Blockaden überwinden
(© A1)
Wenn die Spitzen der drei größten Netzbetreiber des Landes im Rahmen der Digitaloffensive Österreich gemeinsam vor die Presse treten und ein investitionsfreundlicheres Klima für den Infrastrukturausbau sowie ein Ende der Wettbewerbsverzerrung durch fehlgeleitete Förderungen fordern, dann sind zwei Interpretationen möglich. Man kann es einerseits als Theaterdonner abtun, schließlich stehen 2026 die nächsten Frequenzauktionen an, oder man kann die Warnung ernst nehmen. Immerhin gehören diese Unternehmen zu den größten Investoren und liefern mit ihren Netzen die Grundlage für die Digitalisierung Österreichs.Diese Netzbetreiber stehen im intensiven Wettbewerb untereinander und sie spüren den wirtschaftlichen Druck. So ging im vergangenen Halbjahr erstmals die Profitabilität der Branche zurück und die Branche verliert an Mitarbeitern. Bei A1 sollen – wie die Tageszeitung Kurier berichtete – bis Jahresende 650 Mitarbeiter abgebaut werden. Auch bei Drei wurden Anfang Oktober 90 Mitarbeiter beim Frühwarnsystem des AMS angemeldet – wie wohl der Anbieter den Mitarbeiterabbau vor allem durch natürliche Fluktuation und freiwillige Abgänge sowie Ruhestände erzielen will.
Gleichzeitig leistet sich Österreich eine Breitbandförderung, die oft am Markt vorbeigeht. Denn gefördert wird der Ausbau der Glasfasernetze und nicht der Breitband-Zugang für die Endkunden. Das führt dazu, dass die Förderungen teilweise gar nicht mehr abgeholt werden, weil schlicht die Kapazitäten beim Bau fehlen. Gleichzeitig liegt in manchen Versorgungsgebieten die Take-up-Rate bei der Glasfaser gerade einmal bei 25%. D.h. nur 25% der Haushalte, an denen eine Glasfaserleitung vorbeiführt, nutzen auch Fiber-to-the-Home. Der Grund liegt oft darin, dass die Endkunden die Kosten für die Einleitung ins Haus oder die Wohnung im Moment der Errichtung des Netzes nicht tragen wollen. Die geringe Take-up-Rate kann man auch im Internet Monitor der RTR ablesen: Der wies für den letzten erhobenen Zeitraum, das Q1/2025, rund 386.500 FTTH-Anschlüsse für Österreich aus. Gegenüber dem Q4/2024 war das eine marginale Steigerung von 3,1% – oder 12.000 Anschlüssen. Damit bewegte sich dieses Quartal im Schnitt der vorangegangenen Zeiträume. Das ist angesichts der eingesetzten Förderungen ein eher mageres Ergebnis. Der Vorwurf, die Breitbandförderung verkommt zu einer Unterstützung der lokalen Tiefbauunternehmen, ist da nicht so einfach von der Hand zu weisen.
Vielleicht ist Österreich hier auch ein Opfer seines eigenen Erfolgs im Mobilfunk geworden und die heimischen Kunden sind einfach zu verwöhnt. Schließlich können viele Haushalte derzeit ihre Bedürfnisse in Sachen Breitband durch die bereits bestehenden Internetzugänge wie DSL, Kabel oder 5G recht gut abdecken, ohne dass sie sich den Kopf über eventuell notwendige Tiefbaumaßnahmen vor oder auf dem eigenen Grundstück zerbrechen müssen. Der mögliche Nutzen einer Glasfaseranbindung wird unter diesen Umständen als zu gering eingestuft. Der Wechsel von einer Ausbau- zu einer Vertriebsförderung könnte hier mithelfen, die Blockade zu überwinden. Die TK-Branche könnte damit die vorhandene Infrastruktur besser ausnutzen und für den TK-FH eröffnen sich neue Kundengruppen, während mehr Endkonsumenten die Vorteile von Glasfaser kennenlernen und damit – hoffentlich – in weiterer Folge auch Werbung für die Technologie machen.


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