Glasfaserausbau: OFAA betont Bedeutung für „digitale Zukunft“
Vom Strom zum Licht: vl: Martin Wachutka, Prof. Jens Böcker und Herbert Flatscher demonstrieren anhand eines Glasfaserkabels und einer Rotlichtquelle das Grundprinzip der konkurrenzlosen optischen Datenübertragung. (© Martin Steiger / OFAA)
Nachdem der Glasfaserausbau in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder kritisch beäugt wurde, hält nun die Open Fiber Austria argumentativ dagegen. In einer vergangene Woche vorgestellten Studie betont der Verband die Rolle der Glasfaser als Kernstück der digitalen Infrastruktur. Ein weiterer flächendeckender Ausbau sei deswegen aus Sicht der OFAA unbedingt notwendig.„Glasfaser ist die entscheidende und zentrale künftige Infrastruktur – ohne Glasfaser gibt es keine digitale Zukunft,” betonte Open Fiber Austria-Vizepräsident und Geschäftsführer Breitband Oberösterreich, Martin Wachutka bei der medialen Präsentation der wissenschaftlichen OFAA-Marktanalyse zu Nutzung und Einsatz von Glasfaser für die digitale Zukunft Österreichs. Für die OFAA ist der Ausbau der Glasfaserinfrastruktur eine Gemeinschaftsaufgabe: Denn um eine flächendeckende Versorgung bis 2035 zu garantieren sind jährlich rund 500 Mio. Euro an Investitionen erforderlich. Förderungen stellen hierbei ein wesentliches Asset dar.
Beständiger Ausbau
Zur Relevanz der Glasfaser für Österreichs Konsumenten und Wirtschaft präsentierte Prof. Jens Böcker von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg seine soeben fertiggestellte Marktanalyse. „In den vergangenen fünf Jahren sind per anno zwischen 670 und 850 Millionen Euro in die Netzinfrastruktur investiert worden,“ so Böcker. „Geld, das vor allem der lokalen Bauwirtschaft zugutekommt. Geht die Geschwindigkeit des Ausbaues so weiter, kann Österreich in zehn Jahren an die europäische Spitze bei der Glasfaser anschließen“.
Auch wenn Österreichs Glasfasernetzverfügbarkeit noch unter dem europäischen Durchschnitt liege, so könne sich das Wachstum im Telekombereich sehen lassen: Das Plus beträgt stabil rund 3% in den vergangenen fünf Jahren. Ebenso kraftvoll ist die Bedeutung für den Arbeitsmarkt in Österreich: Mehr als 11.000 Personen finden allein in der Glasfaserbranche einen hochqualifizierten Arbeitsplatz.
Das Problem mit der Take-up-Rate
Spannend zu beobachten, sei laut Böcker die Verteilung der FTTH-Internetanschlüsse. Denn nicht in den eng verbauten Städten, sondern im ländlichen Raum ist der Premium-Anschluss am höchsten. „In den vergangenen fünf Jahren konnte ein rasanter Zuwachs von 300% auf 373.000 Kunden verzeichnet werden“, ist in der umfangreichen wissenschaftlichen OFAA-Marktanalyse zu lesen. Vor allem regionale Anbieter tragen den Glasfaserausbau in die ländlichen Gebiete. Böcker: „Das belegt den Erfolg und Treffsicherheit der Förderungen, die zielgerichtet auf ländliche Gebiete ausgerichtet ist“.
Zudem sind rund 40% der heimischen Wirtschaftsbetriebe technisch mit Fiber to the Home (FTTH) versorgt. Der Anbietermarkt dafür ist stark zergliedert: A1 ist Primus der Branche, regional sind zahlreiche Anbieter am Markt mit gemeinsam sehr hoher Relevanz für den gesamten Ausbau. Die steigende Akzeptanz der Glasfaser wird auch durch die sogenannte „Take-up-Rate“, also die tatsächliche Marktdurchdringung, klar belegt. Diese hat sich in den vergangenen fünf Jahren beinahe auf 20% verdoppelt. Die Nutzung der vorhandenen Glasfaser-Anschlüsse ist in ländlichen Gebieten mit 34,7% am höchsten. Schon mit deutlichem Abstand liegen kleinere Städte und Vororte bei 22,2%. Im klassisch urbanen Bereich ist die Take-up-Rate von Glasfaser mit 11,8% am niedrigsten.
Wie Martin Wachutka auf Nachfrage gegenüber elektro.at erklärte, hänge dies sehr stark mit der Verfügbarkeit von leistungsfähigen Alternativen im urbanen Raum zusammen: „Eine geringe Take-up-Rate im städtischen Bereich korreliert meistens mit dem Vorhandensein einer guten Kabelinfrastruktur. D.h. wenn die Kunden bereits einen leistungsfähigen Internetzugang in Form von Kabel haben, steigen sie nicht auf Glasfaser um. Sie sind da sehr beharrlich.“
Dazu kommen Schwierigkeiten beim Ausbau in Bestandsgebäuden und der teure Tiefbau im urbanen Bereich. Nach Einschätzung des Geschäftsführers der Breitband Oberösterreich werde sich das erst ändern, wenn auch die Anforderungen im Privatkundenbereich steigen – und z.B. die Nachfrage nach Internetzugängen mit hohen Übertragungsraten im Upload, wie sie z.B. für Videokonferenzen benötigt werden, steigt.


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