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Montag, 10. November 2025
Immer dieselbe Diskussion

Wer hat an der Uhr gedreht?

Julia Jamy | 26.10.2025 | Bilder | | 8  Meinung
(© Pixabay) Seit Jahrzehnten drehen wir brav an der Uhr und an unseren Nerven. Warum die Zeitumstellung keinen Sinn mehr hat, was sie mit unserem Körper anstellt und warum selbst Gartenmöbel dabei eine Rolle spielen.

Zweimal im Jahr dasselbe Spiel: Wir drehen an der Uhr und alle drehen auch ein bisschen durch. Die einen freuen sich über eine Stunde mehr Schlaf, die anderen stehen verwirrt in der Küche und fragen sich: „War’s jetzt vor oder zurück?“ Ich gebe zu, ich gehöre zur zweiten Gruppe. Und jedes Mal nehme ich mir vor, es mir fürs nächste Jahr endlich zu merken. Kleiner Spoiler: Es klappt nie. Die Zeitumstellung ist eines dieser Phänomene, das niemand so richtig will, aber trotzdem alle mitmachen. Dabei war die Idee hinter der Zeitumstellung gar nicht mal so schlecht. In den 1970er-Jahren, mitten in der Ölkrise, sollte durch mehr Tageslicht Energie gespart werden. Frankreich machte 1976 den Anfang, Österreich zog 1980 nach, ganz Europa folgte. Man wollte Strom sparen, Rohstoffe schonen und die Welt ein kleines bisschen effizienter machen. Klingt ja auch vernünftig, aber heute weiß man: Die Einsparung ist minimal. Das US-Energieministerium kam schon 2008 zum Schluss, dass der Effekt „statistisch kaum nachweisbar“ ist.

Dafür haben wir andere Folgen, die es meiner Meinung nach nicht zu unterschätzen gilt: Schlafmangel, Gereiztheit, Herz-Kreislauf-Probleme. Experten sprechen sogar vom sogenannten „Mini-Jetlag“. Der Körper brauche oft Tage, um sich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen. In einer aktuellen Studie konnte ein Team rund um die Bioingeneurin Lara Weed von der Universität Stanford einen Zusammenhang zwischen der Zeitumstellung und dem Vorkommen von Adipositas und Schlaganfällen feststellen. Die Zahl der Adipositas-Erkrankungen würde sich den Berechnungen zufolge um 0,8 Prozent verringern, jene der Schlaganfälle um 0,1 Prozent, wenn die Zeitumstellung zugunsten einer dauerhaften Winterzeit abgeschafft wird. Würde statt der Winterzeit dauerhaft die Sommerzeit eingeführt, zeige sich der Effekt in etwas geringerem Ausmaß.

Europa hat eigentlich längst beschlossen, die Zeitumstellung abzuschaffen aber, Überraschung: Man ist sich nicht einig, welche Zeit bleiben soll. Die einen wollen Sommerzeit, weil lange Abende schön sind. Die anderen bevorzugen die „Normalzeit“, weil man morgens nicht im Dunkeln aufstehen will. Viele Österreicher wünschen sich längst Klarheit. Laut einer EU-weiten Befragung sind rund 84 Prozent der Bürger für die Abschaffung der Zeitumstellung.

Am Ende passiert aber– wie sollte es auch anders sein – wieder nichts. Also müssen wir wohl weiter fleißig an der Uhr drehen. Und wer sich so wie ich jedes Jahr fragt, wie rum’s geht: Denken Sie an die Gartenmöbel-Regel: Im Frühling stellt man sie raus (also eine Stunde vor) und im Herbst wieder rein (eine Stunde zurück). Vielleicht sollten wir das mit der Zeit genauso machen: Einmal alles rein in den Schuppen und nie wieder raus damit…

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(© Pixabay)
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Kommentare (8)

  1. Typisch Österreich: „uhh die Zeitumstellung macht mich krank, diese böse EU wird mich noch umbringen“
    Aber im Urlaub gemma Gas, mit Alk, Sex and Rock’n’Roll in Ägypten mit 2 oder Thailand mit 6 Stunden Zeitverschiebung!

  2. Bürokratendschungel & Co. Man fragt sich, wozu man die EU noch braucht. Sie bringt nicht einmal die einfachsten Dinge auf die Reihe. Aber 100.000e EU Bürokraten und Beamte versorgen wir auf Staatskosten – geht`s noch ?
    „Laut einer EU-weiten Befragung sind rund 84 Prozent der Bürger für die Abschaffung der Zeitumstellung.“

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  3. Merksatz: Man stelle sich das ganze mit Gartenmöbeln vor: Im Frühjahr stellt man sie VOR das Haus, raus ins Freie – im Herbst wieder ZURÜCK in Keller, Garage, …

  4. also wir in der Familie haben weder Schlafmangel noch Gereiztheit , ich kenne auch niemanden der damit ein Problem hat , auch die Haustiere haben kein Problem damit – ich verstehe das Theater darum erhlich gesagt nicht !
    ( Herzinfarkt oder Schlaganfall kann ich nicht beurteilen, wüsste aber keinen konkreten Fall – das werden vielleicht Ärzte / Krankenhäuser eher beurteilen können ob im betreffenden Zeitraum eine markante Zunahme stattfindet ) – kann es mir aber kaum vorstellen…
    Die Landwirtschaft wird hier möglicherweise an einigen Tagen ab Umstellung Probleme haben wegen melken etc.
    Ich denke die Vorteile der Sommerzeit , der daraus resultierenden langen Abende im Freien überwiegen auch wenn sie heute nicht mehr so sehr das Problem der 70er Jahre betreffen , ob man jetzt wieder auf die normale Zeit umstellen muss oder nicht ist mir persönlich ehrlich gesagt total egal, ich ändere einfach die Zeit auf Küchenuhr – alles andere mach es sowieso automatisch

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  5. Sommerzeit – Normal- (Winterzeit)
    Wir dürfen nebst den wirtschaftlichen Aspekten auch die gesundheitlichen nicht außer Acht lassen!
    Wie oben bei Mini-Jetlag beschrieben habe ich schon oft von Schlaflosigkeit, Panik für den Körper und dadurch ein erhöhtes Risiko einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, gelesen. Weiters wird auch Gewichtszunahme und eine Erhöhung von Zucker und Blutfetten beschrieben.
    Das ganz ist ein Kind der 70er, war damals passend und jetzt gehört es wieder über Bord geworfen.

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  6. Die (zurück-)“gewonnene“ Stunde habe ich wieder mit Umstellen der nicht-automatischen Uhren verbraucht.

    Würde die Winterzeit abgeschafft, müsste ich wohl alle automatischen umstellenden Uhren korrigieren…

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  7. Raunzen und Sutern !
    Mir als Pensionist ist es völlig wurscht ob Sommer- oder Winterzeit es ist nur eine Sache der Einteilung ,
    aber für jüngere die noch voll im Beruf stehen glaube ich hat es trotzdem große Vorteile ob nach der Arbeit für sportliche Aktiviteten oder einfach nur in der Natur zu Relaxen !
    Aber wir Österreicher raunzen oder sutern halt so gerne !
    LG Helmut

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