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Freitag, 3. Mai 2024
Weltspitze in der Blitzforschung

ALDIS: in 20 Jahren mehr als 3,7 Mio. Blitze geortet

E-Technik | Karl Pichler | 19.10.2012 | Bilder | |  Archiv
Über 3,7 Mio. Blitze wurden von ALDIS in den letzten 20 Jahren geortet. Über 3,7 Mio. Blitze wurden von ALDIS in den letzten 20 Jahren geortet.

Heutzutage sind Blitzortungssysteme ein Standardinstrument der Wetterbeobachtung und in zahlreichen Ländern weltweit im Einsatz. Im Jahr 1992 war Österreich unter den Pionieren der Gewitteraufzeichnung: ALDIS feiert heuer 20 Jahre Blitzortung in Österreich.

ALDIS (Austrian Lightning Detection and Information System) – ein Kooperationsprojekt des Österreichischen Verbandes für Elektrotechnik (OVE), der Austrian Power Grid AG (APG) und der Siemens AG Österreich – nahm seinen Betrieb vor 20 Jahren auf und war damit eines der ersten Blitzortungssysteme Europas, das ein ganzes Land vollständig erfasste.
ALDIS verfügt über insgesamt acht Ortungssensoren, die sich über Österreich verteilen. Jeder dieser über GPS zeitsynchronisierten Sensoren erfasst mit hoch empfindlichen Antennen die elektromagnetischen Signale aller Blitzentladungen im Umkreis von einigen 100 Kilometern, wertet diese vor Ort aus und meldet die Ergebnisse an die ALDIS-Zentrale in Wien. Dort werden aus den Sensormeldungen der exakte Einschlagsort und die Stromstärke der Blitzentladung ermittelt – und das blitzschnell: Noch bevor der Donner zu hören ist, ist der Blitz schon geortet.

Blitzschnelle Bedrohung
Die technologischen Entwicklungen der letzten 20 Jahren führten zu wesentlichen Erweiterungen der Blitzortung: Blitze bestehen oft aus mehreren Entladungen im selben Kanal – manchmal gut erkennbar an einem deutlichen Flackern des Blitzes – so genannten Folgeblitzen. War es beim Start von ALDIS nur möglich, einen Blitz zur Erde (Wolke-Erde-Blitz) als Ganzes zu orten, wird heute auch jeder einzelne dieser Folgeblitze geortet.
In den 20 Jahren seines Bestehens wurden österreichweit von ALDIS bisher 3,7 Millionen Blitze zur Erde geortet. Das sind durchschnittlich etwa 180.000 Blitze jährlich, wobei die Blitzanzahl in den einzelnen Jahren deutlich schwankt.
Wolke-Erde-Blitze, die tatsächlich in den Boden einschlagen, führen zu den gefürchteten Auswirkungen wie Verletzungen oder Tod von Personen, Bränden oder anderen Schäden an technischen Anlagen. Darüber hinaus gibt es jedoch etwa drei- bis fünfmal so viele Entladungen innerhalb von Gewitterwolken, die ohne Bodenkontakt erfolgen. Diese Entladungen sind bei nächtlichen Gewittern gut zu beobachten und werden seit einigen Jahren von ALDIS als solche registriert.
Das europaweite Netz von EUCLID (European Cooperation for Lightning Detection), dem Zusammenschluss mehrerer nationaler Ortungsnetzwerke zu einem einzigen europaweiten Ortungssystem, zeigt unter anderem, dass der Süden Österreichs, gemeinsam mit Norditalien und Slowenien, eine der Regionen mit der höchsten Blitzhäufigkeit in ganz Europa ist.

ALDIS: Weltspitze in der Blitzforschung
Unabhängig von der Blitzortung betreiben die ALDIS-Experten seit mehr als zehn Jahren eine international viel beachtete Blitzmessstation am Sender Gaisberg bei Salzburg. An hohen Türmen, wie zB dem 100 Meter hohen Sendemast am Gaisberg, können pro Jahr bis zu 100 (!) Blitze auftreten. Dabei wird die überwiegende Zahl dieser Blitze von den Türmen selbst ausgelöst. Dieses Phänomen der „Blitztriggerung“ durch hohe Objekte tritt zum Beispiel auch bei den großen Windkraftanlagen auf, die heute Höhen von bis zu 200 Metern erreichen. Der optimale Blitzschutz von Windrädern ist daher auch Thema mehrerer internationaler Arbeitsgruppen. ALDIS besitzt heute mit den bisher mehr als 800 am Sender Gaisberg gemessenen Blitzen einen der weltweit besten Datensätze an von hohen Türmen ausgelösten Blitzen. Diese Daten dienen unter anderem zur Bestimmung diverser Kenngrößen von Blitzen, wie typische Stromamplitude oder Ladungsinhalt.
ALDIS Forschungsergebnisse werden in renommierten Fachzeitschriften und bei internationalen Konferenzen präsentiert. Mit dem für jedermann nutzbaren Gewitterinformationsdienst ALDIS mobile unter www.m.aldis.at liefert ALDIS einen Beitrag zur Reduktion des Blitzrisikos.

 

Bilder
Der Info-Dienst ALDIS mobile ist für jedermann nutzbar.
Der Info-Dienst ALDIS mobile ist für jedermann nutzbar.
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