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Montag, 29. April 2024
Unternehmensberater A.T. Kearney sieht Wirtschaftsstandort in Gefahr

Zu großer Preiskampf drückt auf Netzqualität

Telekom | Dominik Schebach | 09.12.2015 | |  Archiv
Der harte Wettbewerb und die Konzentration der Kunden auf den Preis hat langfristige Auswirkungen auf die Qualität der Netze. (Foto: Joachim Kirchner/pixelio.de) Der harte Wettbewerb und die Konzentration der Kunden auf den Preis hat langfristige Auswirkungen auf die Qualität der Netze. (Foto: Joachim Kirchner/pixelio.de)

Folgt man der Bewertung von A.T. Kearney, dann droht Österreich bei der digitalen Nutzung der Abstieg zu den europäischen Schlusslichtern. Die Begründung des internationalen Unternehmensberaters beinhaltet vor allem für die heimischen Netzbetreiber eine unangenehme Botschaft: Der Preiskamp der Betreiber hätte die Nutzungsbereitschaft für digitale Angebote in Österreich stark geschwächt. – Mit der Folge, dass notwendige Mittel für weitere Investitionen fehlen.

Österreich droht in der digitalen Nutzung zu den europäischen Schlusslichtern zurückzufallen. Die Netzbetreiber müssen den Kunden exklusive Inhalte, Orientierung und Sicherheit im Internet bieten sowie sich über Qualität und Geschwindigkeit des Netzes differenzieren“, sagt Dr. Florian Dickgreber, Partner bei A.T. Kearney. „Der reine Fokus auf den Preiswettbewerb hat die traditionelle österreichische Pionierstellung im Mobilfunk bereits nachhaltig beeinträchtigt. Österreich liegt im internationalen Vergleich bei digitaler Nutzung und den Ausgaben für mCommerce zurück.“ Auf dem Spiel stehe nach Ansicht von A.T. Kearney dabei nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Telekommunikationsanbieter, sondern auch die Qualität der digitalen Infrastruktur.

Die Aussage von A.T. Kearney beruht auf einer Befragung von rund 15.000 Telekommunikationskunden in Europa und den USA. Sie wurden zu ihren digitalen Nutzungsgewohnheiten befragt. Demnach hätte der  Preiskampf bewirkt, dass österreichische Nutzer ihre Telekommunikationsunternehmen überwiegend als kostengünstige Anbieter von Breitbandverbindungen betrachten. Entsprechend gering sei die Bereitschaft, Ausgaben für Apps, exklusive Inhalte wie PayTV oder Video on Demand zu tätigen.

Für die Betreiber stellt Beurteilung von A.T. Kearny ein Dilemma dar. Denn die Kunden sehen offensichtlich die hohe Qualität der Netzversorgung als gegeben an und sind nicht bereit, dafür zusätzlich Geld auszugeben. Damit fehlen langfristig aber die weiteren Mitteln für den Netzausbauwas auch Auswirkungen für den Wirtschaftsstandort hat. Einziger Lichtblick: Gegenüber Anbietern, die ihre Kunden sicher und einfach durch die digitale Welt lotsen, scheint die Ausgabenbereitschaft höher zu sein. Allerdings wissen die Betreiber dieses Potenzial noch nicht für sich zu nutzen.

Regionale Spezialisierung als Chance

Dass die Situation nicht hoffnungslos ist, zeigen Beispiele aus den USA, Schweden oder der Schweiz. Dort ist es den Betreibern mit maßgeschneiderten Angeboten gelungen, die Kaufbereitschaft der Kunden zu erhöhen. „Die österreichischen Unternehmen müssen jetzt die Chance nutzen, ihren Kunden exklusive und regionale Inhalte anzubieten sowie einen hervorragenden Datenschutz nach österreichischen Standards beispielsweise für private Cloud-Angebote zu schaffen“, empfiehlt Dickgreber. „Auch Produkte mit differenzierter Netzgeschwindigkeit und Qualität werden in der Zukunft einen entscheidenden Unterschied machen. Bieten die Netzbetreiber dann auch ihren Kunden einfache Orientierung und Hilfestellungen für die digitale Welt, sind sie auf dem richtigen Weg, dieses Wachstum für sich zu erschließen.“

Handlungsbedarf sieht Dickgreber auch auf anderer Seite: „Politik und Regulierung müssen endlich erkennen, dass eine reine Fokussierung auf die Senkung der Preise zwar populär aber nicht nachhaltig ist. Eine ganzheitliche Perspektive, die auch die Nutzung digitaler Angebote einbezieht, ist dringend notwendig.“ Hierzu gehört auch eine Gleichbehandlung von Over-the-Top Anbietern wie Amazon und Google und den heimischen Telekommunikationsanbietern in puncto Datenschutz, Produktbündelung und Quersubventionierung. Nur dann haben die hiesigen Unternehmen die entsprechenden Umsätze für sich zu sichern und in die Infrastruktur zu reinvestieren.

 

Analyse:

Prinzipiell muss man festhalten, dass in Österreich nicht nur ein Preis- sondern auch ein Qualitätswettbewerb tobt, wie zB auch der jüngste Connect-NEtztest gezeigt hat. Die Studie von A.T. Kearney ist dennoch Wasser auf den Mühlen der Betreiber, wenn es um die Regulierung von Telekom-Diensten geht. Gleichzeitig wird auch die Bedeutung von Zusatzdiensten für die Anbieter hervorgestrichen. Mit der Netzinfrastruktur alleine kann kein Mobilfunker mehr genügend Geld für den notwendigen Ausbau und Betrieb verdienen.  Die Betreiber werden daher stärker als  bisher versuchen, Zusatzdienste und maßgeschneiderte Angebote auf den Markt zu bringen, was natürlich zusätzliche Anforderungen aber auch Chancen für den EFH bedeutet. 

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