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Montag, 10. November 2025
Hausgerätekommentar E&W 10 / 2025

Dem Tod geweiht?

Über den Rand | Stefanie Bruckbauer | 12.10.2025 | Bilder | | 6  Meinung
(Copyright: IFA Management GmbH) (Copyright: IFA Management GmbH) Die diesjährigen Herbstmessen, IFA und EFHT, sind vorüber - ein guter Zeitpunkt, sich Gedanken über den Stellenwert solcher Events zu machen, über deren Entwicklung im Laufe der Zeit und ihre heutige Daseinsberechtigung ...

Die IFA war mal DIE Leitmesse für Consumer Electronics schlechthin. Mehr als eine halbe Million Besucher zählte das Format zu Spitzenzeiten, konkret war das im Jahr 1991, als (laut Wikipedia) 515.752 Menschen nach Berlin pilgerten, um Neuheiten wie digitale Compact Cassetten (DCC), MiniDiscs oder wiederbespielbare CDs und Foto-CDs zu entdecken. Ab da nahmen die Besucherzahlen sukzessive ab. Nicht Mal 2006, als sich die Messe erstmals für Aussteller von Hausgeräten öffnete, stiegen die Zahlen.

Auch österreichischen Formaten kamen im Laufe der Zeit die Besucher abhanden. Ich denke an unser einstiges Highlight unter den Branchenevents, an die Futura. 2010 zählte sie noch knapp 10.000 Besucher! Angesichts der heutigen Zahlen ist diese Menge kaum vorstellbar.

Doch warum nimmt die Anziehungskraft von Messen ab? Ich denke: Früher waren Messen meist der einzige Ort, an dem man Innovationen live erleben und Hersteller persönlich treffen konnte. Heute werden Produktneuheiten oft sofort und direkt online vorgestellt, häufig auch über eigene Events. Kommunikation und Networking finden zunehmend digital statt. Messeauftritte sind teuer und mit Aufwand verbunden, das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist oft kaum messbar – für Aussteller und Fachbesucher. Daher zogen sich viele Unternehmen zurück.

Doch bedeutet das, dass Messen, konkret unser Branchenevent, auf längere Sicht dem Tod geweiht sind? Vor zwei, drei Jahren hätte ich noch mit einem „leider ja“ geantwortet. Heute, genauer gesagt nach Stattfinden der diesjährigen EFHT, sehe ich das anders. Und das hat folgenden Grund: Die Besucherzahlen sind seit langem wieder leicht gestiegen. Es scheint, als rücke die physische Präsenz wieder mehr in den Fokus, als würden wieder mehr Leute erkennen, dass persönliche Gespräche, Vertrauen und komplexe B2B-Beziehungen nur schwer digital zu ersetzen sind. Zudem scheinen es viele wieder zu schätzen wissen, Produkte live erleben zu können, gerade komplexe oder emotionale Produkte.

Die EFHT haben sich gegenüber der IFA aus österreichischer Sicht positioniert bzw. einen Stellenwert erkämpft. Immer mehr Händler erkennen und wissen zu schätzen, was die Hersteller als Aussteller hier in Österreich für einen Aufwand betreiben, finanziell und personell. Das zieht mittlerweile auch Händler aus anderen Bereichen (Großfläche und LEH) sowie aus Süddeutschland an.

Nicht falsch verstehen: Die IFA hat ihre Daseinsberechtigung, vor allem aus europäischer Sicht. Unternehmen können dort ihre Innovationskraft zur Schau stellen und ihre Zukunftsvisionen. Auf den EFHT hingegen sehen Händler das Ist und Jetzt. Sie bekommen Innovationen präsentiert, die sie auch verkaufen können, und nicht bloß einen Ausblick auf die Zukunft, was irgendwann Mal möglich sein wird. Zudem – und das ist viel wichtiger – ist man als Händler auf den EFHT, nicht wie auf der IFA ein Bittsteller, der nicht Mal den abgesperrten „Businessbereich“ betreten darf, sondern bei Fragen, neben Gratis Pommes mampfenden Endkonsumenten, mit einem Promoter als Ansprechpartner abgespeist wird. Man kann als Händler auf den EFHT hingegen mit kompetenten Ansprechpartnern, bis „hinauf“ zur Vertriebsleitung und oft auch Geschäftsführung, von Angesicht zu Angesicht das Daily Business und weitere Verkaufsstrategien besprechen. Eine Chance, die sich meist nur einmal im Jahr, nämlich auf unserem Branchenevent ergibt.

