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Sonntag, 16. November 2025
Prognose für 2025 und 2026

WIFO: Österreichs Wirtschaft schleppt sich aus der Rezession

Hintergrund | Dominik Schebach | 07.10.2025 | | 1  
Nach der längsten Rezession der Nachkriegszeit in Österreich und einem Jahr Stagnation, gibt es einen Silberstreif am Horizont. Nach der heute veröffentlichten kurz- und mittelfristigen Prognose des WIFO wird Österreich im kommenden Jahr auf den Wachstumspfad zurückkehren. Zuviel darf man sich allerdings nicht erwarten: Die Wende wird äußerst zäh – und im Gegensatz zu Erholungen in der Vergangenheit wird der Aufschwung dieses Mal vom privaten Konsum im Inland getragen.

„Der Konjunkturabschwung war in Österreich nach neuesten Daten ähnlich ausgeprägt wie in Deutschland und dauerte mit rund drei Jahren besonders lang“, so Stefan Schiman-Vukan, einer der Autoren der aktuellen WIFO-Prognose.

Demnach zeichnen die Wirtschaftswissenschafter des WIFO ein differenziertes Bild: So sei die Rezession der vergangenen Jahre etwas schwächer ausgefallen, als bisher angenommen. Bezieht man noch die Korrekturen des statistischen Bundesamts (Destatis) für die deutschen BIP-Werte mit ein, so fielen die Wertschöpfungsverluste laut WIFO in Deutschland und Österreich ähnlich groß aus. Ausgelöst hatte die Rezession, die ganz Nord-, Mittel- und Osteuropa betraf, der Energiepreisschock im Jahr 2022. West- und südeuropäische Länder blieben verschont, weil sie weniger von den Energielieferungen Russlands abhingen.

Privater Konsum

Für den Prognosezeitraum 2025 und 2026 erwarten das WIFO für das laufende Jahr ein minimales BIP-Wachstum von 0,3%. 2026 sollte sich der Zuwachs auf 1,1% beschleunigen. Getragen wird dieses Wachstum auch nicht wie sonst üblich vom Aushängeschild der österreichischen Wirtschaft, dem Außenhalndel, sondern vom privaten Konsum. Der Warenaußenhandel dürfte sich erst 2026 erholen. Die schwache internationale Nachfrage nach Investitionsgütern trifft die heimischen Exporteure hart. Belastend wirken auch die Importzölle der USA, zumal von dort in den letzten Jahren eine hohe Nachfrage nach österreichischen Waren ausging.

Für das Handwerk wichtig: Die Erholung der Wohnbauinvestitionen, die bereits eingesetzt hat, wird sich 2026 angesichts der rückläufigen Zinsen fortsetzen. Im Tiefbau wird die solide Grunddynamik 2026 allerdings durch den Sparkurs der öffentlichen Hand gedämpft. Die Ausrüstungsinvestitionen werden erst verzögert anziehen, da sie dem Konjunkturverlauf grundsätzlich nachhinken. Zudem verringert die schwache Ertragslage der Unternehmen die Investitionsbereitschaft.

Beschäftigung

Kein einheitliches Bild zeichnen die Studienautoren bei der Beschäftigung. Die Arbeitslosigkeit steigt vorerst weiter. 2026 dürfte die Konjunkturerholung allerdings für eine Trendwende sorgen und die Arbeitslosenquote wieder leicht sinken. Der demografische Wandel dämpft die Arbeitslosigkeit. Gleichzeitig geht die Prognose des WIFO davon aus, dass die Verlängerung von Erwerbskarrieren durch Maßnahmen im Pensionssystem den Fachkräftemangel lindert.

Strukturelle Probleme

So erfreulich die Rückkehr auf den Wachstumspfad ist, so zäh wird die Erholung. Aufgrund höherer Energiepreise und Lohnstückkosten, und weiterer struktureller Herausforderungen wird die österreichische Wirtschaft mittelfristig bis 2030 nach Einschätzung des WIFO mit durchschnittlich 1,1% pro Jahr etwas langsamer expandieren als der Euro-Raum.

„Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern war der Anstieg der Energiepreise und der Lohnstückkosten hierzulande in den vergangenen Jahren höher. Dadurch hat insbesondere die energieintensive Exportwirtschaft auch mittelfristig Wettbewerbsnachteile. Weitere strukturelle Probleme bestehen bei der Integration von Migranten, in der Erwerbsbeteiligung von Älteren, sowie im Bildungssystem“, so Josef Baumgartner, einer der Autoren der mittelfristigen WIFO-Prognose.

Die Arbeitslosenquote wird bis 2030 auf 5,9% zurückgehen. Der Preisauftrieb verlangsamt sich nach 3,5% im laufenden Jahr auf 2,4% (2026) und erreicht Mitte 2027 das 2%-Ziel der EZB (Ø 2026/2030 +2,2% p. a.). Das Budgetdefizit des Staates allerdings wird nach Einschätzung des WIFO im Zeitraum 2026 bis 2030 bei durchschnittlich 3,8% des nominellen BIP liegen und bleibt damit nachhaltig über dem 3%-Ziel. Folglich steigt die Staatschuld bis 2030 auf 88,3 % der nominellen Wirtschaftsleistung – was sich wiederum negativ auf die Zinslast auswirken wird.

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Kommentare (1)

  1. Positive Aussichten !
    wäre wirklich gut wenn es so wäre , ähnliches hat man das Jahr zuvor schon Bekannt gegeben
    das hat sich dann ja nicht ganz so entwickelt

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