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Montag, 10. November 2025
Fachtagung für Photovoltaik und Stromspeicherung 2025

„Die Unsicherheit ist spürbar“: PV-Branche warnt vor Stillstand in der Energiewende

Photovoltaik Energiezukunft | Julia Jamy | 04.11.2025 | |  
V.l.n.r.: Hubert Fechner, Obmann der TPPV, Bernd Vogl, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, Energie-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner und Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von PV Austria beim Eröffnungspanel der Fachtagung für Photovoltaik und Stromspeicherung 2025. V.l.n.r.: Hubert Fechner, Obmann der TPPV, Bernd Vogl, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, Energie-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner und Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von PV Austria beim Eröffnungspanel der Fachtagung für Photovoltaik und Stromspeicherung 2025. (© Michael Hedl objektiv.gesehen) Mit einem deutlichen Appell an die Politik ist heute die „Österreichische Fachtagung für Photovoltaik & Stromspeicherung“ eröffnet worden. Die gemeinsame Veranstaltung der Technologieplattform Photovoltaik (TPPV) und des Bundesverbandes Photovoltaic Austria (PV Austria) stellte klar: Eine nachhaltige Energiezukunft für Österreich ist nur mit verlässlichen politischen Rahmenbedingungen möglich.
Mehr als 400 Experten und Branchenvertreter aus dem In- und Ausland diskutieren noch bis morgen auf der „Österreichischen Fachtagung für Photovoltaik und Stromspeicherung“ über die Weichenstellungen für ein klimafittes und unabhängiges Energiesystem. Ihr gemeinsames Ziel: Impulse setzen, Innovationen sichtbar machen und Österreichs Energiezukunft aktiv gestalten. Klar wurde gleich zum Auftakt: Ohne stabile politische Rahmenbedingungen droht Österreich, sein Potenzial bei Photovoltaik und Stromspeicherung zu verspielen. Die Energiewende sei nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch ein zentraler Motor für nachhaltiges Wirtschaftswachstum, betonten die Fachleute. Gerade angesichts geopolitischer Spannungen und der fortschreitenden Klimakrise führe kein Weg mehr an PV und Speichertechnologien vorbei. Energiepolitik sei längst zu einer strategischen Kernfrage geworden – für Unternehmen, Konsumenten und die gesamte Volkswirtschaft. Die Branche selbst stehe bereit, zu investieren, zu innovieren und Verantwortung zu übernehmen – doch sie braucht verlässliche Spielregeln, um liefern zu können.

„Unser Ziel ist klar“

Zur Eröffnung der Fachtagung stellte sich Energie-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner den drängendsten Fragen der PV- und Speicherbranche: Wie ist der Stand beim Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG)  und wie geht es 2026 mit den Förderungen weiter? Bezüglich ElWG betonte Zehetner: „Das Ziel der Bundesregierung ist sichere, saubere und leistbare Energie. Das Elektrizitätswirtschaftsgesetz ist dabei eine der zentralen Gesetzesmaterien, die nun rasch umgesetzt werden sollen. Mit diesem Gesetz modernisieren wir den Strommarkt und schaffen die Grundlage, um Versorgungssicherheit, Netzdienlichkeit und Verursachergerechtigkeit bestmöglich miteinander zu verbinden. Unser Ziel ist klar: Wir wollen das ElWG so schnell wie möglich abschließen, denn die Branche wartet seit Langem auf klare Rahmenbedingungen. Die Regierungsvorlage soll zeitnah vorliegen, danach sind wir auf die konstruktive Mitarbeit der Opposition angewiesen.“
Konkreter wurde Zehetner hingegen bei der Förderthematik: „Wir entwickeln das Fördersystem konsequent weiter: Wir wollen mehr Marktintegration, mehr Wettbewerb und mehr Effizienz bei den Erneuerbaren. Dabei greifen wir auch zentrale Empfehlungen aus dem aktuellen Evaluierungsbericht auf.“ Aktuell arbeitet das Ministerium an einer größeren Novelle des EAG, mit der u. a. Batteriespeicher künftig eine stärkere Rolle im Fördersystem zukommen soll.

„Die Unsicherheit ist spürbar“

Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von PV Austria, zeichnete das Bild der aktuellen Stimmung in der Branche und verwies nochmal auf die Dringlichkeit guter Rahmenbedingungen: „Die Unsicherheit ist spürbar – viele Unternehmen wissen derzeit nicht, unter welchen Bedingungen sie in den nächsten Jahren planen können.“ Als konkrete Beispiele für Themen, die der Branche in diesem Jahr besonders zu schaffen machten, nannte Paierl die Diskussion um Einspeisegebühren für erneuerbare Stromerzeuger und den Energiekrisenbeitrag-Strom: „Wir sehen aktuell einen Rückgang im PV-Zubau. Hier braucht es klare und wieder positive Signale seitens der Regierung sowie Vertrauen in stabile Rahmenbedingungen – und keinen Österreichaufschlag für die heimischen Stromproduzenten. Die kürzlich beschlossene Verlängerung der bestehenden PV-Bundesförderungen ist so ein positives Signal und Beispiel dafür, wie man mit der Branche umgeht.“

Hubert Fechner, Obmann der TPPV, ergänzt die internationale Perspektive: „In vielen Ländern haben sich intelligente Maßnahmen zur Netzkostensenkung bereits bewährt. Österreich sollte diese Effekte nach Einführung des ElWG ebenfalls abwarten und wirken lassen und keine zusätzlichen Belastungen für Netzanschlüsse oder Betreiber*innen einführen, die den Ausbau bremsen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährden.“ Zudem verwies Fechner auf die Tatsache, dass noch immer 60 Prozent des heimischen Energiesystems auf fossiler Energie beruht und daher die Notwendigkeit einer ambitionierten nationalen „Elektrifizierungsstrategie“ gegeben ist. Die Zukunft liegt in elektrischen Lösungen im Mobilitäts-, Wärme- und Industriebereich.

Bernd Vogl, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds und in dieser Funktion Sponsor-Partner des Events, hob die Bedeutung des ElWG für die gemeinschaftliche Energieerzeugung hervor: „Das neue E-Wirtschaftsgesetz kann neue Chancen für die Energiegemeinschaften und lokale Modelle der Selbstversorgung eröffnen. Dabei sind gute Rahmenbedingungen wichtig, um eine einfache Umsetzung in der Praxis zu garantieren.“ Weiters betonte er die neue Rolle der „aktiven Kund*innen“, die künftig Peer-to-Peer-Handel mit Strom ermöglichen soll: „Der Peer-to-Peer-Handel bringt einen Paradigmenwechsel, der die Marktstruktur langfristig verändern wird.“ Damit es sich volkswirtschaftlich langfristig lohnt, müsse man Hürden kontinuierlich abbauen und Investitionen anstoßen.

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