Am eigenen Schopf
Am 7. Oktober haben WIFO und IHS ihre Herbstprognosen vorgestellt. Demnach steht die österreichische Wirtschaft ein wenig besser da als vielfach angenommen und für 2026 wird wieder ein leichtes Wachstum erwartet. Gleichzeitig aber warnten die Ökonomen vor zu viel Optimismus. Die heimische Wirtschaft wird wohl bis 2030 der Euro-Zone hinterherhinken. Bei der Prognose zum Wirtschaftswachstum fand ich einen Aspekt allerdings höchst spannend: Die österreichische Wirtschaft ist dabei, sich gleichsam am eigenen Schopf aus der Rezession zu ziehen.Denn diesmal ist es nicht der Außenhandel, welcher die Erholung einleitet, und ob der leeren Kassen wird auch die öffentliche Hand nicht so schnell Impulse setzen können, stattdessen ist es der private Konsum, welcher nach Einschätzung der Ökonomen die wirtschaftliche Erholung anstoßen wird. Dieser private Konsum hängt allerdings von vielen Faktoren ab – u.a. wird es entscheidend sein, wie viel Vertrauen die Endkonsumenten in die wirtschaftliche Entwicklung haben werden. Nur wenn die Endkonsumenten sich sicher fühlen, sind sie auch bereit, wieder langfristig zu investieren. Damit sind wir wieder einmal bei der Stimmung und wie diese die Wirtschaft beeinflusst. Man könnte auch sagen, wir brauchen jetzt alle eine gewisse Dosis Zweckoptimismus.
Aber woher kann dieser Zweckoptimismus kommen, wenn er kein Strohfeuer sein soll? Zum einen glaube ich, dass sich Österreich noch immer auf einem sehr hohen Niveau bewegt. Ja, die Überwindung der Krise verlangt allen Opfern ab, aber für eine Blut-, Schweiß- und Tränen-Rede ist noch nicht die Zeit gekommen. Wir kommen allerdings nicht darum herum, die Veränderungen in unserem Umfeld zu akzeptieren, aufzugreifen und aktiv zu gestalten. Da habe ich jedoch viel Vertrauen in die österreichischen Unternehmen, dass sie ihre Chancen auf dem Markt sehr wohl zu nutzen wissen. Diskussionen um das Verbrenner-Aus oder die Notwendigkeit der Energiewende sind in dieser Hinsicht Nebengeräusche, welche von Lobby-Gruppen angezettelt werden.
Wo es allerdings wirklich haarig wird, sind die strukturellen Probleme, welche Österreich weiter mit sich herumschleppt. Da ist mein Optimismus eher gering, dass hier große Sprünge gelingen. Schließlich verteidigt jeder siebte Zwerg von links seinen Schrebergarten mit Zähnen und Klauen, womit Österreich zu einem fragmentierten Fleckerlteppich verkommt. Aber ich lasse mich gerne überraschen. – Greifbarer werden die Gründe für meinen Zweckoptimismus, wenn es um die Branche geht. Denn die wichtigsten Kundengruppen für den Fachhandel, die Mittel- und obere Mittelschicht sowie die Pensionisten, verfügen weiterhin über die notwendigen Reserven, um zu investieren. Und diese Kundenschicht wird auch nicht so schnell kleiner. Dass niedrige Zinsen ein Anziehen der Baukonjunktur bewirken können, ist wiederum für das Handwerk wichtig. Zweckoptimismus kann man übrigens auch laden. Eine dieser Ladesäulen war zuletzt im Design Center in Linz. Bei den Elektrofachhandelstagen war die Stimmung in der Halle gut, es gab jede Menge interessanter Produkte und Lösungen zu sehen, mit denen der EFH beim Endkunden punkten kann, und die Messebesucher sowie Aussteller zeigten sich bereit, ihre Chancen bei einem Anspringen der Konjunktur zu nutzen. Was will man mehr?


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