robotern zu halten und welche Aufgaben wollen wir den maschinellen Helfern übertragen?
Erste Einsichten liefert dazu eine gemeinsame Umfrage, welche die GFU Home & Consumer Tech gemeinsam mit dem Unternehmensberater Oliver Wyman durchgeführt hat, und die unmittelbar vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe veröffentlicht wurde. Demnach kann sich mehr als ein Drittel der Deutschen den Einsatz von Robotern im Eigenheim vorstellen. Eine ebenso große Gruppe an Konsumenten will die Roboter allerdings auf keinen Fall über ihre Schwelle lassen. Die größten Bedenken der Konsumenten seien demnach der Preis, gefolgt von der Sorge, sich von der Technologie abhängig zu machen, sowie Datenschutzprobleme.
Zumindest beim Preis hat man bei Wyman eine klare Vorstellung, wohin die Reise geht: Laut der Einschätzung des Unternehmensberaters soll der Preis für einen Androiden in den kommenden zehn Jahren um 60 % sinken. Mit 15.000 Euro wäre so ein Roboter allerdings noch immer eine recht happige Anschaffung und wohl nur für wenige Haushalte interessant. Bei den deutschen Konsumenten überwiegt derzeit allerdings eher der Wunsch nach spezialisierten Lösungen für Sicherheit, Gartenpflege oder Haushaltsaufgaben, welche auch nicht unbedingt humanoid aussehen müssen. Dafür wünschen sich die Befragten autonome Geräte mit der Möglichkeit zur Sprachsteuerung.
Erstaunlich waren allerdings die Antworten nach den bevorzugten Lieferanten für die zukünftigen Haushaltshelfer. Denn hier führten die europäischen Hausgerätehersteller vor internationalen WW-Herstellern, spezialisierten Roboterherstellern sowie internationalen CE-Herstellern. Weit abgeschlagen folgten in diesem Fall die AI-Unternehmen, denen nur etwas mehr als jeder Fünfte einen Roboter abnehmen wollte. Und damit haben wir einen zentralen Punkt bei der Einführung dieser Technologie. Es geht um Vertrauen. Wenn man ein autonomes System in sein Haus lässt, dann will man wissen, mit wem man es zu tun hat.
Das bringt nach Ansicht der GFU eine Chance für die traditionellen europäischen Haushaltsgerätehersteller. Gleichzeitig zeigt sich, wie wenig dieses Feld derzeit noch definiert ist. Welche Erwartungen haben wir in Zukunft von einem Roboter in unserem Haushalt, wo werden wir diese kaufen und wer wird diese servicieren bzw. in den Haushalt des Kunden integrieren. Braucht es dazu ein vollvernetztes Smarthome oder werden diese Systeme einfach so intelligent sein, dass sie sich ohne weiteres in den Haushalt des Kunden einfügen? Einige dieser Fragen habe ich schon vor ein paar Wochen im Zusammenhang mit der Automatisierungsoffensive in der Volksrepublik China aufgeworfen. Jetzt geht es allerdings um das private Umfeld. Es zahlt sich damit auf jeden Fall aus, bei der kommenden IFA die Augen aufzusperren und aufmerksam die Stände der diversen Anbieter zu mustern. Denn die technische Entwicklung überholt derzeit regelmäßig die Prognosen.
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