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Sonntag, 28. April 2024
Überraschende Diskrepanzen festgestellt

„Sicher Daheim” untersucht Wohnsicherheit in Wien

E-Technik | Wolfgang Schalko | 17.02.2014 | |  Archiv
Vlnr: J. Burgstaller (IM Tischler und holzgestaltende Gewerbe), K.-H. Bradavka (BBGO Alarmanlagenerrichter), J. Witke (Stv. Obm. Sparte Gewerbe und Handwerk), H. Mager (IM Dachdecker, Glaser und Spengler) und G. Senft (IM Metalltechniker). ©WKW/Weinwurm
Vlnr: J. Burgstaller (IM Tischler und holzgestaltende Gewerbe), K.-H. Bradavka (BBGO Alarmanlagenerrichter), J. Witke (Stv. Obm. Sparte Gewerbe und Handwerk), H. Mager (IM Dachdecker, Glaser und Spengler) und G. Senft (IM Metalltechniker). ©WKW/Weinwurm

Im internationalen Vergleich wird Wien als sichere Stadt und als eine mit höchster Lebensqualität angesehen. Doch fühlen sich die Bewohner sicher? Die Wirtschaftskammer Wien, Sparte Gewerbe und Handwerk, hat bereits zum zweiten Mal die tatsächliche Stimmungslage der WienerInnen erhoben und die konkreten Bedürfnisse analysiert. Im Fokus der Befragung standen neben der Einschätzung zu diesem Thema und den schon getroffenen sowie noch geplanten Sicherheitsvorkehrungen der Informationsstand zu Wohnsicherheit und Einbruchschutz sowie das Interesse an einem Sicherheitscheck

Bereits 2010 haben Experten der Wirtschaftskammer Wien die Sicherheitsplattform „Sicher daheim. Sicher in Wien“ (www.sicherdaheim.at) ins Leben gerufen. Dahinter stehen fachkundige Anbieter sicherheitsrelevanter Gewerbe, wie Tischler, Schlosser, Glaser, Alarmanlagenerrichter und Berufsdetektive, die ihre Kompetenzen bündeln. Das erklärte Ziel war und ist es, den Konsumenten für effektive Einbruchvorsorge zu sensibilisieren, ihm kompakte Information, produktneutrale Beratung gepaart mit optimaler Umsetzung eines wirksamen Einbruchsschutzes anzubieten. Zudem finden Konsumenten auf diesem Portal Fachleute, die eine produktneutrale Beratung sowie individuell angepasste Lösungen anbieten.

Studie „Wohnsicherheit Wien 2014″
Die Onlinestudie „Wohnsicherheit Wien 2014″ wurde von 7. bis 31. Jänner 2014 durchgeführt. Der Rücklauf war enorm. Es machten rund 1.750 Personen bei der Befragung mit, ca. dreimal so viele wie 2010 (n = 572).
Fest steht: Die Wohnsicherheit wird unterschiedlich wahrgenommen. Mehr als ein Drittel der Wiener Bevölkerung schätzt 2014 die allgemeine Wohnsicherheit in Wien sehr hoch bzw. hoch ein und rund 40% halten sie für ausreichend. Fast ein Viertel hingegen stuft sie als schlecht bzw. sehr schlecht ein. Positiv ist, dass sich im Vergleich zu den Ergebnissen von 2010 eine leichte Tendenz zu einem Gefühl einer höheren Wohngeborgenheit zeigt. Anders bewerten das die Opfer von Wohnungseinbrüchen. Hier ist das Empfinden insgesamt deutlich niedriger als bei Wienern, bei denen noch nicht eingebrochen wurde. Für mehr als ein Drittel der Betroffenen ist die Wohnsicherheit in Wien schlecht oder sehr schlecht. Im Vergleich dazu ist es nur fast ein Fünftel der Nicht-Einbruchsopfer, welche die Wohnsicherheit in Wien als schlecht oder sehr schlecht einstufen. Auch Wienern, die in einem Haus oder Reihenhaus wohnen, beurteilen die Wohnsicherheit deutlich schlechter als Bewohner von Wohnungen.

