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Teils große Latenzen beim Empfang

EURO 2016 – von wegen live…

Multimedia | Wolfgang Schalko | 10.06.2016 | | 1  Archiv
Wirklich live gibts nur im Stadion – am Endgerät daheim treffen die Bilder mit bis zu fast einer Minute Verspätung ein. (©UEFA)   
Wirklich live gibts nur im Stadion – am Endgerät daheim treffen die Bilder mit bis zu fast einer Minute Verspätung ein. (©UEFA)

Die Fußball-EM ist eigentlich ein Garant für gute Stimmung – es sei denn, die eigene Elf scheidet zu früh aus, der Fernseher gibt den Geist auf oder die Nachbarn jubeln schon, ehe am eigenen Schirm überhaupt noch etwas passiert ist. Bis zu 56 Sekunden (!!) kann die Zeitverzögerung betragen.

Aufzeichnen, Encodieren, Übertragen, Decodieren, Darstellen – Live ist nicht live, denn es braucht einfach eine gewisse Zeit, bis das Bild zuhause ankommt. Dennoch sind manche Empfangswege „liver“ als andere, wie das deutsche Info-Portal heise.de erhoben hat.

Schuld daran, dass der Nachbar womöglich schon jubelt, während sich am eigenen Screen der Schütze gerade erst den Ball am Elferpunkt zurechtlegt, sind die Verzögerungen der unterschiedlichen TV-Empfangswege. Diese bekommen ihre Signale nicht alle parallel. Wer also über Satellit zusieht, erhält das vermeintliche Live-Bild zu einem anderen Zeitpunkt als der Kabelnutzer. Das ist seit der Digitalisierung der TV-Ausstrahlung normal. Interessanterweise würden sich hier immer wieder Änderungen ergeben: War früher noch das Analogsignal am schnellsten auf dem Schirm, sind es heute die Satellitensignale. Außerdem würde sich durch technische Umstellungen und neu hinzukommende Empfangswege (in Deutschland zB DVB-T2 HD) immer wieder etwas an der Reihenfolge ändern.

Feldversuch

Das heise.de-Team hat die Verzögerungen für den Standort Hannover frisch nachgemessen. Demnach jubeln die Zuschauer beim Empfang per Satellit am frühesten – wenn sie die Übertragungen bei Das Erste und ZDF in Standardauflösung schauen. Der HD-Empfang über Satellit kommt unwesentlich später an. Das gilt auch für die terrestrischen Signale – das neue DVB-T2 HD läuft im ZDF sogar gleichzeitig mit den SAT-Signalen. Hier haben die Fans quasi „Erstjubelgarantie“.

Kabelzuseher müssen sich auf 4 bis 8 Sekunden Zeitversatz einstellen – abhängig vom Sender, auf dem die Übertragung sieht, und ob in SD, HD oder noch analog empfangen wird.

IPTV hinkt durch zusätzliche Aufbereitungsschritte bei den Providern noch weiter hinterher. Über elf Sekunden müssen Kunden zB bei dem neuen Entertain-Angebot der Deutschen Telekom länger auf den Torjubel warten als Satellitenzuseher (mit dem alten Entertain noch länger).

Wer unterwegs über einen Livestream zusieht, kann sich das Live-Gefühl gleich ganz abschminken: Hört man in der Umgebung den Jubel, kann man noch in Ruhe das Smartphone zücken und die App starten, um das Tor „live“ zu sehen. Die TV-Streaming-Angebote – inklusive der Live-Streams von Das Erste und ZDF – sind allesamt momentan knapp eine halbe Minute später dran als die Satellitensignale. Unrühmliches Schlusslicht war bei den Messungen der TV-Dienst Magine mit 56 Sekunden Verzögerung.

Eine derzeit noch praktikable Option für den mobilen Empfang bietet sich – in Deutschland ebenso wie hierzulande – mit DVB-T an.

Weitere Aspekte

Dass selbst Zuschauer mit demselben Empfangsweg die TV-Bilder nicht ganz gleichzeitig zu Gesicht bekommen, liegt an der Bildaufbereitung in den Empfangsgeräten selbst. Sie schlägt mit bis zu einer Sekunde zu Buche.

Mit einem weiteren Problem haben nur diejenigen zu kämpfen, die in unmittelbarer Nähe einer der französischen Spielstätten gastieren, aber trotzdem fernsehen, statt im Stadion zu sitzen. Hier entsteht ein Grundversatz zwischen der Kameraaufnahme und dem Ausspielen im Sendezentrum. Dieser hängt von mehreren Faktoren ab. Die meisten liegen in der Hand des Host-Broadcasters der UEFA, der den Sendern das Signal aus dem Stadion im International Broadcast Center (IBC) bereitstellt, etwa einen Übertragungswagen am Stadion, Leitungen zum IBC, Regie im IBC und der Schaltraum im IBC.

Ähnliche Faktoren verzögern auch beim Sender selbst die Signalverarbeitung, bis es tatsächlich über Kabelkopfstationen oder Glasfasernetz ausgespielt wird. Hier tun sich die Sender mit konkreten zeitlichen Angaben schwer. Sie dürften laut heise.de jedoch mehrere Sekunden betragen: Bei der Live-Übertragung eines Linkin-Park-Konzerts in 4K über Satellit habe der Versatz beispielsweise bei 7,5 Sekunden gelegen.

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Kommentare (1)

  1. DVB-T2

    „Eine derzeit noch praktikable Option für den mobilen Empfang bietet sich – in Deutschland ebenso wie hierzulande – mit DVB-T an.“

    äh DVB-T? Das hört bald auf zu existieren… abgesehen, dass „mobiler“ Empfang und SimpliTV ein Widerspruch sind…

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