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Montag, 10. November 2025
„Energiepreise sind Treiber der Inflation, nicht Lebensmittelpreise“

Handelsverband fordert Sachlichkeit in Energiepreis-Debatte

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 22.10.2025 | |  
(Bild: Frauke Riether, Pixabay.com) (Bild: Frauke Riether, Pixabay.com) „Mit Verwunderung“ habe der Handelsverband die Aussendung von Oesterreichs Energie, der Interessenvertretung der E-Wirtschaft (von letztem Freitag), zur Kenntnis genommen. Der Handelsverband setze sich seit Monaten für eine versachlichte Diskussion über die Preissteigerungen in Österreich ein – „und zwar auf Basis unstrittiger Fakten“, so der HV.

Dass Energie seit Jänner 2025 der wichtigste Faktor für den Preisauftrieb sei, wurde zuletzt u. a. vom WIFO in seiner Inflationsprognose 2025/26 festgestellt. „Im Vergleich zur Inflationsentwicklung im Euro-Raum ist der Bereich Energie 2025 der dominierende die Inflationsdifferenz erhöhende Faktor“, schrieb das WIFO. Im Euro-Raum sollen die Energiepreise hingegen inflationsdämpfend wirken.

„Laut Statistik Austria verteuerte sich Strom im September 2025 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 35,9%“, berichtet der Handelsverband, laut dem allein dieser Preisanstieg die Inflation um 0,7 Prozentpunkte erhöhte. „Die Preise für Nahrungsmittel stiegen lt. Statistik Austria im selben Zeitraum hingegen lediglich um 3,1%. Der Einfluss auf die Inflationsrate betrug lediglich 0,32 Prozentpunkte. Bei einer Gesamtinflation von 4,0% wirkte der Nahrungsmittelsektor somit sogar inflationsdämpfend“, betont HV GF Rainer Will erneut.

Dass das Auslaufen staatlicher Unterstützungsmaßnahmen – etwa der Strompreisbremse, der Wiedereinhebung der Ökostromförderbeiträge oder der Erhöhung der Netzentgelte – für die kräftigen Strompreissteigerungen maßgeblich verantwortlich sei, stelle der Handelsverband nicht in Abrede. Richtig sei jedoch auch, „dass auch die Großhandelspreise für Strom weiterhin rund doppelt so hoch sind wie zu Jahresbeginn 2021“, so Will.

Hohe Energiekosten belasten gesamte Wertschöpfungskette

„Die hohen Energiekosten schaden unserer Volkswirtschaft in allen Stufen der Wertschöpfungskette. Das beginnt bei der landwirtschaftlichen Erzeugung, setzt sich fort in der energieintensive Weiterverarbeitung – etwa in Molkereien – im Transport und in der Lagerung und reicht bis zum Betrieb der Filialen. Wer behauptet, der Anteil der Energiekosten am Lebensmittelpreis liege nur bei 2%, greift viel zu kurz. 64% des Verkaufspreises entfallen auf die Warenbeschaffung – und auch da steckt schon ein erheblicher Energieeinsatz drin“, meint Will.

Nicht zuletzt würden sich die hohen Energiekosten auch stark negativ auf die Kauflaune der Österreicher im Handel auswirken: „So war die reale Umsatzentwicklung im August im Lebensmittelhandel um -2,5 % negativ, im Einzelhandel abseits der Nahrungsmittel gingen die Verkäufe um -2,0 % zurück“, berichtet der Handelsverband, laut dem der Verweis auf die hohe Marktkonzentration im Lebensmitteleinzelhandel durch Oesterreichs Energie vor diesem Hintergrund „geradezu skurril“ anmute. „Haben doch E-Control und Bundeswettbewerbsbehörde in ihrer ‚Taskforce‘ klar den eingeschränkten Wettbewerb zwischen den gegenseitig aneinander beteiligten Energieversorgungsunternehmen als eine der Hauptursachen für die hohen Energiekosten in Österreich identifiziert“, so Will.

Kostenbremse statt „Österreich-Aufschlag“ beim Strompreis

Österreich weise schon heute die zweithöchsten Netzentgelte Europas auf. Vor dem Hintergrund der aktuellen Verhandlungen zum neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz fordert der Handelsverband daher eindringlich, auf weitere Belastungen für Wirtschaft und Haushalte zu verzichten.

„Jetzt ist vielmehr Entlastung das Gebot der Stunde“, betont Will. „Eine einfach umzusetzende Maßnahme wäre die erneute Senkung der Elektrizitätsabgabe, die seit Jahresbeginn wieder bei 1,5 Cent/kWh liegt.“

Will bringt als Vergleich: „Die EU-Mindestsätze betragen lediglich 0,1 Cent/kWh für Haushalte und 0,05 Cent/kWh für Unternehmen. Würde Österreich auf das sogenannte ‚Gold Plating‘ verzichten und nur den EU-Mindestsatz einheben, könnten die Haushalte 2025 und 2026 um 250 bzw. 280 Millionen Euro entlastet werden, die Unternehmen sogar um 360 bzw. 410 Millionen Euro. Das hat eine Analyse von oecolution ergeben. So aber liegt Österreich heute bei den Unternehmen im absoluten Spitzenfeld, bei den Haushalten im oberen Drittel.“

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