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Samstag, 4. Mai 2024
Creditreform KMU-Umfrage

„Geschäftslage weiter verschlechtert“

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 11.06.2014 | |  Archiv
Die Geschäftserwartungen sind im Mittelstand sehr verhalten. „Eine kräftige Konjunkturbelebung ist nicht zu erwarten“, so Creditreform. (Foto: Gerd Altmann/ www.pixelio.de) Die Geschäftserwartungen sind im Mittelstand sehr verhalten. „Eine kräftige Konjunkturbelebung ist nicht zu erwarten“, so Creditreform. (Foto: Gerd Altmann/ www.pixelio.de)

Creditreform hat wieder rund 1.700 österreichische KMU nach der aktuellen Wirtschaftslage und den zukünftigen Erwartungen für die kommenden Monate befragt. Die Ergebnisse zeigen: Die Stimmung sinkt weiter. Auch die Auftragsentwicklung zeigt sich weiter negativ, der Frühjahrsaufschwung ist erneut ausgeblieben. Daher befindet sich die Umsatzentwicklung weiterhin im roten Bereich. Auftrags- und Umsatzerwartungen gehen weiter zurück.

Wie Experten meinen, beginnt sich die Wirtschaft in der Euro-Zone allmählich zu erholen. Allerdings verläuft dieser Prozess in den einzelnen Ländern unterschiedlich und wie die aktuelle Creditreform-Umfrage zeigt, zählt Österreich dabei nicht zur Spitzengruppe. „Im vergangenen Jahr legte das hiesige Bruttoinlandsprodukt nur leicht um 0,3% zu. Auch in den ersten Monaten des laufenden Jahres blieb der Aufschwung bislang verhalten“, so Creditreform.

Die schwache Konjunktur drückt natürlich auf die Stimmungslage der mittelständischen Unternehmen. Das Creditreform Klimabarometer (als Stimmungsindikator der Unternehmen), das Aussagen zur Geschäfts- und Konjunkturlage sowie zu den Erwartungen vereint, hat sich weiter verschlechtert: „4,8 Punkte wurden heuer erreicht. Im Frühjahr 2013 waren es 8,5 Punkte. Dabei beurteilen die befragten 1.700 Unternehmen ihre aktuelle Lage schlechter als vor einem Jahr. Auch die Zukunftserwartungen sind pessimistischer als noch im Frühjahr 2013.“

Creditreform zeigt auf, dass der konjunkturelle Aufschwung, der sich an die Rezession von 2009 anschloss, spätestens im Herbst 2012 zum Erliegen kam. Seitdem haben sich die Stimmungsindikatoren verschlechtert. So spürt auch die mittelständische Wirtschaft Österreichs, dass die wirtschaftliche Situation vieler Länder in Europa nach wie vor angeschlagen ist. Auch im Inland sind Nachwirkungen der Finanzkrise wahrzunehmen: „Die Binnennachfrage konnte keine Wachstumsimpulse setzen. Noch sind die Stimmungsäußerungen der befragten Unternehmen aber mehrheitlich positiv und der Indikator hält sich über der Nulllinie“, so da Ergebnis.

Deutlich verschlechtert hat sich die Geschäftslage im Baugewerbe (9,6 Punkte letztes Jahr, 1,1 Punkte heuer). Schwächer fielen die Bewertungen auch im Handel aus. Die Geschäftslage im Handel lag vor einem Jahr noch bei 11,6 Punkten, heuer waren es 6,5 Punkte.

Vergleichsweise pessimistisch wird auch die weitere Geschäftsentwicklung beurteilt. Im Baugewerbe rutschten die Erwartungen diesmal ins Minus (-4,7 Punkte), nachdem die Erwartungen im vergangenen Frühjahr noch recht optimistisch ausfielen (11,3 Punkte). Zurückhaltender waren die Erwartungen auch im Handel. Der Wert sank von 10,3 auf 6,2 Punkte. „Insgesamt sind die Geschäftserwartungen im Mittelstand sehr verhalten. Eine kräftige Konjunkturbelebung ist nicht zu erwarten“, so Creditreform.

Auftragsentwicklung – „kaum Besserung in Sicht“

„Die Entwicklung der Auftragseingänge im Mittelstand ist ein Spiegelbild der derzeit schwachen Konjunktur“, so das Fazit des Kreditversicherers. 28,4% der befragten Unternehmen verbuchten sinkende Auftragseingänge. Nur gut ein Fünftel der Befragten (22,6%) berichtete von mehr Aufträgen.