Alarmierende Zahlen bei der Einbruchswahrscheinlichkeit
Mehr als ein Viertel (28%) der Wienerinnen und Wiener rechnet mit einem Langfinger im Eigenheim innerhalb des nächsten Jahres(!!). Diese Tendenz hat sich seit 2010 erhöht (28% vs. 22%). Das Sicherheitsgefühl von Frauen ist schlechter als jenes der Männer, denn mehr Wienerinnen als Wiener befürchten einen Wohnungseinbruch im nächsten Jahr (30% vs. 27%). 78% der Wiener Bevölkerung schmerzt im Falle eines Einbruchs der Verlust des persönlichen Sicherheitsgefühls am meisten. An zweiter Stelle (65 %) liegt das Abhandenkommen von Dokumenten.
Als beliebteste Sicherheitsvorkehrung gegen Einbrüche geben 65% der Wienerinnen und Wiener den Abschluss einer Versicherung an. An zweiter Stelle folgt das Schließen der Fenster (57%), dahinter ein Sicherheitsschloss (55%) und 47% lassen während ihrer Abwesenheit den Briefkasten entleeren. 38% der Wiener geben an, eine Sicherheitstüre zu besitzen, 20% nutzen eine Alarmanlage als Sicherheitsvorkehrung. Einbruchsopfer treffen insgesamt mehr Sicherheitsvorkehrungen als Nicht-Einbruchsopfer. Insbesondere werden mehr Versicherungen abgeschlossen (68% vs. 63%), öfter Sicherheitsschlösser verwendet (59% vs. 53%) und es wird öfter in Alarmanlagen investiert (25% vs. 17%). Wiener mit Reihenhaus/Haus treffen ebenfalls mehr Vorkehrungen als Wohnungsbesitzer/-mieter – dieser Trend ist bei fast allen Antwortoptionen zu erkennen. Im Vergleich zu 2010 sind 2014 tendenziell weniger Maßnahmen für die eigene Wohnsicherheit geplant.
Der Hauptauslöser für Investitionen in den Diebstahlschutz ist für fast die Hälfte der Befragten ein Einbruch in die eigenen vier Wände oder bei Familie/Bekannten/in der Nachbarschaft. Rund ein Drittel geben an, dass sie nach Feststellung von Sicherheitsmängeln durch Experten bereit wären, Geld in die eigene Wohnsicherheit zu investieren. Mechanische Lösungen werden im Vergleich zum Jahr 2010 im Jahr 2014 noch stärker bevorzugt (57% vs. 52%). Je älter die Befragten, desto mehr geben elektronische Lösungen das meiste Sicherheitsgefühl.

Über Förderungen bei Investitionen zum Einbruchschutz
Der Bedarf nach Informationen und Beratungsmöglichkeiten zum Thema Einbruchschutz ist groß. Für 46% der Wiener Bevölkerung sind diese Auskünfte und Beratungen wichtig, für 17% sehr wichtig. 45% der Wienerinnen und Wiener fühlen sich zum Thema „Förderungen zu Investitionen beim Einbruchschutz“ schlecht informiert. 27% meinen sogar, dass sie sehr schlecht informiert sind. Die Polizei wird als Informationsquelle häufiger in Anspruch genommen, als dies im Jahr 2010 der Fall war (28% vs. 23%). Frauen vertrauen stärker in die Polizei (71% vs. 63%) und in Broschüren zum Thema (28% vs. 19%) als Männer. Männer bauen vergleichsweise mehr auf das Internet (16% vs. 8%). Der Polizei wird mit Abstand am meisten Zutrauen geschenkt, wenn es um die Bereiche Wohnsicherheit und Einbruchschutz geht. 66% der Befragten geben dies an. Große Gewissheit genießen gewerbliche Fachbetriebe, die mit 42% an zweiter Stelle dieser Wertung liegen.
78% der Befragten bekunden ihr Interesse an einem Sicherheitscheck des Eigenheimes durch einen unabhängigen Experten. 52% der Wienerinnen und Wiener würden einen solchen im Eigenheim durchführen lassen, wenn er kostenlos ist. Immerhin noch 21% würden dies tun, wenn der Preis bei einer Entscheidung für eine Sicherheitsvorkehrung abgezogen werden könnte. Bei einem Sicherheitscheck legen die Befragten besonderen Wert auf verkaufsneutrale Beratung (70% Nennungen). Ebenso soll dieser von einem Sicherheitsexperten durchgeführt werden (63%). Der Erhalt eines Berichts mit konkreten Empfehlungen (46%) und die ganzheitliche Betrachtung der Sicherheit des Eigenheims (45%) sind weitere wichtige Elemente.

