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Mittwoch, 1. Mai 2024
Bausektor kämpft mit Umsatzeinbußen

WKÖ: Gewerbe- und Handwerkskonjunktur benötigt dringend Impulse

Hintergrund E-Technik | Wolfgang Schalko | 13.01.2015 | |  Archiv

Die Bundessparte Gewerbe und Handwerk geht mit gedämpften Erwartungen ins neue Jahr. Die Konjunktursituation für die Unternehmen habe sich im Vergleich zu den Vorquartalen weiter verschlechtert – insbesondere im gesamten Bausektor, nur die Lebensmittelgewerbe konnten die Position halten.

Bei ihrer heutigen Pressekonferenz zeichnete die Bundessparte Gewerbe und Handwerk – zum wiederholten Male – ein düsteres Stimmungsbild: Demnach sind in den ersten drei Quartalen 2014 die Umsätze bzw. Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahr um 2,7 % gesunken. Das Stimmungsbarometer ist im vierten Quartal weiter gesunken, und zwar im Jahresvergleich von minus 7 Prozentpunkten auf minus 14 Prozentpunkte. Betriebe mit deutlich schlechterer Geschäftslage finden sich im Bereich Bau, aber auch im Kunststoffgewerbe, bei den Karosseriebauern und bei den Mechatronikern. Der Auftragsbestand ist mit minus 6,2 % weiter gesunken. Diese Ergebnisse korrespondieren auch mit dem von 96,1 auf 93,2 Punkte gesunkenen Wirtschaftsklimaindikator der EU-Kommission.
„Es ist anerkennenswert, dass trotz dieser widrigen Umstände und pessimistischen Einschätzungen das Gewerbe und Handwerk seinen Beschäftigtenstand auf Vorjahresniveau halten wird. Die Position als Arbeitgeber Nummer 1 ist dadurch nicht gefährdet, wenngleich mit höherer Bauarbeitslosigkeit zu rechnen sein wird“, betont Walter Bornett, Direktor der KMU Forschung Austria.

Gedämpfte Erwartungshaltung für das Q1/2015

Für die Zukunft erwarten sich noch weniger Unternehmen als bisher steigende Auftragseingänge bzw. Umsätze (1.Quartal 2014: -2 Prozentpunkte, 1. Quartal 2015: – 12 Prozentpunkte). Besonders gedämpft sind die Erwartungen in weiten Bereichen des Bau- und Baunebengewerbes sowie bei den Goldschmieden.
Wegen der anhaltend schlechten Nachfrage ist damit zu rechnen, dass die Unternehmen vermehrt Verluste zu Lasten des Eigenkapitals machen werden. Damit sind nicht nur die Bemühungen der letzten 30 Jahre zum Aufbau konkurrenzfähiger Eigenkapitalquoten bedroht. Auch die Fähigkeit bei einsetzendem Aufschwung zu investieren wird dadurch nachhaltig geschwächt. Insgesamt warnen Bornett und Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der der Wirtschaftskammer Österreich, vor einer weiteren Ausdünnung der Eigenkapitaldecke der Betriebe: Angesichts der Tatsache, dass es rund einem Drittel der Betriebe quer durch alle Branchen nicht gut gehe und mehr als ein Drittel nicht kostendeckend arbeitet, werde sukzessive das Eigenkapital angeknabbert, gerade auch um Personal halten zu können. Dies werde bei einem Aufschwung die Betriebe aber vor deutliche Probleme stellen. „Eine Verschlechterung der Eigenkapitalsituation gepaart mit einer strengen Bonitätsprüfung wird Betreibe dann zu Problemen bei der Finanzierung ihrer Investitionen führen„, warnt Bornett.

Notwendigkeit von Konjunkturmaßnahmen

„Das Gewerbe und Handwerk hält die wachstumsfördernden Maßnahmen der EU und der Bundesregierung für besonders wichtig. Die angekündigte Erhöhung der öffentlichen Investitionen muss aber auch bei den Unternehmen und damit bei den ArbeitnehmerInnen ankommen. Zudem sollten alle Modelle forciert werden, die sich über die Laufzeit der Investitionen auch für die öffentliche Hand rechnen bzw. höhere Einnahmen aus Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen bringen (wie zB die Thermische
Sanierung). Das bedeutet mehr Beschäftigung und einen gestärkten Wirtschaftsstandort Österreich“, so Gewerbe-Obfrau Renate Scheichelbauer-Schuster.

Ein besonders wichtiger Nachfrageimpuls ist dabei der Handwerkerbonus, der zur Bekämpfung von Schwarzarbeit und Konjunkturbelebung dient und 2014 sehr gut angelaufen ist. Die Fördermittel 2014 waren bereits am 19. November 2014 ausgeschöpft. Aufgrund intensiver Verhandlungen konnte eine Vorziehung der Budgetmittel 2015 erreicht werden: Es sind nun alle Anträge förderbar, sofern die Endrechnungen frühestens mit 19.November 2014 datieren und die Arbeitsleistungen bis spätestens 31. Dezember 2015 erbracht und abgeschlossen werden.

Diese neue vorgezogene Förderperiode ist wieder gut angelaufen: Mit Stichtag 7. Jänner 2015 lagen 6.000 Anträge mit einem Förderbarwert von mehr als 2,3 Mio. Euro vor. Daher ist wieder damit zu rechnen, dass auch 2015 die Fördermittel vorzeitig ausgeschöpft sein werden. Da sich die Fördermaßnahme durch das erhöhte Steueraufkommen gegenfinanziert, setzt sich das Gewerbe und Handwerk dafür ein:

  • die Förderhöhe von 600 Euro auf 1.200 Euro zu erhöhen
  • die Budgetdeckelung zu beseitigen, was aus den nicht ausgeschöpften Mitteln der Wohnbauoffensive vorfinanziert werden könnte
  • und den Anwendungsbereich auf Leistungen im Neubau sowie im Außenbereich von Wohngebäuden zu erweitern.

Nationaler Qualifikationsrahmen

In Deutschland wird die Meisterqualifikation im deutschen Qualifikationsrahmen der gleichen Niveaustufe 6 zugeordnet wie der Bachelorabschluss. Österreich hinkt nach, es fehlt an der österreichischen Umsetzung des Europäischen Qualifizierungsrahmens. „Ich appelliere an die Frau Bildungsministerin umgehend den österreichischen Qualifikationsrahmen mit Level 6 für die österreichische Meisterprüfung zu verankern“, fordert Renate Scheichelbauer-Schuster. „Wir können es nicht akzeptieren, dass österreichische ArbeitnehmerInnen mit Zeugnissen von Meister- und Befähigungsprüfungen bei Bewerbungen gegenüber anderen EU-Bürgern benachteiligt werden. Gleiches gilt für österreichische Unternehmen, die deshalb bei öffentlichen Aufträgen im Ausland benachteiligt werden.“

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