Nicht zufriedenstellend ist die Auftragslage vor allem im Baugewerbe: 36,8% der Befragten verzeichneten rückläufige Aufträge. Nur 13,7% meldeten eine Steigerung der Auftragseingänge. Im Handel ist die Auftragslage dagegen günstiger: Der Anteil der Unternehmen, die mehr Aufträge verbuchen konnten überwiegt knapp.

Die weitere Auftragsentwicklung wird von den mittelständischen Unternehmen weit weniger günstig beurteilt als vor einem Jahr. Noch knapp ein Viertel (23,1%) rechnet mit einem Anstieg. Zum Vergleich: Vor einem Jahr äußerten sich 29,7% der Befragten optimistisch. Gleichzeitig rechnen heuer 16,9% mit einer Verschlechterung der Auftragslage (Vorjahr: 15,2%).

Umsatzentwicklung – weniger Optimisten als im Vorjahr

„Die wirtschaftliche Dynamik in Österreich stagnierte in den letzten Monaten bestenfalls, und die schwache Konjunktur drückte auf die Umsätze im Mittelstand“, sagt Creditreform. Noch gut einem Viertel der Unternehmen (26,6%) gelang es, den Umsatz gegenüber Herbst 2013 zu steigern. Der Handel sticht dabei mit 33,0% positiv heraus.

Die Umsatzentwicklung im Mittelstand war wie im vergangenen Frühjahr verhalten. Weiterhin überwiegt der Anteil der Unternehmen, die Einbußen verzeichneten. Im Vorjahr fiel das Minus allerdings noch deutlicher aus. Insofern hat sich die Umsatzlage, wie Creditreform aufzeigt, stabilisiert – „ein echter Frühjahrsaufschwung ist allerdings nicht zu erkennen.“Übrigens: Einen positiven Wert verzeichnet heuer allein der Handel. In den übrigen Wirtschaftsbereichen überwiegen die negativen Umsatzmeldungen.

Weitere Umsatzentwicklung

Laut Creditreform ist der Optimismus im Mittelstand noch intakt. Die Unternehmen beurteilen die weitere Umsatzentwicklung allerdings merklich verhaltener als vor einem Jahr. Ein Viertel der Befragten (25,9%) rechnet mit Umsatzsteigerungen. Im vergangenen Frühjahr waren es noch 32,0%. Zuversichtlich sind die Umsatzprognosen im Handel, wo 29,6% der Befragten einen Umsatzanstieg erwarten. Zum Vergleich: Der entsprechende Wert für das Baugewerbe liegt nur bei 18,9%. Creditreform: „Im Mittelstand insgesamt verharrt der Anteil der pessimistischen Äußerungen bei knapp einem Fünftel aller Meldungen (19,1%; Vorjahr: 18,6%).“

Conclusio

Der Kreditversicherer fasst zusammen: „Nach einer kurzen Phase der Erholung in den Jahren 2010 und 2011 schwindet die Stimmung in den österreichischen KMU. Noch überwiegen mit Ausnahme im Bau die positiven Antworten, aber fast alle Parameter zeigen nach unten. Die heimischen Unternehmen verlieren langsam aber stetig ihre Zuversicht. Gefragt sind nun die Unternehmenslenker selbst, sich auf ein schwieriger werdendes Umfeld einzustellen und sich zu rüsten. Einerseits müssen neue Kunden und Märkte erschlossen und an der Effizienz gearbeitet werden, andererseits müssen die eigenen Zahlen stets im Blickwinkel bleiben. Fraglich bleibt, ob die jüngste Zinssenkung der EZB wirklich bei den Unternehmen in Form (billiger) Kredite ankommt. Bonität, Eigenkapitalausstattung, Transparenz in den Zahlen werden aber nach wie vor die Stichworte sein, wenn es um die Frage der Finanzierung geht.

Aber auch die Politik ist gefragt. Neue Steuern und weitere Verschlechterungen des Standortes schaden vor allem den Mittelstand. Die großen Themen Entbürokratisierung und Verwaltungsreform sollten endlich angegangen werden, um den Mut und die Zuversicht der Unternehmen zu stärken.“

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