Neuer Sicher Daheim-Koordinator
Ein wirksamer Einbruchschutz bedarf mehrerer ineinandergreifender und einander ergänzender Maßnahmen. Dieses Zusammenspiel ist Laien oft nicht bewusst. Sie setzen oftmals nur eine Einbruchsschutzmaßnahme, die aber unter Umständen ungeeignet oder allein nicht ausreichend ist, also nur trügerische Sicherheit vorgaukelt. Der Sicher Daheim-Koordinator ist ein branchenübergreifend geschulter, zur Vertraulichkeit verpflichteter Einbruchsschutzexperte der Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Wien. Als ausgesuchter Spezialist in seinem Fach hat er gezielte Schulungen durchlaufen. Egal, ob es um elektronischen oder mechanischen Einbruchsschutz geht, er kennt alle nötigen Schutzmaßnahmen, er kennt alle Tricks. Seine Aufgabe ist es, vor Ort in einem Haus oder einer Wohnung eine objektbezogene Risikoanalyse durchzuführen, auf die individuelle Situation des Kunden einzugehen und gezielte Maßnahmen für einen mechanischen und elektronischen Einbruchschutz vorzuschlagen. Anhand einer Checkliste wir die standardisierte Vorgehensweise gewährleistet.
Die Ergebnisse der Analyse münden in einem bestmöglichen Sicherheitskonzept, das gemeinsam mit dem Kunden durchgesprochen wird. Auf Wunsch kann der Sicher Daheim-Koordinator den Konsumenten weiterbegleiten: er holt für ihn aus einem Pool gelisteter Unternehmen Angebote ein und steht ihm bei der Abwicklung zur Seite. Nach Abschluss aller Arbeiten überprüft, bestätigt und dokumentiert der Experte die normgerechte Umsetzung für eine maximale Einbruchsicherheit. Die mit der Umsetzung betrauten Unternehmen werden aus einem Pool ausgewählt. Die am Pool beteiligten Unternehmen haben sich freiwillig zu besonders hohen Qualitätsstandards, zu strengster Einhaltung aller Richtlinien und Normen und vor allem zu regelmäßiger Weiterbildung verpflichtet,  z.B. bei Schlossereibetrieben „KEO“ – Kuratorium für Einbruchschutz und Objektsicherung – oder bei den Alarmanlagenerrichtern die Betriebe der „e-Marke„.
Die Kosten für die objektbezogene Risikoanalyse belaufen sich auf 120 Euro. In dem Betrag sind Analyse vor Ort, Wegzeit und schriftlicher Maßnahmenkatalog inkludiert. Wenn der Kunde den Sicher Daheim-Koordinator mit der Einholung und Prüfung der Angebote (jeweils drei), die er mit dem Kunden bespricht und nach Abschluss aller Arbeiten mit der Endkontrolle betraut kostet das weitere 240 Euro. Die mit der Umsetzung des Maßnahmenpaketes betrauten Firmen kommen dem Kunden bei einem Auftragsvolumen ab 1.500 Euro netto mit Rabatten von 5%, maximal jedoch 240 Euro entgegen, sodass der Kunde seine Ausgaben für den Sicher Daheim-Koordinator gleichsam zurückbekommt.

Triste Fördersituation in Wien
Der Schutz des Eigenheims vor Einbrechern ist grundsätzlich mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden. Hinzu kommt, dass die Fördersituation in Wien für Vorsorgemaßnahmen zum Einbruchschutz im Vergleich zu anderen Bundesländern, wie z.B. Niederösterreich, absolut unbefriedigend ist. Die Stadt Wien unterstützt ausschließlich den Einbau von Sicherheitstüren, wobei höchstens 20% der Kosten übernommen werden.
Die Auslagerung von Sicherheitsmaßnahmen erfolgt daher immer mehr in die private Verantwortung. Die Sparte Gewerbe und Handwerk sieht somit die Politik in der Pflicht, die Einbruchsvorsorge optimal zu fördern. Ein sinnvolles Fördermodell wäre demnach z.B. die Sicherheitsinvestitionskosten der Familien zur Hälfte nicht rückzahlbar zu fördern und die restliche Hälfte steuerlich absetzbar zu machen.

 

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