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Freitag, 3. Mai 2024
Mitarbeiterqualifikation in der Elektro- und Elektronikindustrie

FEEI: Studie bestätigt Fachkräftemangel

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 16.01.2013 | | 1  Archiv
Lothar Roitner (GF FEEI), Monika Kircher (Obfrau-Stv. FEEI) und Herwig Schneider (GF Industriewissenschaftliches Institut) bei der Präsentation der Studie Studie „Mitarbeiterqualifikation in der Elektro- und Elektronikindustrie Lothar Roitner (GF FEEI), Monika Kircher (Obfrau-Stv. FEEI) und Herwig Schneider (GF Industriewissenschaftliches Institut) bei der Präsentation der Studie Studie „Mitarbeiterqualifikation in der Elektro- und Elektronikindustrie". (Foto: K. Rossboth)

Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie präsentierte gestern die Ergebnisse der aktuellen Studie „Mitarbeiterqualifikation in der Elektro- und Elektronikindustrie" des Industriewissenschaftlichen Institutes. Das Ergebnis: 90% der Unternehmen haben Probleme, technische Positionen zu besetzen, in der Branche fehlen bis zu 800 Techniker und nur rund 8% der technischen Fachkräfte sind Frauen, obwohl 87% der Unternehmen gerne mehr Frauen beschäftigen würden.

Die Rekrutierung gestaltet sich – besonders bei weiblichen Technikern  – schwierig. Nur für jedes zehnte Unternehmen läuft die Suche nach technischen Mitarbeitern problemlos ab. Neun von zehn Unternehmen der Elektro- und Elektronikindustrie haben Schwierigkeiten, ihre offenen Stellen zu besetzen – so die Ergebnisse der Studie „Mitarbeiterqualifikation in der Elektro- und Elektronikindustrie“, die gestern präsentiert wurde. Und die Situation wird sich noch weiter verschärfen, wie Monika Kircher, stv. Präsidentin des FEEI, betont: „Jedes dritte Unternehmen erwartet in den kommenden zwei Jahren, dass es noch schwieriger wird – vor allem bei der Suche nach Technikern mit zumindest Maturaniveau.“ Aus den Tiefeninterviews weiß Herwig Schneider, GF des Industriewissenschaftlichen Instituts, wo es besonders eng wird: „Die Suche nach technischem Personal für die Bereiche R&D, Elektrotechnik, Mikroelektronik, technische Physik und Leistungselektronik stellt die Unternehmen vor besondere Herausforderungen.

Auch die Bildung von gemischten Teams fordert die Branche heraus: Nur 8% des technischen Personals sind weiblich, und das, obwohl die Unternehmen hier verstärkt Aktivitäten setzen. „Die Branche tut viel dafür, dass mehr Frauen in die Technik gehen, aber manche Frauen-Programme mussten wieder abgesetzt werden, weil es einfach keine Technikerinnen gab“, so Monika Kircher.

Zwischen 600 bis 800 technische Fachkräfte fehlen

Die EEI setzt auf Aus- und Weiterbildung sowie Kooperationen mit Bildungseinrichtungen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Monika Kircher betont in ihren Ausführungen, dass bereits erfolgreiche Gegenstrategien zum Fachkräftemangel entwickelt wurden: „Unsere Betriebe setzen verstärkt auf interne und externe Weiterbildungsmaßnahmen. So werden bereits im Unternehmen befindliche Mitarbeiter mittels Weiterbildungsmaßnahmen für den nächsten Karriereschritt fit gemacht. Für unsere Großunternehmen ist die Ausbildung von Lehrlingen eine willkommene und effektive Form, um Mitarbeiter genau mit den Qualifikationen auszustatten, die besonders benötigt werden.“

Monika Kircher spricht sich für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Bildungseinrichtungen aus. Ihre Bemühungen in diese Richtung sieht sie durch die Studie bestätigt: „68% der Unternehmen kommen erstmals bei Projekt-, Master- oder Diplomarbeiten mit ihren zukünftigen Mitarbeitern in Kontakt. Diese Allianzen sind somit für beide Seiten gewinnbringend.“

Technische Ausbildung

Techniker sind in der Elektro- und Elektronikindustrie nicht nur in klassischen Technik-Abteilungen wie Produktion, Konstruktion oder F&E beschäftigt, sondern sind auch im Einkauf, Vertrieb oder Marketing gern gesehen. „Die Studie zeigt für mich deutlich, dass eine technische Ausbildung eine sehr gute Investition in die berufliche Zukunft ist, und dass damit alle Türen offen stehen. Auch auf der Managementebene schätzt man die Qualifikationen von technisch gebildeten Mitarbeitern“, so Lothar Roitner, GF des FEEI.

Ausbildungsqualität der Bildungsinstitutionen

„Je höher die Ausbildung, desto zufriedener sind die Unternehmen mit der Qualität.“ Im Ranking ganz vorne liegen Absolventen von HTLs mit 91%. Gefolgt von Universitäts- und FH-Absolventen mit einer Zufriedenheit von 79% bzw. 74%. Dringenden Handlungsbedarf sehen die Unternehmen jedoch bei der Ausbildungsqualität von Berufsschulen, denn ein Viertel der Betriebe ist damit überhaupt nicht zufrieden und nur 11% sind sehr zufrieden. Bemängelt werden hier – neben fehlenden fachlichen Kompetenzen und Grundkompetenzenbesonders soziale Defizite.

Forderungen der Branche an die Politik

Ableitend aus den Ergebnissen der Studie formuliert Monika Kircher die Forderungen der Elektro- und Elektronikindustrie an die Bildungspolitik: „Für die Branche ist es essentiell, dass Pflichtschulabsolventen die Grundfertigkeiten in Lesen, Schreiben und Rechnen beherrschen. Hier gilt es, bereits erfolgreiche Projekte breitflächig anzusetzen. Wir sprechen uns auch klar dafür aus, dass Naturwissenschaften und Technik verstärkt in die Lehrpläne Einzug finden.“ Monika Kircher plädiert weiters dafür, dass die Ausbildungsqualität der HTL erhalten bleibt und dass hier ausreichend Fachpädagogen ausgebildet werden. Abschließend fordert sie Bildungspolitiker auf, parteipolitische Interessen zurückzustellen und die vorhandenen Expertenkonzepte rasch umzusetzen.

Zur Studie

Das Industriewissenschaftliche Institut hat im Auftrag des FEEI dessen Mitgliedsunternehmen befragt. Dabei wurden im Sommer 2012 92 Fragebögen ausgewertet, dies entspricht einer Rücklaufquote von 36%. Die Studie ist somit repräsentativ für die Branche. Die Ergebnisse dieser schriftlichen Befragung wurden durch 18 Tiefeninterviews ergänzt. Abschließend wurden im Dezember 2012 Telefoninterviews zu den Fragen Technikermangel und Diversity-Management durchgeführt.

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Kommentare (1)

  1. Studienergänzung

    Wenn, man im Zuge der Studienerstellung auch noch gleich das aktuelle Bezahlungsniveau für „dringend gesuchte“ Techniker-innen erhoben hätte, wäre einer der Gründe für den Technikermangel auch gleich mit geliefert worden.

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