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Mittwoch, 1. Mai 2024
Viele Gründe für kürzere Nutzung von Elektrogeräten

Kein Beweis für geplante Obsoleszenz

Telekom Hintergrund Hausgeräte | Dominik Schebach | 16.02.2016 | Bilder | |  Archiv
Eine geplante Obsoleszenz konnten die Studienautoren nicht finden, vielmehr verkürzen oft schnellere Produktzyklen und Konsumentenwünsche die Nutzungsdauer von Elektrogeräten. (Foto: Karl-Heinz Laube/www.pixelio.de) Eine geplante Obsoleszenz konnten die Studienautoren nicht finden, vielmehr verkürzen oft schnellere Produktzyklen und Konsumentenwünsche die Nutzungsdauer von Elektrogeräten. (Foto: Karl-Heinz Laube/www.pixelio.de)

Seit dem Jahr 2012 kocht das Thema geplante Obsoleszenz immer wieder hoch. Vergangenes Jahr hat das deutsche Umweltbundesamt eine Studie in dazu in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Elektrogeräte werden immer kürzer genutzt. Aber eine geplante Obosleszenz mittels bewusst verwendeter minderwertiger Komponenten konnte nicht festgestellt werden. Vielmehr ist es ein ganzer Mix aus Gründen, der die Konsumenten zu einem vorzeitigen Austausch ihrer Geräte veranlasst.

Laut der detailierten Studie des Öko-Instituts e.V. und der Universität Bonn zu Konsumverhalten, Austauschgewohnheiten sowie den Ursachen von Defekten bei Elektro- und Elektronikgeräten sind es gerade im Bereich der UE und Informationstechnik – sprich Smartphones – Technologiesprünge, die einen Neukauf auslösen. Das gilt auch in WW. Bei einem Drittel der Befragten der Wunsch nach einem besseren Gerät ausschlaggebend für eine Neuanschaffung. Gleichzeitig haben die Autoren der Studie allerdings festgestellt, dass der Anteil der Haushaltsgroßgeräte, die aufgrund eines Defekts bereits innerhalb der ersten fünf Jahre ersetzt wurden, von 3,5 Prozent im Jahr 2004 auf 8,3 Prozent im Jahr 2013 gestiegen sei. Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der Studie zeigt dann auch, dass rund ein Drittel der Befragten unzufrieden mit der Lebensdauer der Produkte waren.

Aus ökologischer Sicht sei für das deutsche Umweltbundesamt nicht hinnehmbar. Denn kurzlebige Produkte belasten nach Berechnungen des UBA die Umwelt deutlich stärker, als Produkte mit langer Lebensdauer. So liege der Energieaufwand über den gesamten Lebenszyklus einer Waschmaschine bei einem fünfjährigen Gerät um 40% als bei einer Waschmaschine, die 20 Jahre durchhält – und da sei eine mögliche bessere Energieeffizienz schon berücksichtig laut UBA.

Eine gezielte kurze Produktlebensdauer konnten die Wissenschaftler der Universität Bonn aber nicht nachweisen. Allerdings kalkulieren nach Ansicht der Studienautoren die Hersteller mit einer bestimmten Produktlebensdauer, die sich nach Zielgruppe, Einsatzbereich und Produktzyklen richte. So treibe der Innovationszyklus bei Fernsehern auch das Austauschverhalten der Kunden. Gleichzeitig gehe der schnelle Zyklus zu Lasten der Produktqualität, da Geräte nur noch auf bekannte Schwachstellen getestet würden.

UBA-Präsidentin Maria Krautzberger fordert deswegen in unserem Nachbarland eine Mindestlebensdauer von Produkten sowie eine Verhaltensänderung bei den Verbrauchern: „Viele Geräte haben eine zu kurze Lebensdauer. Aus ökologischer Sicht ist das nicht akzeptabel. Die Herstellung der Produkte verbraucht wertvolle Ressourcen; Schadstoffe und Treibhausgase belasten Umwelt und Klima. Wir müssen über Mindestanforderungen an Produktlebensdauer und Qualität nachdenken – eine Art Mindesthaltbarkeit für Elektro- und Elektronikgeräte. Gleichzeitig werden viele Geräte ersetzt, obwohl sie noch gut funktionieren. Es ist daher genauso wichtig, dass Verbraucherinnen und Verbraucher Produkte länger nutzen.“

So sollte ihrer Ansicht nach eine Kennzeichnung zur Mindestlebensdauer eines Produktes zur Transparenz am Markt beitragen. Daneben müsse auch die Reparierbarkeit der Produkte sichergestellt werden. Von den Verbrauchern wiederum fordert sie, dass diese die Weiternutzung ihrer Geräte im Augen behalten. Nicht zuletzt könnte – nach den Wünschen von Krautzberger – die öffentlich Verwaltung mit Vorschriften eine Mindestlebensdauer der Elektrogeräte sicherstellen.

Fazit

Man kann hoffen, dass die Studie des Öko-Instituts und der Universität Bonn die unselige Diskussion um die geplante Obsoleszenz jetzt beendet und die Diskussion um die Nutzungsdauer von Elektrogeräten versachlicht. Hört man sich aber die Forderungen des UBA an, dann wird die Frage nach der Mindestlebensdauer uns wohl noch länger begleiten.

Für Highend-Hersteller mag die verpflichtende Kennzeichnung der Mindestlebensdauer durchaus Vorteile bringen. Sie könnten stärker als bisher das Qulaitätsargument ausspielen.  Für die Branche als Ganzes würde sie allerdings einen zusätzlichen bürokratischen Aufwand bedeuten.

Bilder
Immerhin ein Drittel der Endverbraucher war mit der Lebensdauer der Geräte unzufrieden. (Grafik: Umweltbundesamt.de)
Immerhin ein Drittel der Endverbraucher war mit der Lebensdauer der Geräte unzufrieden. (Grafik: Umweltbundesamt.de)
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