Dietmar Rapp von Samsung Hausgeräte hat es im Gespräch auf der Messe (nachzulesen in der E&W 10/2025 ab Seite 48) sehr treffend auf den Punkt gebracht. Er sagte – und dem schließe ich mich an: „Aus österreichischer Sicht ist die IFA heuer gefloppt. Aber nicht, weil die IFA so schlecht war, sondern weil die EFHT mittlerweile so stark sind. So viele Händler meinten im Vorfeld: ‚Nach Berlin auf die IFA kommen? Wozu? Wir sehen uns ja ohnehin in Linz‘. Das ist natürlich schon ein Statement und zeigt: Die EFHT haben die IFA aus österreichischer Sicht gekillt.“

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(Copyright: IFA Management GmbH)
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Kommentare (6)

  1. Die diesjährige EFHT war eigentlich, von dem was man Neues sehen konnt, sehr schwach bestückt. Mitlerweile ähneln sich alle Messen und bei keiner ist das große Staunen zu sehen. Wäre mal interessant, wieviele Besucher noch kommen würden, wenn einer oder mehrere der drei Besucherbringer ( Expert, ….) nicht mehr auftreten würden und nicht mehr so viel Werbung für einen Besuch machen würden.

    1. Es gibt halt auch Jahre, in denen es keine disruptiven Neuheiten gibt. Die Welt wird nicht jährlich neu erfunden …
      Aber da kann die Messe nix dafür

      Man kann solche Veranstaltungen allerdings auch nutzen, wenn mal keine bahnbrechenden Innovationen vorgestellt werden. So könnte man neue Hersteller / Marken (und ihre Ware) entdecken und kennenlernen, mit denen man noch nicht zusammenarbeitet.
      Oder man kann sich die Geräte, die man (bald) selbst im Regal stehen hat, in Funktion ansehen.
      Viele nutzen die Messe auch um sich mit Geschäftspartnern und Kollegen auszutauschen, um sich „wieder Mal zu sehen“.

      Und noch eine Frage zu „Mitlerweile ähneln sich alle Messen“: Welcher Veranstaltung ähneln die Fachhandelstage genau, Ihrer Meinung nach?

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  2. Es gibt inzwischen das Internet, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Die Funktionen der Geräte heut zu Tage sind online besser zu zeigen wie auf einem Messestand.
    Mal ehrlich, schaue ich mir einen Fernseher oder Waschmaschine an dann sehen die äußerlich doch alle gleich aus, die wirkliche Funktion ist so nicht zu erkennen. Die tatsächlichen Vorteile und Funktionen sind nur im praktischen Gebrauch fest zu machen.
    leider wird heut zu Tage lieber in die PR Abteilung investiert anstatt in die Qualität der Geräte.

    1. wenn das wirklich so wäre, bräuchten wir keinen stationären Handel mehr, denn online kann ja alles besser?
      Fragt sich dann nur, warum alle großen Onliner die Messen besuchen um die Geräte mal live zu sehen 😉

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      1. Der stationäre Handel wird sich in stationärer Service ändern.
        Aufstellen, Einstellen, Erklären, Reparieren usw.
        Da fällt dann endlich diese Floskel weg „Das Gerät ist eh von dir“.
        Für die Kunden bedeutet das, es ist nicht mehr alles gratis beim Gerät dabei.
        Und wenn man ehrlich ist, im Internet sind die Preise meist schon beim Einkaufspreis und sogar darunter.
        Ich bin an diesem Zustand nicht schuld aber es ist doch so???

        1. Bei allem Respekt… aber die EFHT mit der IFA zu vergleichen, ist nicht angebracht. Beide Veranstaltungen haben ihre Berechtigung.Inzwischen ist die Veranstaltung dominiert von neuen aufstrebenden Marken. Nachdem die. zumeist deutsch geführten DACH Organisationen die lokalen Vertriebsteams und Budgets rapide geschrumpft haben, weil die österr. Großfläche jahrelang diese Unternehmen mit ihrer Wegelagerer Einkaufspolitik ausgeblutet haben und vom Profit im Lande Österreich immer weniger übrig geblieben ist. Der zitierte Ex-Medianer der jetzt bei Samsung arbeitet, war da an vorderster Front. Die hoch gelobte Futura war meist mit Abteilungsleitern überrannt die nochmal einen zusätzlichen WKZ abgeholt haben… leider hausgemacht, der Untergang der Messen im Lande.

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